„Feindliches Überwachungsteam“ gesichtetIran will offenbar zwei Journalisten in England töten

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Soldaten der Islamischen Revolutionsgarde halten bei einer Parade in Teheran ihre Gewehre am Anschlag.

Soldaten der „Islamischen Revolutionsgarde“ bei einer Parade in Teheran. Die Militäreinheit soll Exil-Journalisten in London bedrohen. (Archivbild)

Nicht nur im Iran setzt Teherans Elite auf tödliche Mittel – zwei britisch-iranische Journalisten sollen in den Fokus der Revolutionsgarden gerückt sein. Ihr TV-Sender wurde nach der Enthüllung auf eine „Terrorliste“ gesetzt.

Zwei britisch-iranische Journalisten, die im Vereinigten Königreich arbeiten, wurden nach Angaben ihres Arbeitgebers Iran International, einem in London ansässigen Nachrichtensender, von der englischen Polizei vor einem „glaubwürdigen“ Plan des Iran gewarnt, sie zu töten. Der US-Sender CNN hatte zuvor berichtet.

„Zwei unserer britisch-iranischen Journalisten wurden in den letzten Tagen über eine Zunahme der Drohungen gegen sie informiert“, erklärte Iran International in der Erklärung. „Die Metropolitan Police hat nun beide Journalisten offiziell darüber informiert, dass diese Drohungen eine unmittelbare, glaubwürdige und erhebliche Gefahr für ihr Leben und das ihrer Familien darstellen.“ Die Namen der Journalisten nannte der Sender aus Sicherheitsgründen nicht.

Polizei informiert Journalisten über „unmittelbare, glaubwürdige und erhebliche Gefahr für ihr Leben“

Laut „The Telegraph“ sei zuvor ein „feindliches iranisches Überwachungsteam“ vor den Häusern von Mitarbeitern und den Büros des TV-Senders gesichtet worden. Dadurch sei das Bedrohungsniveau angestiegen, heißt es in der englischen Zeitung.

Der Sender Iran International, der sein Programm auf Farsi ausstrahlt, beschuldigt die Islamische Revolutionsgarde (IRGC) in den Fall involviert zu sein. Man sei „schockiert und zutiefst besorgt“ über die Drohungen, hieß es in der Erklärung. Die Revolutionsgarde sei Teil einer „bedeutenden und gefährlichen Eskalation von Teherans Kampagne zur Einschüchterung iranischer Journalisten, die im Ausland arbeiten“, hieß es weiter. Auch andere Mitarbeiter seien von der Polizei gewarnt worden.

TV-Sender Iran International von Teheran als „terroristische Organisation“ eingestuft

„Wir hoffen, dass die britische Regierung, internationale Regierungen und andere Organisationen sich uns anschließen werden, um diese schrecklichen Drohungen zu verurteilen und weiterhin die Bedeutung der Medienfreiheit zu betonen“, heißt es in der Erklärung weiter.

Die „Islamische Revolutionsgarde“ ist eine Einheit des iranischen Militärs. Sie wurde 1979 auf Befehl von Ayatollah Ruhollah Khomeini gegründet. Die USA stufen die Abteilung als terroristische Organisation ein.

Der Iran reagiert nur indirekt auf die Vorwürfe. Wie die staatliche Nachrichtenagentur INSA und ein Mitarbeiter von Iran International auf Twitter berichten, wurde der Exil-Sender vom Regime in Teheran ebenfalls als „terroristische Organisation“ eingestuft.

Proteste im Iran: TV-Sender spielt wichtige Rolle

Der Sender spielt in der Berichterstattung rund um die Proteste, die den Iran seit Wochen beherrschen, eine wichtige Rolle und liefert immer wieder Bilder und Videos von den umkämpften Straßen im Land. Mit 1,3 Millionen Twitter-Followern hat Iran International zudem eine große Reichweite.

Nach dem Tod Jina Mahsa Amini kommt es täglich zu Protesten gegen die fundamental-religiösen Machthaber in Teheran. Die meist jungen Demonstranten sind dabei erheblichen Gefahren ausgesetzt. Mehr als 14.000 Menschen wurden bereits festgenommen.

Am Wochenende forderte das iranische Parlament die Todesstrafe für diejenigen, die sich an den Protesten beteiligt haben. In der Vorwoche waren einzelne Todesurteile im Schnellverfahren bereits verkündet worden. Menschenrechtsorganisationen gehen von mehr als 300 Todesopfern seit Beginn der Proteste im Iran aus.

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