MedienberichtIrans „Sittenwächter“ zeigen offenbar Vergewaltigungsvideos an Schulen

Lesezeit 3 Minuten
Schülerinnen sitzen im Iran in einem Klassenzimmer. (Archivbild)

Schülerinnen sitzen im Iran in einem Klassenzimmer. (Archivbild)

Laut „IranWire“ wollen die iranischen Sicherheitskräfte damit Proteste unterbinden. Der Bericht folgt auf die Meldungen von Vergiftungen von fast 700 iranischen Schülerinnen. 

Iranische Schülerinnen wurden offenbar gezwungen, während des Unterrichts pornografische Videos anzuschauen, das berichtet „IranWire“. Demnach seien den Mädchen von iranischen Sicherheitskräften und Geistlichen auch Aufnahmen von Vergewaltigungen und von sexuellen Handlungen an Tieren vorgespielt worden, heißt es in dem Bericht. Die „Sittenwächter“ des Regimes in Teheran drohten den Kindern in einigen Fällen demnach, dass ihnen Ähnliches drohe, wenn sie sich an regimekritischen Protesten beteiligten.

Bereits im Oktober 2022 habe man derartige Informationen erhalten, heißt es in dem Artikel. Nun habe man kürzlich weitere Informationen von betroffenen Schülerinnen und Angehörigen erhalten. „IranWire“ ist laut eigenen Angaben eine gemeinschaftliche Nachrichten-Website, die von professionellen iranischen Journalisten in der Diaspora und Bürgerjournalisten im Iran betrieben wird.

„Sie warnten uns, dass uns das gleiche Schicksal drohen könnte, wenn wir uns an Protesten beteiligen“

„Die Besucher wählten willkürlich oder absichtlich etwa 60 Schüler aus drei verschiedenen Klassenstufen aus, um sie zu bedrohen“, sagte die Verwandte einer Schülerin gegenüber „IranWire“. Die Nachrichten-Website hält die Identität ihrer Informanten aus Sicherheitsgründen geheim.

Eine Schülerin, so heißt es weiter, habe unterdessen berichtet, dass der Besuch der „Sittenwächter“ die Folge davon gewesen sei, dass eine Gruppe von Schülern an Protesten teilgenommen habe. „Sie zeigten uns alle möglichen Vergewaltigungsfilme und warnten uns, dass uns das gleiche Schicksal drohen könnte, wenn wir uns an Protesten beteiligen.“

Berichte über Vergiftungen bei Schülerinnen im Iran

Manche der Schülerinnen hätten angesichts des Videomaterials geweint, eine habe einen Nervenzusammenbruch erlitten, heißt es weiter. Ziel derartiger Aktionen sei es, die Kinder davon zu überzeugen, dass die Forderungen der Revolutionsbewegung zu „sexueller Dekadenz“ im Iran führen würden.

Der Bericht über die Video-Vorführungen folgt auf Meldungen über massenweise vorkommende Vergiftungen bei Mädchen im Iran. Laut eines Berichts der BBC wurden nahezu 700 Iranerinnen seit November 2022 Opfer von Vergiftungen. Keines der Mädchen sei gestorben, heißt es weiter. Viele hätten jedoch unter Atemwegsbeschwerden, Schwindel und Abgeschlagenheit gelitten.

Repressalien im Iran: „Sie wollen, dass die Mädchen zu Hause bleiben“

„Das ist ein Krieg!“, zitiert die BBC eine iranische Schülerin in ihrem Bericht. „Sie machen das in einem Mädchengymnasium in Qom, um uns zu zwingen, zu Hause zu bleiben. Sie wollen, dass die Mädchen zu Hause bleiben.“

In der letzten Woche kündigte der iranische Generalstaatsanwalt, Mohammad Jafar Montazeri, schließlich eine „strafrechtliche Untersuchung“ der Vergiftungsfälle an. Er fügte jedoch hinzu, die verfügbaren Informationen würden „die Möglichkeit von kriminellen und vorsätzlichen Handlungen“ lediglich andeuten. Zu den Vorführungen von pornografischen Filmen in Mädchenschulen gibt es bisher keine Stellungnahme des iranischen Regimes.

Seit Monaten protestieren im Iran vor allem junge Menschen gegen die Regierung in Teheran. Auslöser der Proteste war der Tod von Jina Mahsa Amini, die in Gewahrsam der sogenannten Sittenpolizei zu Tode gekommen war. In der Folge des Todes der 22-Jährigen kam es zu landesweiten Protesten, die vom Regime in Teheran mit Gewalt und Massenfestnahmen beantwortet wurden. Mehrere Teilnehmer der Proteste wurden nach von internationalen Beobachtern als „Scheinprozess“ verurteilten Schnellverfahren hingerichtet. (das)

KStA abonnieren