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US-Präsident in IsraelAlle israelischen Geiseln sind frei – Trump bei Rede von Protest unterbrochen

6 min
Das Bild zeigt US-Präsident Donald Trump bei seiner Rede vor der Knesset. Foto: Evelyn Hockstein/AFP

US-Präsident Donald Trump sprach nach der Freilassung der letzten Hamas-Geislen vor dem israelischen Parlament, Knesset.

Um 7 Uhr startete die Übergabe der Geiseln in Gaza. In Israel ist der Jubel groß. Trump lässt sich im Parlament feiern.

Ganz Israel wartete am Montagmorgen auf die Rückkehr der in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln. Um 7 Uhr startete die mit Spannung erwartete Freilassung, inzwischen sind alle 20 noch lebenden Geiseln frei. US-Präsident Donald Trump reiste nach Israel und sprach vor dem israelischen Parlament. 

Nach einer ersten Gruppe von sieben Personen wurde gegen 10 Uhr auch die zweite Gruppe, bestehend aus 13 Menschen, freigelassen. Ein Vertreter des Roten Kreuzes teilte der „Times of Israel“ mit, dass der Zustand der ehemaligen Geiseln „gut“ sei. Die Namen der 13 Personen seien Elkana Bohbot, Avinatan Or, Yosef-Haim Ohana, Evyatar David, Rom Braslavski, Segev Kalfon, Nimrod Cohen, Maxim Herkin, Eitan Horn, Matan Zangauker, Bar Kupershtein, David Cunio und Ariel Cunio.

Erste Geiseln um 7 Uhr freigelassen

Das Rote Kreuz holte die ersten Personen um 7 Uhr ab. Hebräische Medien berichteten, dass zunächst sieben Geiseln in Gaza übergeben wurden, das Militär bestätigte diese Zahl. Eine entsprechende Ankündigung aus einem Lautsprecher auf dem „Platz der Geiseln“ in Tel Aviv löste lauten Jubel aus. Viele Menschen fielen sich in die Arme und weinten. Gleichzeitig herrscht Trauer um die toten Geiseln, die ebenfalls übergeben werden sollen.

Zu den ersten sieben Freigelassenen gehören Berichten zufolge Gali und Ziv Berman, Matan Angrest, Alon Ohel, Omri Miran, Eitan Mor und Guy Gilboa-Dallal.

Israels Krankenhäuser hatten sich auf die Aufnahme der vermutlich schwer traumatisierten und auch möglicherweise auch verletzten Menschen vorbereitet. Das gesamte israelische Gesundheitssystem sei mobilisiert worden, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. 

Erste Bilder von freigelassenen Geiseln

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte am Montag mit, man habe „eine mehrphasige Operation gestartet, um die Freilassung und Überstellung von Geiseln und Häftlingen im Rahmen eines Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Hamas zu erleichtern“. „Das IKRK wird auch die Überführung der sterblichen Überreste der Verstorbenen erleichtern, damit die Familien ihre Angehörigen in Würde beerdigen können“, hieß es weiter. Man verstehe sich als neutraler Vermittler.

Mit Hilfe des Rotes Kreuzes, hier ein Bus am Montagmorgen im Gazastreifen, wird die Übergabe der Geiseln durchgeführt.

Mit Hilfe des Rotes Kreuzes, hier ein Bus am Montagmorgen im Gazastreifen, wird die Übergabe der Geiseln durchgeführt.

Das IKRK werde aus Respekt vor den Betroffenen weder Bilder von den Freigelassenen noch Videos von der Übergabe veröffentlichen, teilte es mit.

Trotz dieser offiziellen Mitteilung kursieren in den israelischen Medien und bei Social Media erste Bilder der Freigelassenen. Später wurden die Bilder auch über offizielle Kanäle verbreitet. So ist Guy Gilboa-Dalal zu sehen, der von Armee-Angehörigen in Empfang genommen wird. Auf einem anderen Foto sind die Brüder Gali und Ziv Berman zu sehen, die sich umarmen, nachdem sie im Gazastreifen an die israelische Armee übergeben wurden.

Trump landet in Israel

US-Präsident Donald Trump verfolge die Geschehnisse in Israel im Livestream, teilte seine Sprecherin Karoline Leavitt am Vormittag mit. Trump befand sich an Bord der Air Force One auf dem Weg nach Israel. „Hier wird Geschichte geschrieben“, betitelt Leavitt in ihrer Instagram-Story ein Video, das an Bord des Fluges aufgenommen und in den sozialen Medien geteilt wurde. Auch bei X meldete sie sich.

Später landete die Maschine mit dem US-Präsidenten in Israel. Trump wurde von Präsident Isaac Herzog und Premierminister Benjamin Netanjahu begrüßt. Zusammen mit Netanjahu und dessen Frau Sara stieg er in seine gepanzerte Limousine, bekannt als „The Beast“. Zuvor begrüßte er seine Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner zusammen mit dem Sondergesandten Steve Witkoff.

