Nach Beisetzung des Kreml-KritikersMutter und hunderte Trauernde besuchen Nawalnys Grab in Moskau

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Eine Frau legt einen Tag nach der Beerdigung von Alexej Nawalny auf dem Borisowski-Friedhof Blumen am Grab ab. Nawalny, der der schärfste Gegner von Präsident Wladimir Putin war, wurde nach einer Beerdigung, an der Tausende von Trauernden teilnahmen, unter starker Polizeipräsenz beigesetzt.

Eine Frau legt einen Tag nach der Beerdigung von Alexej Nawalny auf dem Borisowski-Friedhof Blumen am Grab ab.

Die russische Polizei ist auch nach der Beisetzung Alexej Nawalnys präsent an seinem Grab. Mindestens 128 Menschen wurden festgenommen.

Einen Tag nach der Beisetzung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in Moskau haben erneut hunderte Menschen sein Grab besucht. Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja erschien am Samstagmorgen in Begleitung der Schwiegermutter ihres Sohnes an der mit Blumen und Kränzen bedeckten Grabstätte auf dem Borisowski-Friedhof im Süden Moskaus, wie AFP-Reporter berichteten. Am Freitag hatten dort tausende Menschen Abschied genommen von Nawalny, der zwei Wochen zuvor in einer Strafkolonie in der Arktis gestorben war.

Trauernde am Friedhofseingang mit Metalldetektoren kontrolliert

Die Trauernden hatten am Freitag stundenlang angestanden, um sich vom prominentesten Widersacher von Russlands Präsident Wladimir Putin zu verabschieden. Auch Nawalnys Mutter hatte am Freitag bereits an der Beerdigung teilgenommen.

Auch am Samstagnachmittag sahen AFP-Reporter Trauernde, die vor den Friedhofstoren anstanden, einige mit Tränen in den Augen. Aus Richtung der U-Bahn kamen weitere Menschen mit Blumen und Plakaten zu Ehren Nawalnys. Die Polizei war auf dem Friedhof in der Nähe des Ufers der Moskwa weiterhin präsent.

Die Behörden hatten am Eingang des Friedhofs Metalldetektoren ähnlich denen an Flughäfen aufgestellt. Die Polizei durchsuchte diejenigen, die von Nawalny Abschied nehmen wollten. Beamte wiesen die Trauernden an, „in Bewegung zu bleiben“, während diese weiße Rosen und Nelken auf dem Grab des Kreml-Kritikers ablegten.

Russische Polizei verhaftet mindestens 128 Menschen bei Gedenkfeiern

Sie fühle „Trauer, Verzweiflung und Hoffnung“, sagte Natalia, eine 50-jährige Künstlerin, die ihren Nachnamen nicht nennen wollte. Nawalny habe „uns gebeten, nicht zu verzweifeln und zu kämpfen“, fügte sie hinzu.

Der 52-jährige Friedhofsbesucher Vadim erklärte, er empfinde „Trauer und Bitterkeit“ angesichts des Verlusts und forderte alle auf, sich so zu verhalten, „wie Alexej es gewollt hätte - damit die Menschen in unserem Land und auf der ganzen Welt glücklicher leben können“.

Weniger optimistisch gab sich der 29 Jahre alte IT-Mitarbeiter Roman: „Es ist traurig. Und es ist klar, dass alles, was (...) durch ihn aufgebaut worden ist, hier begraben wurde. Das war's“.

Die Witwe des Oppositionspolitikers, Julia Nawalnaja, die beiden Kinder des Paares sowie Nawalnys Bruder leben im Ausland und blieben der Bestattung fern. Nawalnaja hatte erklärt, sie werde die Arbeit ihres Mannes fortsetzen, und Putin vorgeworfen, ihren Mann umgebracht zu haben.

An Freitag hatte die versammelte Menschenmenge Slogans wie „Nein zum Krieg“ und „Wir werden nicht verzeihen!“ skandiert. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation OVD-Info nahm die russische Polizei am Freitag landesweit mindestens 128 Menschen fest, die in 19 Städten an Gedenkfeiern für Nawalny teilgenommen hatten. (afp)

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