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„Lebt eine Lüge“Bettina Böttinger spricht über Rolle von Alice Weidel in der AfD

Lesezeit 3 Minuten
Bettina Böttinger beim Frauen-Business-Tag 2024 der IHK Köln in der Kölner Flora.

Bettina Böttinger geht mit Alice Weidel von der AfD hart ins Gericht. 

Die ehemalige WDR-Moderatorin sieht die Bundesregierung um Kanzloer Friedrich Merz auch eher kritisch.

Bettina Böttinger hält zwar nicht viel von der AfD, räumt aber ein, dass die Partei manche Dinge ganz clever angehe. Die langjährige Talkshow-Moderatorin hält besonders die mit einer Frau liierte AfD-Chefin Alice Weidel (46) für einen geschickten Schachzug der Partei.

„Die AfD braucht Protagonistinnen wie sie, weil sie so durchsetzungsstark ist und gut ankommt in der Öffentlichkeit“, sagte die 68-Jährige in einem Interview mit dem „Stern“. „Und doch lebt Alice Weidel eine Lüge, weil sie sich vormacht, dass sie in ihrer Partei und bei den Wählern vorbehaltlos akzeptiert wird.“

Bettina Böttinger spricht über Rolle von Alice Weidel in der AfD

Die ehemalige „Kölner Treff“-Moderatorin geht noch mehr ins Detail. Alice Weidel widerspreche „dem 50er-Jahre-Tradwife-Ideal der heterosexuellen Gattin und Hausfrau“, meint Böttinger. „Das ist geschickt: Die AfD bedient zwei Frauenbilder – beide macht sie vermittelbar.“

Sie finde es ohnehin „erstaunlich“, sagte Böttinger, „dass die Frauen, die in Europa die Rechte verkörpern, alle nicht das Leben führen, das ihre Parteien für Frauen vorsehen“. „Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni hat ein uneheliches Kind und ihren Mann rausgeworfen, als er sie betrogen hat. Die französische Politikerin Marine Le Pen ist zweimal geschieden und lebt jetzt allein.“

Bettina Böttinger sieht auch Bundesregierung um Kanzler Friedrich Merz kritisch

Über die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) sagt Böttinger: „Was queere Politik anbelangt, sehe ich die Regierung sehr kritisch. Mich stört, wie viele jetzige Kabinettsmitglieder 2017 gegen die Ehe für alle gestimmt haben: Landwirtschaftsminister Alois Rainer, Forschungsministerin Dorothee Bär, Innenminister Alexander Dobrindt, Verkehrsminister Patrick Schnieder, der Kanzleramtschef Thorsten Frei.“

Böttinger wurde 1996 von Harald Schmidt ungefragt in dessen Sendung geoutet. „Das war ein höchst aggressiver Akt.“ Ihr Vater habe aus dem Fernsehen von ihrem Lesbischsein erfahren. „Wie kann man nicht bedenken, dass öffentliche Häme private Folgen hat?“, sagte Böttinger dem „Stern“.

Harald Schmidt outete Bettina Böttinger 1996 unfreiwillig

In der Selbstbezeichnung scheut Böttinger - wie Weidel - das Wort „queer“: „Auch Jens Spahn sagt: „Ich bin nicht queer, ich bin schwul.“ Übersetzt bedeutet das: Ich habe mit der politischen Bewegung für gleiche Rechte nichts am Hut, von der Community halte ich mich fern. Beide wollen signalisieren: Eigentlich sind wir normal und harmlos als homosexuelle Persönlichkeit.“ Das sei eine Art vermeintlicher Selbstschutz, meint Böttinger, „der ein wenig verlogen ist“. „Aber das ist ihre Entscheidung.“

Sie benutze „auch lieber den Ausdruck „lesbisch“ als „queer““, sagte Böttinger: „„Queer“ klingt modern und offensiv. Es beinhaltet aber die Gefahr, dass die Frauen mal wieder eine Minderheit sind und untergehen, weil Männer auch in der queeren Bewegung sehr durchsetzungsfähig sind, manchmal etwas durchsetzungsfähiger als die Frauen. Deswegen sage ich am liebsten: Ich bin eine lesbische Frau und gehöre zur queeren Community.“ (mbr/dpa)