Bei Razzia festgenommenHeinrich XIII. Prinz Reuß – Er sollte nach Umsturz Deutschlands neues Staatsoberhaupt werden

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Bei einer Razzia gegen sogenannte „Reichsbürger“ führen vermummte Polizisten, nach der Durchsuchung eines Hauses Heinrich XIII P. R. zu einem Polizeifahrzeug.

Bei einer Razzia gegen sogenannte „Reichsbürger“ führen vermummte Polizisten, nach der Durchsuchung eines Hauses Heinrich XIII Prinz Reuß zu einem Polizeifahrzeug.

Er hat sich als eine der führenden Personen in der „Reichsbürger“-Szene etabliert, jetzt soll Heinrich XIII. Prinz Reuß den Umsturz geplant haben – um sich dann als neuen Regierungschef zu installieren.

Der thüringische Kurort Bad Lobenstein geriet zuletzt im August bundesweit in die Schlagzeilen. Der parteilose Bürgermeister Thomas Weigelt war auf dem Stadtfest einen Lokalreporter angegangen und hatte ihn umgerempelt. Peter Hagen, Journalist der „Ostthüringer Zeitung“, hatte den Stadtchef zuvor in Begleitung eines illustren Herrn im senfgelben Sakko und mit zurückgegelten grauen Haaren fotografiert – Heinrich XIII. Prinz Reuß, Eigentümer des Jagdschlosses Waidmannsheil im Ortsteil Saaldorf. Die anscheinende Nähe zwischen Stadtchef und Adelsspross wollte der Bürgermeister wohl lieber nicht dokumentiert haben.

Am Mittwoch standen Bad Lobenstein und der Prinz Reuß auf weit dramatischere Weise wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Bei einer bundesweiten Razzia mit 3000 Polizeibeamten wurden 25 Personen festgenommen. Unter ihnen auch Heinrich XIII.

Heinrich XIII.: an der Spitze der Reichsbürger

Heinrich XIII. gilt als Kopf einer „Reichsbürger“-Terrorzelle und sollte nach einem geplanten Umsturz die Regierungsgewalt übernehmen. In der mutmaßlichen terroristischen Vereinigung soll Heinrich XIII. für den politischen Teil der Vorhaben zuständig gewesen sein. So habe er dem zentralen Gremium der mutmaßlichen Terrorgruppe vorgestanden, dem „Rat“.

Einer „Reichsbürger“-Ideologie folgend, wonach Deutschland weiterhin von den Siegern des Zweiten Weltkrieges beherrscht ist, habe er bereits versucht, mit Offiziellen Russlands Verhandlungen über die zukünftige Staatsform Deutschlands zu führen. Russland sei aus Sicht von Heinrich XIII. der zentrale Ansprechpartner für diese Frage. Heinrich XIII. erwähnt regelmäßig mit Stolz die Verwandtschaft seines Adelsgeschlechts mit der letzten Zarenfamilie Romanow.

Kontakte nach Russland?

Dabei helfen sollte ihm wohl seine Lebensgefährtin, die Russin Vitalia B. Neben Heinrich XIII. wurde auch sie bei der Razzia am Mittwoch festgenommen. In der Mitteilung des Generalbundesanwalts heißt es zu B., dass sie dringend verdächtig sei, „die Vereinigung insbesondere dadurch unterstützt zu haben, dass sie dem Beschuldigten Heinrich XIII. Prinz Reuß bei der Kontaktaufnahme zu Vertretern der Russischen Föderation behilflich war“.

Es gebe aber, so die Bundesanwaltschaft, keine Hinweise darauf, dass die Versuche, Kontakt nach Russland aufzunehmen, erfolgreich gewesen wären.

Familie über Heinrich XIII: „Teilweise verwirrter alter Mann“

Der Immobilienunternehmer aus Frankfurt am Main ist Nachfahre eines ehemals regierenden Fürstenhauses. Seine Familie hat sich nach seinen Eskapaden in den vergangenen Jahren allerdings von ihm distanziert. Er sei ein „teilweise verwirrter alter Mann, der verschwörungstheoretischen Irrmeinungen aufsitzt“, so sagt es das Oberhaupt des Adelsgeschlechts, Fürst Heinrich XIV.

In den sozialen Netzwerken finden sich einige Videos von Vorträgen des seriös gekleideten und passabel Englisch sprechenden Heinrich XIII.Prinz Reuß. Seit der Einheit 1990 hat er sich in Rückübertragungsverfahren verkämpft, in der Mehrzahl erfolglos. In seinen Vorträgen lässt er keine Verschwörungserzählung aus: Das Deutsche Reich bestehe weiter, die Bundesrepublik sei nicht souverän, das Grundgesetz definiere nur Sachen, nicht Menschen. Die Gewaltenteilung sei eine Illusion. Der Erste Weltkrieg: provoziert von den Freimaurern, finanziert vom internationalen Kapital, mit dem Ziel, die „Verbreitung der jüdischen Bevölkerung voranzutreiben“.

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