KommentarDas Recht auf Änderung des eigenen Geschlechts ist ein großer Fortschritt – und kein neuer Trend

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Lisa Paus und Marco Buschmann stehen vor einem kreisrunden Gebäude.

Lisa Paus (Bündnis90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, kommt neben Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, nach der Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt zu einem Pressestatement zum Selbstbestimmungsgesetz.

Trans Menschen sollen nicht mehr unwürdige Verfahren ertragen müssen, wenn sie den Namen und Geschlechtseintrag ändern wollen.

Dass die Bundesregierung das neue Selbstbestimmungsgesetz auf den Weg gebracht hat, ist eine sehr gute Nachricht für die Betroffenen. Trans Menschen, die sich mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht identifizieren, wird das Leben endlich erleichtert. Bislang ist der Weg zur Änderung der Einträge voller bürokratischer Hürden und ziemlich teuer. Es ist richtig, dass damit Schluss sein soll.

Transsein wird gesamtgesellschaftlich kein Trend werden

Man muss versuchen, sich in die Lage der Betroffenen zu versetzen: Viele kämpfen ihr Leben lang damit, dass sie sich anders fühlen als ein Großteil der Bevölkerung. Sie haben Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung - oft erleben sie beides. Deswegen wird Transsein gesamtgesellschaftlich gesehen auch kein Trend werden, dafür ist der Weg zu schwer.

Wenn die Betroffenen dann den Mut gefasst haben, sie selbst zu sein, sollte der Staat ihnen nicht im Weg stehen. Die Ampel korrigiert einen Missstand und betreibt keinen Kulturkampf von links. Wer das behauptet, ignoriert die Nöte der Menschen, die über Jahre ein unwürdiges Verfahren über sich ergehen lassen mussten.

Auch für Über-14-jährige soll es Erleichterungen geben

Dass es auch für Über-14-jährige Erleichterungen geben wird, ist ebenfalls richtig. Eine Änderung des Namens und Geschlechtseintrags soll mit Einverständnis der Eltern möglich sein. Man kann darauf vertrauen, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern die angemessene Abwägung treffen.

Gleichwohl darf man Menschen, die mit dem Thema bisher keine Berührungspunkte hatten, nicht einfach als unbelehrbar abstempeln. Auch Frauen, die sich vor Übergriffen sorgen, weil ein Mann sich als Frau ausgeben könnte, um beispielsweise in eine Frauensauna zu gelangen, sind nicht unbedingt intolerant. Diese Angst muss adressiert werden, auch wenn das Szenario sehr unwahrscheinlich ist.

Unter dem Strich ändert sich für einen Großteil der Bevölkerung kaum etwas, für die Betroffenen hingegen ist das Selbstbestimmungsgesetz ein großer Fortschritt.

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