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Kommentar zur möglichen Trump-AnklageFür voreilige Schadenfreude gibt es keinen Grund

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Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, begrüßt die Fans, als er vor dem Finale der NCAA Wrestling Championships im BOK Center in Tulsa, Oklahoma, eintrifft. Trump erwartet, dass er am kommenden Dienstag festgenommen wird.

Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, begrüßt die Fans, als er vor dem Finale der NCAA Wrestling Championships im BOK Center in Tulsa, Oklahoma, eintrifft. Trump erwartet, dass er am kommenden Dienstag festgenommen wird.

Donald Trump könnte bald angeklagt werden. Doch der Ausgang des Verfahrens ist nicht sicher.

Die Vorstellung lässt seine Gegner jubeln und bringt das Blut in den Adern seiner Anhänger zum Kochen: Donald Trump in Handschellen, am besten gleich in einem orangefarbenen Häftlings-Overall, vor einem Gericht in New York - das wäre das Bild des Jahrzehnts. Nie zuvor ist ein Ex-Präsident der USA vor Gericht angeklagt worden.

Doch für voreilige Schadenfreude gibt es keinen Grund. Nicht nur drohen angesichts der aufwiegelnden Tiraden des narzisstischen Rechtspopulisten in den nächsten Wochen Straßenschlachten und eine weitere extreme Spaltung des Landes. Vor allem aber ist der Ausgang des Verfahrens keineswegs sicher.

Richtig plakativ ist die Sache nicht

Die Geschworenen in Manhattan werden nämlich nicht über Trumps Rolle beim versuchten Putschversuch im Januar 2021 oder die mögliche Unterdrückung von Geheimunterlagen beraten. Diese Vergehen werden anderswo untersucht. Das Gericht ist alleine für die Stormy-Daniels-Affäre zuständig.  Die Geschichte sagt viel über den widerlichen Charakter von Trump aus. Juristisch relevant sind aber nur zwei Punkte: Durch die heimliche Zahlung von 130.000 Dollar an seine Ex-Geliebte könnte Trump gegen die Transparenzregeln der Kampagnenfinanzierung verstoßen haben. Außerdem wurde der Betrag falsch verbucht, was strafbar wäre, wenn es der Vertuschung einer Straftat diente.

Bis zu einer Verurteilung müssen also einige Konjunktive aus dem Weg geräumt werden. Und so richtig plakativ ist die Sache nicht. Man kann sich daher fragen, warum Staatsanwalt Alvin Bragg nun vorprescht und nicht die deutlich wichtigeren anderen Verfahren abwartet. Klar ist jedenfalls:  Nach dem Scheitern von zwei Impeachment-Verfahren hat die Justiz nur einen Schuss frei, um den Demokratieverächter Trump endlich dingfest zu machen. Gelingt das nicht, droht aus der spektakulären Anklage ein politisch fataler Rohrkrepierer zu werden.

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