Immer hemmungsloser verquickt Donald Trump seine persönlichen Interessen mit den Amtspflichten. Der „Dealmaker“ geht immer als Sieger vom Platz.
Der Herr der BälleFür Donald Trump ist der Globus ein Golfplatz


Donald Trump zeigt im April auf einer Tafel an, welches Land mit, um wie viel Prozent gestiegener Zölle belegt werden soll.
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Offiziell ist das Weiße Haus der Amtssitz des amerikanischen Präsidenten. Doch Donald Trump verbringt dort wenig Zeit. Gerade erst ist er von einem fünftägigen Trip zu seinen Golfplätzen in Schottland zurückgekehrt. Doch nach drei Nächten in Washington war für Freitagnachmittag schon der Abflug nach Bedminster in New Jersey geplant – einem weiteren Golfplatz des Milliardärs. Seit seinem Amtsantritt hat Trump laut dem Magazin „Forbes“ 75 von 190 Tagen auf seinen Anwesen zugebracht.
Der Golfplatz als Sinnbild für Trumps Politik
Der Golfplatz wirkt wie ein Sinnbild für Trumps Politik. Er ist das ideale Habitat des Möchtegernautokraten: Hier wächst kein Grashalm in die falsche Richtung. Zutritt erhält nur, wer dem Besitzer gefällt und einen kräftigen Mitgliedsbeitrag abgedrückt hat. Der kann sich seine Gegner aussuchen, und selbstverständlich gewinnt er jedes Spiel. Persönliche Finanzinteressen und Amtspflichten lassen sich aufs beste verquicken: Der Steuerzahler zahlt für die Übernachtung von Regierungsbeamten und Personenschützern. Und Wirtschaftsbosse legen gerne ein paar Tausender hin, um bei einem Gala-Dinner in die Nähe des Präsidenten zu kommen.
Es ist kein Zufall, dass Trump seine Frau Melania 2005 im Golf-Club Mar-a-Lago heiratete, wo in den Jahren davor übrigens der Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ein gerne gesehener Gast war, bis er minderjährige Frauen aus dem Spa abwarb. Schon während seiner ersten Amtszeit verbrachte Trump die Wochenenden am liebsten auf seinem Protz-Anwesen in Florida. Hierhin ließ er später auch die geheimen Unterlagen aus dem Weißen Haus beiseiteschaffen. Seit seiner Wiederwahl hält er auf dem Anwesen regelmäßig Hof.
In den vergangenen Tagen hat Trump die Vergolfung der amerikanischen Politik auf die Spitze getrieben: Da flog er mit der Air Force One über den Atlantik zu zwei seiner Plätze im Westen und Osten Schottlands. Am Samstag schlug er ein paar Bälle, am Sonntag empfing er EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Wissen Sie, dass wir gerade diesen Ballsaal gebaut haben?“, fragte er sie vor laufenden Kameras. „Es ist eine Ehre, Sie im neuen Ballsaal von Turnberry zu haben!“ Von der Leyen lächelte. Der Werbespot war perfekt.
Schon Trumps Begrüßung ausländischer Regierungschefs im Oval Office gleicht oft einer Geiselnahme, bei der die Besucher für ein friedliches Ende des Gedankenschwalls des Gastgebers beten müssen. Doch immerhin ist das Weiße Haus das „People's House“. Die Golfplätze sind Trumps privates Revier. Da schrumpft der Gast endgültig zum Komparsen. „Turnberry ist der beste Platz auf der Welt“, musste sich der britische Premierminister Keir Starmer anhören, bevor sich Trump über die Offshore-Windmühlen beschwerte, die ihm die Laune beim Spiel verderben.
Politik ist für Trump ein Spiel wie Golf
Trump ist der Herr der Bälle. Er schlägt sie, wohin er will. „Wir spielen schnell noch eine Runde, dann fliege ich zurück nach Washington, um die Feuer in der Welt zu löschen“, sagte er bei der Eröffnung seines Platzes in Aberdeenshire und brüstete sich: „Wir haben fünf Kriege beendet.“ Politik ist für den Präsidenten ein Spiel wie Golf. Wichtig ist nur, dass er als Sieger vom Platz geht.
Turnberry, Aberdeenshire, Mar-a-Lago – das reicht dem Champion schon lange nicht mehr. Die ganze Welt ist nun sein Platz, und er gibt die Regeln vor: Brasilien brummt er 50 Zoll-Strafpunkte auf, weil ihm die Anklage von Ex-Präsident Jair Bolsonaro nicht passt. Kanada sanktioniert er mit aberwitzigen 35 Strafpunkten, von anderen Ländern verlangt er 40 Prozent Eintrittsgeld. Insofern ist es konsequent, wenn Trump den G20-Gipfel im nächsten Jahr nach Miami beordert: Dort steht sein Golf-Resort Trump National Doral - und Regierungschefs aus der ganzen Welt müssen bei ihm einchecken und bezahlen.