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Ukraine unter VerdachtRussischer General bei Autoexplosion getötet – Abgeordnete wollen Vergeltung

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In Moskau ist laut russischen Behörden General Fanil Sarwarow Opfer eines Anschlags geworden. Offizielle Bilder sollen das zerstörte Auto zeigen.

In Moskau ist laut russischen Behörden General Fanil Sarwarow Opfer eines Anschlags geworden. Offizielle Bilder sollen das zerstörte Auto zeigen.

Unter dem Auto des hochrangigen Generals detonierte ein dort platzierter Sprengsatz. Russischen Behördenangaben zufolge starb der General.

In Moskau ist erneut ein russischer General durch einen Bombenanschlag getötet worden. Das staatliche Ermittlungskomitee teilte mit, General Fanil Sarwarow sei einer Autobombe zum Opfer gefallen. Der Sprengsatz sei unter dem Fahrzeug angebracht gewesen. Ort der Explosion war ein Wohnviertel im Süden der russischen Hauptstadt.

Der Anschlag sei auf einem Parkplatz in der Yasenevaya-Straße in der Nähe eines Wohnblocks gegen 7 Uhr morgens erfolgt, heißt es. Berichten zufolge legte das Fahrzeug, ein Kia Sorento, vor der Explosion mehrere Meter zurück. Unter dem Auto des Generals sei mutmaßlich eine Haftmine angebracht gewesen, berichtete die Zeitung „Kommersant“.

Aufnahmen aus der Gegend zeigen einen stark beschädigten weißen Pkw mit herausgerissenen Türen, der auf einem Parkplatz von anderen teilweise ebenfalls beschädigten Fahrzeugen umgeben ist, berichtet die BBC. Auch in den sozialen Medien sind Fotos und Videos vom Tatort zu sehen. Anton Geraschtschenko, Ex-Innenminister und Berater der ukrainischen Regierung, schreibt dazu: „Sarwarow beteiligte sich an Russlands großangelegter Invasion in der Ukraine und nahm an den Kriegen in Tschetschenien und Syrien teil.“

Der General wurde zunächst durch den Sprengsatz schwer verletzt, erlag aber kurze Zeit später den Verletzungen.

Präsident Wladimir Putin sei „unverzüglich“ über den Vorfall informiert worden, wie sein Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten sagte.

„Die Ermittler prüfen verschiedene Versionen des Mordes. Eine davon ist die Version, dass das Verbrechen von den ukrainischen Geheimdiensten organisiert wurde“, schrieb Swetlana Petrenko, Sprecherin des russischen Ermittlungskomitees, auf Telegram. Generalleutnant Sarwarow hatte zuletzt als Abteilungsleiter im russischen Generalstab gedient. Wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldet, wurde der 56-Jährige mehrfach ausgezeichnet, unter anderem sei er Träger des Tapferkeitsordens sowie des Verdienstordens für das Vaterland 1. Klasse gewesen. 

Russische Abgeordnete wollen Rache für Anschlag

Laut russischem Nachrichtenportal lenta.ru scheint für russische Politiker klar zu sein, dass die Ukraine hinter dem Attentat steckt. Der Duma-Abgeordnete Juri Schwytkin erklärte demnach, die Ukraine wolle so den „Verhandlungsprozess“ über einen möglichen Frieden stören. „Die Ukraine hat kein Interesse an Friedensgesprächen oder einer friedlichen Lösung“, behauptete Schwytkin. Kiew wolle damit provozieren.

Der britische „Guardian“ zitiert Andrei Kolesnik, Mitglied des Verteidigungsausschusses der Duma, mit den Worten, die Verantwortlichen für den Anschlag müssten identifiziert und eliminiert werden. „Ich denke nicht, dass sie gefangen genommen werden sollten – sie sollten einfach an Ort und Stelle vernichtet werden, wie es mit Terroristen geschieht“, so Kolesnik.

In russischen Medien wurde die Frage gestellt, warum Sarwarow keinen Personenschutz erhielt. Dies begründete der ehemalige Oberst Viktor Baranets in der „Komsomolskaja Prawda“ mit seinem Status. Das Anschlagsopfer habe „nicht in den Datschen der Generäle in elitären Wohnanlagen“, sondern in einem Hochhaus in einem normalen Wohngebiet am Stadtrand von Moskau gelebt. Seine pflichtbewusste Lebensweise sei vorbildlich gewesen.

Vor einem Jahr Anschlag auf Chef der ABC-Truppen

Vor fast genau einem Jahr am 17. Dezember 2024 war in Moskau General Iwan Kirillow, Kommandeur der russischen Abwehr gegen atomare, biologische und chemische Angriffe, bei einem Bombenanschlag getötet worden. Der ukrainische Geheimdienst reklamierte die Tat für sich. Ein weiterer General starb im April 2025 in Moskau ebenfalls durch einen Sprengstoffanschlag.

Grundsätzlich übernimmt die Ukraine offiziell niemals die Verantwortung für gezielte Angriffe. Wie die BBC schreibt, habe eine ukrainische Quelle später jedoch eingeräumt, Kirillow sei vom ukrainischen Sicherheitsdienst getötet worden. Der Sprengsatz war an seinem Motorroller deponiert.

Am Wochenende fanden in Florida erneut Gespräche über ein Ende des Krieges gegen die Ukraine statt. Sie verliefen nach Angaben der Chefunterhändler der USA, der Ukraine und Russlands positiv. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats Rustem Umjerow teilten jeweils wortgleich auf der Plattform X mit, ihre Gespräche seien „produktiv und konstruktiv“ gewesen. 

Für Russland war Kirill Dmitrijew vor Ort. Er teilte Witkoffs Post seinerseits auf X. Ob Moskau jedoch anders als zuvor von seinen Maximalforderungen abweicht, darf bezweifelt werden. (cme, mit dpa)