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Rocker-SzeneZahl der Hells-Angels-Chapter in NRW hat sich fast verdoppelt

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 30.08.2010, Nordrhein-Westfalen, Duisburg: Ein Rocker trägt eine Kutte mit der Aufschrift "Hells Angels Bonn". Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig verhandelt am 13.12.2018 über das Verbot des Rockerclubs «Hells Angels MC Bonn». Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Zahlreiche Bandidos wechselten nach einem Verbot zu den Hells Angels.

Zuwachs von anderen Gruppen und Versteckspiele machen es schwierig, die Szene zu entschlüsseln: Die Zahl der Hells Angels nimmt stark zu.

In NRW gibt es wieder mehr Hells-Angels-Rocker: Laut einer Auswertung des Landeskriminalamts (LKA) waren es im vergangenen Jahr 317 – und damit weit mehr als 2023, da zählte man noch 190 Höllenengel. Auch die Zahl der Ortsgruppen („Chapter“) hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt.

Wie aus der aktuellsten Auswertung (Stichtag 31.12.) hervorgeht, gab es 2024 genau 27 Chapter – ein Jahr zuvor waren es noch 14. Seit 2013, als man mit der Zählung begonnen hat, gab es noch nie so viele Ortsableger der Hells Angels. Auch die Zahl der Rocker ist selten so hoch gewesen wie 2024.

Ein Grund: Nachdem die Konkurrenz der Bandidos 2021 bundesweit verboten worden war, wechselten zahlreiche Mitglieder zu den Hells Angels. Allein im September 2024 war es laut LKA eine „dreistellige Gruppe von Personen“, die in einer spektakulären Aktion (die in den Sozialen Medien begleitet wurde) das Lager von den Bandidos zu den Hells Angels wechselten. Auch sogenannte „Supporter-Clubs“ der Bandidos „wandten sich von diesem ab und dem Hells Angels MC zu“, so das LKA.

Freeway Riders gelten als größter Rockerclub

Die Wechsel aber auch Versteckspiele machen es für die Polizei schwieriger, die Szene zu entschlüsseln. Das LKA teilte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mit: „Die stetige Fluktuation innerhalb der Rockerszene, der Verzicht von Chaptern/Chartern auf eigene Clubhäuser, die zur Vermeidung vereinsrechtlicher Verbotsmaßnahmen tatsächliche oder nur vordergründig erfolgende Auflösung von Chaptern/Chartern und das Verbot der öffentlichen Verwendung von Kennzeichen einer vereinsrechtlich verbotenen Rockerstruktur erschweren und reduzieren die Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung zu den aktuellen Strukturen der relevanten Outlaw-Motorcycle-Gangs (OMCG).“

Daher seien auch die Zahlen als „Momentaufnahme“ und „circa-Werte“ zu verstehen, „die nicht vollumfänglich alle Entwicklungen abbilden.“ Mit dieser Einordnung im Hinterkopf sind die Freeway Riders laut LKA mit 456 Mitgliedern (in 37 Chaptern) immer noch der offiziell größte Rocker-Club. Der Gremium MC hat demnach sieben Chapter und 140 Mitglieder. Der Brothers MC umfasst nur zwei Chapter und 20 Mitglieder, der Outlaws MC ebenfalls zwei Chapter und 30 Mitglieder.

Ermittler beschäftigen Wechsel von Bandidos zu Hells Angels

Die Ermittler sind sicher: Gerade die Wechsel von den Bandidos zu den Hells Angels sind noch nicht zu Ende. „Von einem Abschluss der Entwicklungen ist nicht auszugehen“, heißt es. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Szene seien „aktuell nicht abschließend zu bewerten und erfordern intensive weitere Aufklärung“.

Unterdessen sorgen einzelne Rocker immer wieder für Aufsehen. Im April nahm die Polizei in Pulheim und Köln zwei Hells Angels fest, die eine Einbrecherbande unterstützt haben sollen, die es vor allem auf Tresore aus Tankstellen abgesehen hatte. Beide Rocker – ein Deutscher und ein Deutsch-Türke – hatten schon eine dicke Akte bei der Polizei. Die Ermittlungen laufen noch.