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Cleveres Gendersternchen?AfD-Politiker Lindemann regt sich über Plakat für fluffige Weckmänner auf

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Weckmänner auf einem Tisch. Ein Plakat mit Werbung für das Gebäck hat eine Gender-Debatte in sozialen Netzwerken losgetreten. (Symbolbild)

Zwei Weckmänner auf einem Tisch. Ein Plakat mit Werbung für das Gebäck hat eine Gender-Debatte in sozialen Netzwerken losgetreten. (Symbolbild)

Mit einem Sternchen auf einem Werbeplakat hat eine Bäckerei-Kette die Gemüter erzürnt, andere sehen einen cleveren Schachzug.

Ein Werbeplakat für Weckmänner hat den Berliner AfD-Politiker Gunnar Lindemann erzürnt und sogar eine Diskussion in sozialen Netzwerken entbrennen lassen. Anstoß für den Weckmann-Ärger ist ein Banner der Bäckerei Kamps, das wohl zweideutig gelesen werden kann, der AfD-Politiker sah darin die „Verunstaltung unserer deutschen Sprache“.

Weckmänner: Gunnar Lindemann regt sich über Gendersternchen auf

Darum geht es: Auf dem Plakat der Bäckerei wird das traditionelle Wintergebäck beworben, als Slogan ist dazu über drei Zeilen zu lesen „Unsere Weckmänner Innen Fluffig“. Nach dem Wort Weckmänner ist allerdings ein Sternchen zu sehen, der sowohl als Stern im Nachthimmel-Hintergrund, als auch als Gendersternchen lesbar ist, woraus sich das Wort „Weckmänner*Innen“ ergibt.

Den Berliner AfD-Politiker brachte die mutmaßlich gezielte Gender-Provokation auf die Palme, er schrieb bei X (vormals Twitter): „Euer Ernst, Kamps? Wer jetzt schon #Weckmänner geändert (sic!), kann nicht mehr ganz dicht sein. Schluß mit der Verunstaltung unserer deutschen Sprache!“

AfD-Politiker Gunnar Lindemann im Berliner Abgeordnetenhaus

AfD-Politiker Gunnar Lindemann im Berliner Abgeordnetenhaus

Andere Nutzerinnen und Nutzer machten sich über Lindemanns Aufregung lustig. So schrieb die Hacktivistin „N3ll4“ etwa: „Oh nein wir werden alle sterben“. Ein anderer Nutzer kommentierte provokant: „Wow, ist Ihnen das nicht peinlich? Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.“

Für Lindemann ist es nicht der erste Angriff beim Thema Gendern. Im August 2020 blamierte er sich mit einem Tweet, in dem er von „Genderwahnsinn“ beim Wort Spurende sprach. Dass es sich dabei nicht um eine gegenderte Version des Worts handelt, sondern das Ende der Fahrspur, musste Lindemann erst nach dem Tweet einsehen.

Diskussion um Gendersternchen bei Weckmänner-Plakat

Die Bäckerei-Kette hat die Attacke bislang nicht kommentiert. Mutmaßlich war das Sternchen im Werbeplakat bewusst provokant gesetzt. In einem Werbeclip, den die Bäckerei Kamps via Facebook verbreitete, entfaltete sich zunächst der Schriftzug „Unsere Weckmänner Innen“, der Zusatz „Fluffig“ kommt erst später. Eine Nutzerin kommentierte auf Facebook: „Genial. Die Anti-Gender-Fraktion hat Schnappatmung.“ Auf der Firmen-Homepage wird das Sternchen mit einer Zusatzinformation – „solange der Vorrat reicht“ – erklärt. Das Gebäck wird stets mit der männlichen Form, Weckmänner, beschrieben.

Der gebürtige Wuppertaler Gunnar Lindemann ist seit 2016 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses für die AfD. Mehrfach ist er bereits für kontroverse Äußerungen aufgefallen. So bezeichnete er etwa die Rückeroberung des syrischen Aleppos durch russische Truppen als „Befreiung“ und forderte, dass syrische Flüchtende beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt helfen sollten. 2018 reise er mit sieben AfD-Landtagsabgeordneten auf die von Russland annektierte Krim. Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg nannte er abfällig „geistig krankes, behindertes Mädchen“. (mab)