Nachdem Trump mit der Todesstrafe gedroht hat, schlägt Senator Mark Kelly zurück. Der US-Präsident flutet kurz darauf Truth Social.
„Völlig außer Kontrolle“Trump kassiert zwölfminütige „Breitseite“ – und gerät in Social-Rausch

US-Präsident Donald Trump hat innerhalb weniger Stunden mehr als 160 Beiträge bei Truth Social veröffentlicht. (Archivbild)
Copyright: Brendan SMIALOWSKI / AFP
Vor wenigen Tagen hatte US-Präsident Donald Trump ihm mit der Todesstrafe gedroht, nun hat Mark Kelly mit einer rund zwölfminütigen Rede zurückgeschlagen – und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. Bei einer Pressekonferenz im US-Kapitol rechnete der demokratische Senator am Montag mit Trump und seinem „Kriegsminister“ Pete Hegseth ab.
„Trump versucht, mich zum Schweigen zu bringen, indem er mir droht, mich zu töten, weil ich die Wahrheit sage“, sagte Kelly und kündigte an: „Das wird ihm nicht gelingen.“ Der US-Präsident sei „zu weit gegangen“, erklärte der Senator kampfeslustig. Trump sei bisher oftmals mit seiner Einschüchterungstaktik durchgekommen. „Aber jetzt nicht mehr, denn ich werde das nicht zulassen. Das amerikanische Volk wird das nicht zulassen.“
Mark Kelly attackiert Pete Hegseth: „Als wäre er ein Zwölfjähriger“
Hegseth sprach Kelly derweil gänzlich die Eignung für das Ministeramt ab – der Verteidigungsminister sei „historisch unqualifiziert“ und renne „auf der Bühne herum, als wäre er ein Zwölfjähriger, der Krieg spielt“, erklärte der US-Senator. Hegseth sei kein „seriöser Mensch“, befand Kelly.
„Er hätte nach Signal-Gate gefeuert werden müssen. Und danach jeden einzelnen Tag“, hieß es weiter. „Das ist lächerlich, es ist peinlich – und ich will mir nicht vorstellen, was unsere Verbündeten denken, wenn sie diesen Mann in dieser Position sehen, einer der wichtigsten Positionen in unserem Land.“
Avanciert Mark Kelly zum Präsidentschaftskandidaten?
In US-Medien war nach Kellys Auftritt derweil von einer „bemerkenswerten Rede“ inklusive einiger „Breitseiten“ die Rede. In den sozialen Netzwerken erkannten manche Nutzerinnen und Nutzer unterdessen Potenzial für eine Präsidentschaftskandidatur des Senators, der in der letzten Woche US-Soldaten daran erinnert hatte, dass sie illegale Befehle nicht befolgen müssen.
Trump hatte Kelly und fünf andere demokratischen Politiker, die ihre Warnung gemeinsam in einem Video veröffentlicht hatten, daraufhin mit Tiraden überzogen und von „Aufruhr“ gesprochen. Darauf stehe die Todesstrafe, verkündete der wütende US-Präsident. Später schwächte er seine Aussagen wieder ab. Hegseth leitete unterdessen eine Untersuchung gegen Kelly, einen ehemaligen Kampfpiloten und NASA-Astronauten mit Veteranenstatus, ein.
Pete Hegseth in Bedrängnis: Tötungsbefehl gegeben?
Gleichzeitig gerät der von Trump zum „Kriegsminister“ umbenannte Hegseth immer mehr in Bedrängnis – ausgerechnet wegen Vorwürfen, die zur Warnung der demokratischen Politiker vor illegalen Befehlen zu passen scheinen. Nach einem Bericht der „Washington Post“ soll Hegseth beim ersten der amerikanischen Angriffe auf mutmaßliche Drogenschmuggler in den Gewässern vor Venezuela vor einigen Wochen einen illegalen zweiten tödlichen Schlag angeordnet haben.
Senator Kelly hatte daraufhin angekündigt, die Vorwürfe im US-Senat untersuchen zu wollen. Hegseth bestreitet einen entsprechenden Befehl gegeben zu haben. Dieser soll von einem hochrangigen Militär gekommen sein, hieß es bei der US-Regierung zuletzt. Hegseth, der nicht direkt auf Kellys Attacke reagierte, bekräftigte diese Position mittlerweile in einem Beitrag auf der Plattform X. Admiral Mitch Bradley habe die Befehle bei dem umstrittenen Einsatz gegeben, erklärte der „Kriegsminister“.
