Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Wundervolles Geheimnis“Geburtstagsgruß veröffentlicht – Im Fall Epstein steigt der Druck auf Trump

4 min
US-Präsident Donald Trump. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump. (Archivbild)

Donald Trump hatte bestritten, dass es ihn gibt, doch nun veröffentlichen die Demokraten den Brief, den er Jeffrey Epstein geschrieben haben soll. 

Es ist eine bizarre Notiz. Ein kurzer schriftlicher, fiktiver Dialog zwischen „Donald“ und „Jeffrey“, mit rätselhaften Sätzen und anzüglichen Andeutungen. Umrahmt ist das Ganze von einer gezeichneten weiblichen Silhouette mit Brüsten. Darunter steht der Name Donald J. Trump – und eine Unterschrift, die dem Zickzack des heutigen US-Präsidenten verdächtig ähnlich sieht.

Das Papier soll ein Glückwunschschreiben von Trump an den damaligen Investmentbanker Jeffrey Epstein sein – zu dessen 50. Geburtstag vor mehr als 20 Jahren. Trump aber bestreitet vehement, dass das Werk von ihm stammt.

Epstein starb 2019 im Gefängnis

Epstein ist inzwischen tot und als Sexualstraftäter entlarvt, der über Jahre systematisch Minderjährige missbrauchte. 2019 starb er im Gefängnis – nach offiziellen Angaben ein Suizid. Doch sein Fall ist längst nicht abgeschlossen, sondern bringt Trump zunehmend unter Druck.

Schon lange gibt es Spekulationen darüber, wie eng die Beziehung der beiden Männer war und was Trump von Epsteins Machenschaften wusste. Trumps früherer Vertrauter, der Tech-Milliardär Elon Musk, war es, der die Anschuldigungen neu anheizte, als seine Männerfreundschaft mit Trump im Juni in einer Schlammschlacht endete. „Es ist an der Zeit, die wirklich große Bombe zu werfen“, schrieb Musk da auf seiner Plattform X. Trumps Name finde sich in den Epstein-Akten – darum würden diese nicht veröffentlicht. Später löschte er den Post, doch seither hat Trump den Fall Epstein mit neuer Wucht am Hals.

Epsteins veröffentlichter Nachlass

Berichte über den angeblichen Geburtstagsgruß von Trump an Epstein gab es bereits in den vergangenen Wochen, doch nun haben die Demokraten im Kongresses ein Bild davon veröffentlicht – aus Epsteins Nachlass. Ein Aufsichtsgremium im Parlament geht dem Fall nach und hatte die Dokumente unter Strafandrohung angefordert.

„Wir haben bestimmte Dinge gemeinsam, Jeffrey“, schreibt „Donald“ in dem nun veröffentlichten Schrieb. Es ist von „Rätseln“ die Rede und von einem „wundervollen Geheimnis“. Das elektrisiert nicht nur die Demokraten.

Nicht der erste Vorwurf gegen Trump

Es ist nicht der erste Vorwurf delikater Art gegen Trump. Doch bei ihm und seinem Team scheint diesmal Nervosität umzugehen. Trump wies den ersten Bericht des „Wall Street Journals“ über das Papier schon vor Wochen zurück und verklagte den Verlag. Dass die Demokraten nun mit der Veröffentlichung nachlegen, ist unbequem für ihn. Sein Umfeld wettert auf allen Kanälen gegen die Vorwürfe, spricht von „fake news“ und „bullshit“.

Dieses Bild, das auf dem X-Konto der Demokraten im House Oversight Committee gepostet wurde, zeigt eine sexuell anzügliche Geburtstagsnotiz an Jeffrey Epstein, die auf ein „wunderbares Geheimnis“ anspielt und angeblich von US-Präsident Trump unterzeichnet ist, der bestritten hat, die Notiz verschickt zu haben.

Dieses Bild, das auf dem X-Konto der Demokraten im House Oversight Committee gepostet wurde, zeigt eine sexuell anzügliche Geburtstagsnotiz an Jeffrey Epstein, die auf ein „wunderbares Geheimnis“ anspielt und angeblich von US-Präsident Trump unterzeichnet ist, der bestritten hat, die Notiz verschickt zu haben.

Aber auch einzelne Republikaner und rechte Influencer fordern Aufklärung – und die Veröffentlichung aller Epstein-Unterlagen. Denn der Vorwurf, dass eine gesellschaftliche Elite rund um den schwerreichen Epstein brutal Minderjährige ausbeutete, berührt Kernthemen von Trumps Bewegung. Ob er sich den lauter werdenden Rufen entziehen kann, ist fraglich.

Trump bringt nichts zu Fall

Dass Trump und Epstein sich kannten und mochten, ist kein Geheimnis. 2002 nannte Trump Epstein einen „großartigen Mann“ – und sagte über ihn: „Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.“ Später, in seiner ersten Präsidentschaft, ging Trump auf Distanz und beteuerte, nichts vom Missbrauch gewusst zu haben. Doch er wird den Fall nicht los.

ARCHIV - 17.08.2019, USA, New York: Dieses Foto, zur Verfügung gestellt vom New York State Sex Offender Registry, zeigt Jeffrey Epstein. (zu dpa: «Epstein-Fall: Demokraten zeigen angebliches Trump-Schreiben») Foto: ---/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Jeffrey Epstein. (Archivbild)

Die Frage ist aber, ob die Sache Trump tatsächlich gefährlich werden könnte. Denn der Republikaner hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass ihm nichts, aber auch nichts politisch etwas anhaben kann. Nicht die Amtsenthebungsversuche gegen ihn, nicht der Sturm seiner Anhänger auf das US-Kapitol, nicht die Anklagen in mehreren Strafverfahren, nicht die Verurteilung in einem davon, kein Skandal, keine öffentliche Pöbelei – egal wie rassistisch, sexistisch oder vulgär sie war. Nichts.

Trump wurde schon mehrfach schuldig gesprochen

Schon im Wahlkampf 2016 hatte Trump mit der obszönen Aussage für Furore gesorgt, dass er Frauen überall anfassen könne, auch zwischen den Beinen. Die Amerikaner wählten ihn trotzdem zum Präsidenten.

Seither wurde Trump vor Gericht in einem Zivilverfahren für sexuellen Missbrauch haftbar gemacht – wegen eines Übergriffs auf eine Frau in einem Nobelkaufhaus in den 90er-Jahren. Er wurde wegen der Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar in einem Strafverfahren schuldig gesprochen. Die Amerikaner wählten ihn trotzdem ein zweites Mal ins Weiße Haus.

Trump musste sich bereits zwei Amtsenthebungsverfahren stellen

Trump ist der einzige Präsident in der US-Geschichte, der sich – in der ersten Amtszeit – gleich zwei Amtsenthebungsverfahren stellen musste. Er überstand sie beide. Trump ist auch der erste verurteilte Straftäter, der es ins höchste Staatsamt geschafft hat.

Wegen dubioser Geschäftspraktiken in seinem Konzern wurde Trump in einem anderen Zivilverfahren ebenfalls zu einer hohen Schadenersatzzahlung verurteilt. Auch das schien kein Problem für seine Wähler.

Kein anderer Politiker hätte wohl auch nur eine dieser Affären oder Anschuldigungen politisch überlebt. Doch Trump scheint unantastbar zu sein. Er hat es perfektioniert, jeden rechtlichen Vorwurf umzumünzen - und seine Anhänger zu mobilisieren, indem er sich als Opfer politischer oder medialer Verschwörungen gegen ihn darstellt. Zumindest bislang.