In einem Gespräch mit Journalisten antwortete Trump auf die Frage, ob der Krieg im Gazastreifen beendet sei, mit „Ja“. „Das ist ein großartiger Tag“, sagt er neben Netanjahu. „Das ist ein völliger Neuanfang, und ich glaube, so etwas hat es noch nie gegeben.“

Trump spricht vor der Knesset

Trump, auf dessen Initiative das Gaza-Abkommen zwischen Israel und der Hamas maßgeblich zustande kam, hielt am Montagmittag dann eine Rede im israelischen Parlament, der Knesset. Netanjahu dankte ihm zuvor überschwänglich. Er sprach von einem „bewegenden Tag, der in die Geschichte unseres Volkes eingehen wird“. Der israelische Regierungschef äußerte auch die Hoffnung, mit Trumps Hilfe könne Israel Annäherungsabkommen mit weiteren arabischen und muslimischen Staaten abschließen.

Trump wiederum nannte anschließend das Gaza-Abkommen einen „unglaublichen Triumph für Israel und die Welt“. Dieser Tag markiere nicht nur das Ende eines Krieges, sondern auch „das Ende einer Zeit von Terror und Tod“, sagte Trump beim Auftritt in der Knesset. Es sei der Beginn einer „dauerhaften Harmonie“ für Israel und andere Länder, der Beginn eines neuen Nahen Ostens. Der US-Präsident sprach von der „historische Morgenröte eines neuen Nahen Ostens“, und fügte hinzu: „Die Sonne geht über einem heiligen Land auf, das endlich Frieden gefunden hat.“

Trump musste seine Rede zwischenzeitlich kurz unterbrechen, weil zwei arabische Abgeordnete protestierten. Ayman Odeh und Ofer Cassif von der sozialistische Partei Chadasch sind Gegner Netanjahus, sie hielten offenbar Schilder mit der Aufschrift „Völkermord“ hoch und forderten die Anerkennung eines palästinensischen Staates. Beide wurden des Parlaments verwiesen. „Das war sehr effizient“, kommentierte Trump den Rauswurf.

Verwirrung um Netanjahus Teilnahme an Gaza-Friedenszeremonie

Später wird Trump nach Ägypten weiterreisen, um dort zusammen mit anderen Staats- und Regierungschefs an einer Gaza-Friedenszeremonie teilzunehmen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz wird dort erwartet. Die Erklärung zum US-Friedensplan wird von Trump, dem ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, unterzeichnet.

Über die Teilnahme des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gab es widersprüchliche Informationen. Er werde Trump begleiten, berichteten israelische Medien am Montagmittag. Dies wurde jedoch von Netanjahus Büro eine Stunde später dementiert. Netanjahu habe US-Präsident Donald Trump für eine Einladung nach Ägypten gedankt, könne aber wegen Zeitdrucks vor dem jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) die Reise nicht antreten, hieß es in der Mitteilung.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nimmt nach Angaben des französischen Präsidenten Präsident Emmanuel Macron jedoch an dem Gipfel teil. Ein Zusammentreffen zwischen Netanjahu und Abbas wäre ungewöhnlich gewesen. 

Im Gegenzug zur Freilassung der israelischen Geiseln kommen zahlreiche palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen frei. Am Montagvormittag seien die 1.966 Personen in Busse gestiegen, berichten israelische Medien. Auch aus dem Gefängnis Ofer im besetzten Westjordanland wurden Gefangene freigelassen.

Hamas veröffentlichte Liste mit Namen der 20 lebenden Geiseln

Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte kurz vor der erwarteten Freilassung eine Namensliste von 20 lebenden Geiseln veröffentlicht. Der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, habe „beschlossen, die folgenden lebenden zionistischen Gefangenen freizulassen“, lautete die Überschrift der auf Telegram übermittelten Liste. Die Namen der Freizulassenden entsprachen den bisher bekannten. Die 28 Jahre alten Zwillinge Gali und Ziv Berman, Alon Ohel (24) und Rom Braslavski (21) haben neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Einige Angehörige begaben sich Medienberichten zufolge bereits früh am Montag auf den Weg zum israelischen Militärlager Reim am Rande des Küstenstreifens. Dorthin sollten die Geiseln gebracht werden. Zunächst kamen die Geiseln aus dem zentralen Gazastreifen frei, um 10 Uhr dann die übrigen aus Chan Junis im Süden sowie anderen Gebieten des Gazastreifens.

Im Militärlager Reim am Rande des Gazastreifens soll es ein erstes Wiedersehen mit Angehörigen, eine medizinische Untersuchung und die Möglichkeit zum Duschen und einem Kleiderwechsel geben. Danach sollen die freigelassenen Geiseln in Krankenhäuser zur weiteren Behandlung geflogen werden. 

Israels Militär geht davon aus, dass die Hamas nicht auch alle 28 toten Geiseln heute – und damit innerhalb der im Rahmen der Waffenruhe vereinbarten 72-Stunden-Frist – übergeben kann. (cme, dpa)