Donald Trump gerät in denkwürdigen „Rausch“
Trump hingegen geriet nur wenige Stunden nach Kellys zwölfminütiger Abrechnung in einen denkwürdigen „nächtlichen Rausch“, wie es beim US-Medium „Daily Beast“ bezeichnet wurde. Innerhalb von knapp fünf Stunden sei der US-Präsident „völlig außer Kontrolle“ gewesen, hieß es weiter. Trump veröffentlichte demnach auf seiner Plattform Truth Social in diesem Zeitraum mehr als 160 Beiträge – und teilte dabei überwiegend Inhalte von „MAGA“-Influencern wie Benny Johnson oder Alex Jones.
Außerdem attackierte Trump in seinem Social-Media-Rausch eine ganze Reihe demokratischer Politiker. Neben Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom und dem ehemaligen Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz stand dabei auch Kelly im Fokus.
Trump spricht von „Ungehorsam gegenüber dem Präsidenten“
„Mark Kelly und die Gruppe unpatriotischer Politiker haben falsch gehandelt, und das wissen sie auch“, schrieb Trump in einem Beitrag. „Ich hoffe, die Leute, die sich das ansehen, lassen sich nicht täuschen und denken, es sei in Ordnung, andere offen und ungehindert zum Ungehorsam gegenüber dem Präsidenten der Vereinigten Staaten aufzurufen“, fügte Trump hinzu.
Der US-Präsident ist jedoch nicht nur wegen seiner schrillen Drohungen gegen Kelly und andere Demokraten zuletzt in die Kritik geraten, sondern muss auch sinkende Umfragewerte hinnehmen. Trumps Zustimmungswert lag in der letzten Gallup-Umfrage nur noch bei 36 Prozent – nur 2021 lag der Wert nach dem Sturm aufs Kapitol noch tiefer.
„Trump hat nicht mit Kellys Gegenwehr gerechnet“
Durch die lautstarken Attacken von Kelly dürfte sich die Lage für den Republikaner kurzfristig nicht bessern. „Trump hat nicht mit Kellys Gegenwehr gerechnet“, hatte die US-Zeitung „USA Today“ die Posse bereits vor wenigen Tagen kommentiert. Kelly könne seine „25-jährige Dienstzeit bei der US Navy Trumps fünfmaliger Befreiung vom Wehrdienst während des Vietnamkriegs gegenüberstellen“, schrieb dort Kolumnist Chris Brennan süffisant.

Mark Kelly bei einer Pressekonferenz am Montag im US-Kapitol. (Archivbild)
Copyright: AFP
Kelly tat bei seinem zwölfminütigen Auftritt schließlich dann auch genau das – und lieferte damit die Passage seiner Rede, die sich am rasantesten in den sozialen Netzwerken verbreiten sollte.
„Als Trump das Taj Mahal in den Bankrott trieb, wurde ich beschossen“
„Als Donald Trump 1991 das Taj-Mahal-Casino in den Bankrott trieb, wurde ich im Irak und in Kuwait beschossen. Als Donald Trump 2001 sagte, dass er nach dem Einsturz der Twin Towers nun den höchsten Wolkenkratzer in Manhattan besitze, trug ich Flaggen zu Ehren der Opfer des 11. September in einer Rakete ins All“, erklärte Kelly.
„Als Donald Trump 2003 Geburtstagsgrüße an das Monster Jeffrey Epstein schrieb, war ich der Erste vor Ort, der die Leichen meiner Astronautenkollegen barg, die beim Wiedereintritt der Raumfähre Columbia ums Leben gekommen waren. Als Trump 2011 eine Reality-Show moderierte und Verschwörungstheorien gegen Präsident Barack Obama verbreitete, saß ich neben dem Krankenhausbett meiner Frau, die sich von einer Schusswunde am Kopf erholte“, hieß es weiter von Kelly.
Beschert Kelly „dem gesetzlosen Präsidenten weitere Demütigungen“?
Der Senator aus dem US-Bundesstaat Arizona ist mit der demokratischen Politikerin Gabrielle Giffords verheiratet. Bei einem Attentat, das sechs Todesopfer forderte, war Giffords am 8. Januar 2011 lebensgefährlich verletzt worden. Kelly ist seit 2007 mit ihr verheiratet – und könnte auch dank seiner vehementen Gegenwehr gegen den US-Präsidenten nun zu einem der prominentesten Widersacher Trumps neben Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom aufsteigen.
Trump habe sich diesmal ein „Opfer ausgesucht, das bereit ist, sich zu wehren“, hieß es dazu in dem Meinungsstück von USA Today bereits vor der Frontalattacke des US-Senators. Jetzt könne Kelly, der 2028 Präsidentschaftschancen habe, Trumps „rücksichtslose Angriffe zurückweisen“ und dem „gesetzlosen Präsidenten weitere Demütigungen bescheren“, hieß es weiter. Die ersten spürbaren Nadelstiche dürften dem Demokraten mit seiner viel beachteten Rede gelungen sein.

