Kölner Karikaturist erinnert sichZwölf Bilder für ein Wahnsinnsjahr

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Kardinal Rainer Woelki – Thema unter anderem im April.

Kardinal Rainer Woelki – Thema unter anderem im April.

2022 war für Karikaturisten herausfordernd und dankbar zugleich. Unser Zeichner Heiko Sakurai sieht die Komik in den Krisen – und bringt sie auf den Punkt.

Corona, Ukraine-Krieg, Gasnotstand – Krise reiht sich an Krise. Wie schafft man es als Karikaturist jeden Tag dem politischen Geschehen etwas Humorvolles abzugewinnen? „Das ist nicht so leicht“, räumt Heiko Sakurai ein, dessen Zeichnungen immer auf der Seite 4 des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu sehen sind.

Karikaturisten sind keine Hofmaler

Eigentlich seien schlechte Nachrichten gut für Karikaturisten, weil sie zeichnende Kritiker seien – und keine Hofmaler, die zeigten, wie toll alles laufe. So kann er leicht etwas zeichnen zu den Ausrüstungsproblemen der Bundeswehr. Problematisch werde es aber, wenn es sich um Krisen handele, die Leib und Leben bedrohen – etwa Corona. „Wenn massenhaft Menschen auf Intensivstationen liegen und sterben, ist es schwierig darüber etwas Lustiges zu zeichnen.“

Das Jahr in Karikaturen

Von der Komik in den Krisen

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Der Ukraine-Krieg mit den vielen Toten und Verletzten sei eine nochmal viel extremere Situation. Hilft es, die Verantwortlichen in der Zeichnung zu Witzfiguren zu machen? „Das ist eine Gratwanderung und darf keinesfalls dazu führen, die Verbrechen zu verharmlosen.“ Auf der anderen Seite nehme das auch die Angst und entzaubere die bedrohlichen Gestalten . „Deshalb finde ich es auch statthaft, Karikaturen über Putin zu zeichnen.“

Ich bin noch immer dabei, mich an Scholz zu gewöhnen
Heiko Sakurai, Karikaturist

Doch es sind ja nicht nur die großen internationalen Themen, die den Kölner Zeichner täglich beschäftigen. Sondern auch der manchmal spröde deutsche Regierungsalltag. Und da war der Übergang von Angela Merkel zu Olaf Scholz im Bundeskanzleramt durchaus eine Herausforderung. „Ich bin noch immer dabei, mich an ihn zu gewöhnen“, gesteht Sakurai Scholz sei einfach ein spröder Typ. Mit Merkel und ihrer manchmal ironischen Art sei das leichter gewesen.

Seine Lieblingsfigur – unabhängig vom politischen Kurs – ist der Bundesgesundheitsminister. „Karl Lauterbach ist super, den zeichne ich besonders gerne.“ Er sei einfach ein eigener Charakter und sehr authentisch. „Man hat das Gefühl, er kann nicht aus seiner Haut.“

Zeitung lesen, Nachrichtenportale checken

Wie sieht der Arbeitstag eines Karikaturisten aus? Fast täglich liefert Heiko Sakurai drei Karikaturen zu unterschiedlichen Themen, aus denen die Redaktion dann auswählt. Um 8 Uhr morgens beginnt er mit der Vorbereitung: Zeitung lesen, auf den großen Nachrichtenportalen nach den aktuellen Themen sehen. „Ab elf Uhr mache ich mir Gedanken, was ich zeichnen werde.“ Und dann geht es ans Zeichnen. Der 51-Jährige hat klare Vorstellungen, was eine gute Karikatur ausmacht: „Sie muss zeichnerisch gut sein – der Stil spielt eine große Rolle –, sie muss eine treffende Aussage haben und eine Pointe.“

Dann komme die Botschaft an. Eine Lieblingskarikatur 2022 hat er nicht, aber eine, an die er sich gerne erinnert: die zu Lindners Hochzeit auf Sylt (siehe Juli). Da sei ihm gelungen, zwei aktuelle Themen miteinander zu verbinden. Und sie zeigt auch das Bemühen, wegzukommen von den ganzen schrecklichen Dingen. „Und dann landet man bei Lindners Hochzeit.“


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Das Cover des Buchs von Heiko Sakurai.

Das Cover des Buchs von Heiko Sakurai.

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