Anschlagsserie in ParisDie Terrornacht vom Bataclan

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Das Bataclan kurz vor dem Massaker

Das Bataclan kurz vor dem Massaker

Paris – Er war der traurige Haupt-Schauplatz der Terrornacht von Paris: Der Konzertsaal Bataclan im elften Arrondissement der französischen Hauptstadt. Die amerikanische Rockband „Eagles of Death Metal“ spielte an diesem Freitagabend in der mit ihren 1500 Plätzen ausverkauften Halle.

Beim sechsten Song um 21:40 Uhr stürmten drei schwer bewaffnete Attentäter das Bataclan und schießen auf die Zuschauer. Der Radio-Journalist Julien Pearce war bei dem Konzert, als die ersten Schüsse fielen. „Die Menschen haben geschrien, gekreischt und alle haben auf dem Boden gelegen“, berichtete er dem US-Fernsehsender CNN. Die Täter seien in den Saal gekommen und hätten mit Sturmgewehren des Typs Kalaschnikow blindwütig in die Menge gefeuert, berichtete er auf der Internetseite des Rundfunksenders Europe 1. „Überall lagen Leichen“, sagte er. Der Angriff habe zehn Minuten gedauert, die Terroristen seien „sehr ruhig, sehr entschlossen“ gewesen. „Sie haben ihre Waffen drei oder vier Mal nachgeladen. Sie haben nicht gebrüllt, sie haben gar nichts gesagt.“

„Die Leute versuchten zu fliehen und sind auf der Suche nach Ausgängen auf Leute getreten, die am Boden lagen“, sagte Pearce. Er selbst sei auf die Bühne geklettert, als die Attentäter gerade ihre Waffen nachgeladen hätten, und habe von dort aus einen Ausgang erreicht. Nur so konnte er überleben. Pearce brachte bei seiner Flucht auch ein junges Mädchen in Sicherheit, das bei der Schießerei verletzt wurde und stark blutete. Er trug sie zu einem Taxi und bat den Fahrer, sie ins Krankenhaus zu fahren.

„Regelrecht niedergemetzelt“

Die Attentäter hätten ihre Opfer regelrecht niedergemetzelt, sagte ein Behördensprecher. Ein anderer Konzertbesucher sagte, er habe drei Männer in schwarzer Kleidung gesehen, die mit Schnellfeuergewehren bewaffnet gewesen seien. Einer von ihnen habe das Feuer in die Menge eröffnet. Dann seien die Leute umgefallen wie Dominosteine.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie die Terrornacht im Bataclan zuende ging.

„Überall Blut, überall Leichen“

Auch der 35-jährige Pierre Janaszak kann von dem Angriff auf das Bataclan berichten. Er saß zusammen mit seiner Schwester und Freunden auf einem der oberen Ränge, als die ersten Schüsse fielen, wie er der Nachrichtenagentur AFP erzählt. „Zuerst haben wir gedacht, dass das zur Show gehört, aber wir haben schnell verstanden.“ „Es war ein Höllenlärm, sie haben gar nicht mehr aufgehört zu schießen.“ „Überall war Blut, überall waren Leichen. Die Leute haben geschrien, alle haben versucht zu fliehen“, berichtet Janaszak, der sich mit vier anderen Leuten in einer Toilette verschanzte. Die Attentäter hätten 20 Geiseln genommen und mit ihnen gesprochen. „Ich habe deutlich gehört, wie sie zu den Geiseln gesagt haben: 'Hollande ist Schuld, euer Präsident ist Schuld, er hat nicht in Syrien einzugreifen.'“

Einer der Geiseln, Benjamin Cazenoves, berichtete zurzeit der Geiselnahme über seinen Facebook-Account aus dem Konzertsaal, er sei schwer verletzt, die Attentäter richteten ein „Gemetzel“ an.

Gegen 00.30 Uhr hat die Polizei den Konzertsaal gestürmt. Wieder seien viele Schüsse gefallen, berichtete Janaszak. „Es wurde in alle Richtungen geschossen, es gab auch Explosionen.“ Die Operation dauerte eine halbe Stunde.

Die Mitglieder der Rockband „Eagles of Death Metal“ konnten sich in Sicherheit bringen, haben aber mittlerweile ihre geplante Tour abgesagt. Doch am Ende der blutigen Nacht vom Bataclan stehen 89 Tote, Staatsanwalt François Molins befürchtet sogar eine noch höhere Zahl. Zwei der Täter haben sich durch Sprengstoffgürteln umgebracht, der dritte wurde von der Polizei erschossen. Ein Angreifer wurde laut Molins als 29-jähriger Franzose identifiziert. Der mehrfach Vorbestrafte sei den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt gewesen, allerdings niemals wegen Verbindungen in Terror-Netzwerke. (red, dpa, rtr, afp)

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