Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Gelöbnis vor dem Landtag geplantNRW will Bundeswehr im Alltag sichtbarer machen

Lesezeit 4 Minuten
Rekruten der Bundeswehr leisten das feierliche Gelöbnis.

Rekruten der Bundeswehr leisten das feierliche Gelöbnis. 

Durch die Zeitenwende rückt die Bundeswehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Das birgt die Chance für die Truppe, ihr Image aufzupolieren. Die Landespolitik will die Armee im Alltag sichtbarer machen.

Der Düsseldorfer Landtag bereitet sich auf eine Großveranstaltung vor: Am 4. September werden 400 Rekruten vor dem NRW-Parlament zu einem feierlichen Gelöbnis erwartet. Dem Aufmarsch kommt hohe Symbolkraft zu. „Der Landtag ist das Herz der Demokratie in NRW und die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee“, sagte Landtagspräsident André Kuper dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Gelöbnis vor dem Parlament symbolisiere „die Verwurzelung der Bundeswehr in unserer Gesellschaft“. Der CDU-Politiker hatte sich persönlich für die Gelöbnisfeier vor dem Landtag eingesetzt.

Die schwarz-grüne Landesregierung will den Standort NRW zur „industriellen Basis für die Zeitenwende“ ausbauen. „Der Bundeswehr den Rücken zu stärken, ist für uns als Landesregierung eine Selbstverständlichkeit“, sagt NRW-Europaminister Nathanael Liminski unserer Zeitung. Zeitenwende sei „mehr als nur Rüstung und Infrastruktur“. Es gehe auch „um die richtige mentale Einstellung, vor allem gegenüber unseren Streitkräften“. Eine Gesellschaft sei nur dann stark, wenn sie sich um diejenigen kümmere, die die freie Gesellschaft notfalls unter Einsatz ihres eigenen Lebens verteidigen würden. „Gelöbnisse, Verabschiedungsappelle oder andere Feierlichkeiten mit der Bundeswehr gehören raus aus den Kasernen auf die Rathausplätze unseres Landes“, fügte der CDU-Politiker hinzu.

„Wer unsere Freiheit verteidigt, darf im Alltag nicht unsichtbar sein“

Auch die Liberalen fordern mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Streitkräfte. „Wer unsere Freiheit verteidigt, darf im Alltag nicht unsichtbar sein“, betont Susanne Schneider, sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. „Viele Angehörige der Bundeswehr leisten ihren Dienst unter großer persönlicher Belastung – oft fernab der Heimat und im Einsatz für andere“, fügte die Liberale hinzu. Es gehe nicht nur um militärische Stärke, sondern um die Menschen in Uniform, „mit ihren Familien, Sorgen und Hoffnungen“. Ihre Realität müsse in der Politik mehr Gehör finden, fordert Schneider.

In einem Acht-Punkte-Plan schlagen die Liberalen unter anderem einen Ausbau der Beratungsmöglichkeiten für Veteranen vor. Die „Förderung der Wehrtechnik“ soll zum Teil einer „resilienten Industrie“ in NRW werden. Gelöbnisfeiern sollen so oft wie möglich in der Öffentlichkeit stattfinden. Die Arbeit von Jugendoffizieren und Bürgeroffizieren an Schulen und in der Erwachsenenbildung müsse verstärkt werden, heißt es in dem Papier. Zudem schlägt die Partei vor, die lokalen Verbundenheit von Kommunen und Bundeswehrstandorten durch Partnerschaften zu verbessern.

Großübung des Pionierbrückenbataillons am Niederrhein

Am Samstag findet bei Kalkar die Großübung „Grand Crossing“ des deutsch-britischen Pionierbrückenbataillons 130 aus Minden statt, an der auch Kompanien aus Italien und den Niederlanden teilnehmen. Rund 1200 Soldatinnen und Soldaten mit gut 500 schweren Fahrzeugen üben eine Rhein-Überquerung. Der Aufzug der Truppen ist seit Tagen sichtbar. Die starke militärische Präsenz stößt nicht bei allen Menschen in der Region auf Begeisterung.

Eine Kolonne von Militärfahrzeugen fährt auf den Rastplatz Resser Mark in Recklinghausen.

XL-Manöver in NRW: Die Übung „Grand Crossing“ mit der geplanten Rhein-Überquerung am Samstag in Kalkar bestreitet das deutsch-britische Pionierbrückenbataillon 130 aus Minden, das von einer niederländischen und einer italienischen Kompanie verstärkt wird.

Der Blick der Zivilgesellschaft auf die Truppe war nach dem Ende des Kalten Kriegs oft durch Gleichgültigkeit und eine reservierte Zurückhaltung geprägt. Feierliche Gelöbnisse wurden zum Teil von Protesten begleitet. Die angespannte internationale Sicherheitslage bietet nun für die Bundeswehr die Chance, ein positives Bild von der Armee der Zeitenwende zu zeichnen.

„Tag der Bundeswehr“ in Köln-Wahn

Zur positiven Außendarstellung soll auch der „Tag der Bundeswehr“ beitragen, der am Samstag unter anderem bei der Luftwaffe in Köln-Wahn stattfindet. „Jeder sollte die Soldatinnen und Soldaten als Bürgerinnen und Bürger in Uniform sehen“, sagte Brigadegeneral Hans-Dieter Müller. „Wir öffnen daher Veranstaltungen wie den Tag der Bundeswehr gerne für alle Interessierten das Kasernentor“, so der Kommandeur des Landeskommandos NRW.

Das Interesse an der Bundeswehr habe durch die aktuelle sicherheitspolitische Lage „stark zugenommen“, sagt Peter Funk vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Köln, der den „Tag der Bundeswehr“ in Wahn organisiert. Es sei wichtig, dass die Zeitenwende von einer breiten Basis in der Bevölkerung mitgetragen werde. „Wir schaffen Transparenz, auch um eventuell vorhandenen Vorurteilen entgegenzuwirken“, so Funk. Dabei helfe eine erhöhte Sichtbarkeit durch die Präsenz auf den Social-Media-Kanälen. Dass Soldatinnen und Soldaten in Uniform kostenfrei mit der Bahn fahren könnte, komme gut an. In Wahn soll den Gästen „Luftfahrttechnik zum Anfassen“ geboten werden. Zu den Höhepunkten zählt der Überflug einer Transportmaschine vom Typ „A 400 M“, dem Nachfolger der „Transall“.

Der Propellerlärm dürfte zumindest kurzfristig den Protest gegen die Veranstaltung übertönen. Die „Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner NRW“ will am Eingang des Luftwaffe-Stützpunktes gegen die „Werbeaktionen“ für die Armee demonstrieren. „Kein Werben fürs Töten und Sterben“ lautet das Motto der Kundgebung.

Die Bundeswehr lässt sich davon nicht beirren. „Wir nehmen grundsätzlich eine erhöhte Akzeptanz in der Gesellschaft wahr“, sagt Peter Funk. Was die Imagestärkung der Bundeswehr angehe, sei man „auf einem guten Weg“.