BagdadDemonstranten dringen erneut in Parlament ein

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Demonstranten versuchen Betonbarrieren zu entfernen und die Brücke in Richtung der Grünen Zone zu überqueren.

Bagdad – In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind Demonstranten erneut in das Parlamentsgebäude eingedrungen. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur INA am Samstag. Wie Augenzeugen berichteten, versuchten Sicherheitskräfte die zahlreichen Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr zuvor an der hoch gesicherten Grünen Zone mit Tränengas zurückzudrängen. Es gab unbestätigte Berichte über mehrere Verletzte.

In der rund zehn Quadratkilometer großen Grünen Zone im Zentrum Bagdads befinden sich zahlreiche Regierungseinrichtungen und das irakische Parlament sowie mehrere Botschaften, darunter auch die diplomatische Vertretung der USA.

Bereits am Mittwoch waren Unterstützer von Al-Sadr in die gesicherte Zone vorgedrungen und hatten das Parlament gestürmt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Menschen im Plenarsaal die irakische Flagge schwenkten, bevor sie sich kurze Zeit später wieder zurückzogen. Sie demonstrierten unter anderem gegen die Nominierung des ehemaligen Ministers Mohammed Schia al-Sudani für das Amt des Premierministers. Dieser war von Ex-Regierungschef Nuri al-Maliki und dessen Allianz vorgeschlagen worden, die mit dem Nachbarland Iran sympathisiert. Beide schiitischen Lager betrachten sich als Gegner.

Im Irak tobt seit der Parlamentswahl im Oktober 2021 ein Machtkampf. Al-Sadrs Liste hatte damals die meisten Sitze gewonnen und bemühte sich um eine Regierungsbildung. Zuletzt trat er jedoch mit seiner Partei geschlossen aus dem Parlament zurück. Experten zufolge liegt al-Sadrs Stärke insbesondere darin, Menschenmassen mobilisieren zu können. Seinen Rückzug aus der Politik deuteten daher einige Beobachter als Schachzug, um Parteien und Politiker unter Druck zu setzen. Viele Iraker haben inzwischen nur noch wenig Vertrauen in die Politik, nachdem das ölreiche Land seit Jahren mit wirtschaftlichen und politischen Krisen zu kämpfen hat. (dpa)

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