Der Rauswurf von Jimmy Kimmel schlägt in den USA hohe Wellen. Die Demokraten attackieren Trump – und ein Fox-Moderator sorgt für Wirbel.
Eskalation nach Kimmel-Rauswurf„Das sagt der Typ, der verkündet hat, wir sollten Obdachlose hinrichten“

Gavin Newsom gilt als aussichtsreichster Gegner für US-Präsident Donald Trump im demokratischen Lager. Das Vorgehen der US-Regierung gegen Medienunternehmen bezeichnete Newsom nun als verfassungswidrig. (Archivbild)
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Nach dem Rauswurf des Late-Night-Comedians Jimmy Kimmel wegen Äußerungen über das Attentat auf den ultrarechten Influencer Charlie Kirk eskaliert in den USA die Debatte. US-Präsident Donald Trump hat die Entscheidung von ABC, die der Sender auf Druck der US-Regierung gefällt hat, zunächst gefeiert – und nun nachgelegt.
Am Donnerstag sinnierte der US-Präsident vor Reportern darüber, dass die Sender, die negativ über ihn berichten, bestraft gehörten. „97 Prozent sind negativ und trotzdem habe ich mit Leichtigkeit gewonnen“, erklärte Trump. „Ich meine, die bekommen ja eine Lizenz. Ich würde meinen, dass sie ihre Lizenz verlieren müssten“, deutete der US-Präsident an, weiter gegen Medien vorgehen zu wollen, die ihm nicht gefallen.
Donald Trump droht Sendern: „Müssten ihre Lizenz verlieren“
Wie er auf die Zahl von 97 Prozent komme, wollte der Republikaner laut der britischen Zeitung „The Guardian“ auf Nachfrage jedoch nicht verraten. Er habe die Zahl „irgendwo“ gelesen, erklärte Trump lediglich.
Trumps Drohungen in Richtung der US-Sender sind unterdessen nicht neu. Schon 2017 hatte Trump indirekt einen Lizenzverlust für den Sender NBC ins Spiel gebracht. Kimmels Rauswurf soll eine ähnliche Drohung gegenüber ABC vorausgegangen sein. US-Berichten zufolge hielten die Senderbosse die Äußerungen des Comedians nicht für einen Kündigungsgrund – die Drohung mit Lizenzentzug jedoch schon.
Dementsprechend wird in den USA jetzt scharfe Kritik an Brendan Carr laut, dem von Trump eingesetzten Chef der US-Medienaufsichtsbehörde. „Ich fordere Brendan Carrs Rücktritt“, schrieb etwa der demokratische Senator Richard Blumenthal auf der Plattform X.
Kritik von Demokraten: „Das verstößt direkt gegen die Verfassung“
Die Zensur von Jimmy Kimmel sei ein Zeichen für die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in den USA, hieß es weiter. „Trump schafft durch seinen Schoßhund-Vorsitzenden der FCC ein Klima der Angst und Einschüchterung, das als Instrument autoritärer Macht dient.“
Trumps derzeit populärster demokratischer Widersacher, Gavin Newsom, kommentierte derweil Trumps Andeutung zu Lizenzentzügen mit deutlichen Worten. „Das verstößt direkt gegen die Verfassung“, schrieb das Presseteam des Gouverneurs von Kalifornien bei X.
Auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama, der Trump bereits am Mittwoch scharf kritisiert hatte, meldete sich noch einmal zu Wort. Nach Jahren des Klagens über die Cancel Culture habe die US-Regierung diese nun mit ihren Drohungen gegenüber Medienunternehmen auf eine „neue und gefährliche Ebene“ gehoben, kritisierte Obama.
Fox-Moderator, der Obdachlose töten wollte, äußert sich zu Kimmel
Für besonderen Wirbel sorgt unterdessen eine Wortmeldung des Fox-News-Moderators Brian Kilmeade, die als Beleg für die Heuchelei des konservativen Lagers in den USA betrachtet wird. Kilmeade hatte in der letzten Woche während einer Fox-Livesendung die Ermordung von Obdachlosen durch eine „unfreiwillige letale Injektion“ gefordert. „Tötet sie einfach“, erklärte Kilmeade und sorgte damit für Entsetzen, zumindest im demokratischen Lager.
Die US-Regierung, die nun liberale Medienschaffende ins Visier nimmt, äußerte sich nicht zu der Entgleisung des Moderators, der nach einer kurzen und knappen Entschuldigung, die erst erfolgte, nachdem eine Kritikwelle über Kilmeade hineingebrochen war, weiter moderieren durfte – im Gegensatz zu Kimmel.
„Kimmels Kommentare gehen für Fernsehmanager viel zu weit“
Das tat Kilmeade auch am Donnerstag – und äußerte sich dabei ausgerechnet zum Rauswurf des Comedians bei ABC. „Der Punkt ist, dass Kimmels Kommentare für Fernsehmanager viel zu weit gehen“, sagte der Fox-Moderator. „Nicht für mich, nicht für dich, aber für sie“, fügte er hinzu und unterschlug damit den Druck, den die US-Regierung zuvor auf ABC ausgeübt hatte.
Auch dafür gab es aus dem demokratischen Lager scharfen Gegenwind, diesmal von Gouverneur Newsom persönlich. „Das sagt der Typ, der im Fernsehen verkündet hat, wir sollten Obdachlose hinrichten“, schrieb der Demokrat zu Kilmeades Worten.
Kritiker: Trump will Opposition zum Schweigen bringen
„Vor einigen Tagen sagte Brian Kilmeade, Obdachlose sollten hingerichtet werden“, kommentierte auch der amerikanische Politikwissenschaftler Ian Bremmer. Fox-Moderator Jesse Waters habe zudem die Linke beschuldigt, „einen Bürgerkrieg anzuzetteln“, führte Bremmer aus, der darauf hinwies, dass Fox News seit Jahren „nachweisbare Lügen“ verbreitet habe, etwa über die US-Wahlen im Jahr 2020.
„Bei der Absetzung von Jimmy Kimmel geht es nicht um eine beleidigende Bemerkung in einem Monolog“, lautete schließlich das Fazit des Politologen. „Es geht darum, staatliche Macht einzusetzen, um politische Opposition zum Schweigen zu bringen.“
Mit dieser Einschätzung ist Bremmer nicht allein, viele Kritiker des US-Präsidenten sehen Trump auf einem autokratischen Weg, der an Viktor Orbán in Ungarn oder Wladimir Putin in Russland erinnere.