Kinderarmut in NRWEine warme Mahlzeit als Sofortmaßnahme

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Schüler tragen in der Mensa der Gesamtschule Barmen in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) Tabletts mit Essen zu ihren Plätzen.

Schüler in der Mensa der Gesamtschule Barmen in Wuppertal

In immer mehr Familien wird das Geld knapp: Der Landtag in NRW debattierte über die soziale Not in Schulen und Kitas.

Die Inflation lässt die Lebenshaltungskosten in die Höhe schießen – das merken vor allem kinderreiche Familien und Alleinerziehende, doch die Auswirkungen der Geldknappheit bleiben längst nicht mehr auf die eigenen vier Wände beschränkt: Schulleiter in Köln verteilen sogenannte Schlemmertaler an die Kinder, die kein Geld für das Mittagessen haben. Eine Hauptschule – ebenfalls in Köln – erprobt ein Frühstücksbuffet-Modell, das sich aus Spenden finanziert. „Immer mehr Kinder kommen ohne ein Frühstück im Bauch in die Schule“, stellte die SPD-Landtagsabgeordnete Lena Teschlade fest. Ihre Partei hatte am Mittwoch eine Aktuelle Stunde im Düsseldorfer Plenum beantragt.

Auch die Qualität der Mahlzeit ist wichtig

Kinderarmut ist in den Schulen und Kindertagesstätten des Landes angekommen, aus diesem Grund plädieren Teschlade und ihr Parteifreund, der Familienpolitiker Dennis Maelzer, für ein kostenloses Mittagessen – und zwar eine Mahlzeit, die auch im Hinblick auf die Qualität zufriedenstellend sei, wie Maelzer betonte. Auch der nordrhein-westfälische Grünen-Chef Tim Achtermeyer hatte kürzlich im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ beklagt, dass immer mehr Kinder ohne Frühstück das Haus verließen und sich mittags keine Mahlzeit leisten könnten. Achtermeyer appellierte an die Bundesregierung, endlich die Kindergrundsicherung durchzusetzen.

Dass dieses Thema bei den aktuellen Koalitionsgesprächen in Berlin erneut vertagt wurde, gab im Landtag Anlass zu vielfacher Kritik. Dabei setzen die Parteien ihre Akzente unterschiedlich: Während die SPD ein kostenloses Mittagsessen im Sinne einer Sofortmaßnahme fordert, hat dies für den FDP-Familienpolitiker Marcel Hafke keine Priorität. Er will „Jobs für die Eltern“, um die Armut zu lindern.

Familienministerin Josefine Paul (Grüne) setzt auf einen „Pakt“ gegen Kinder- und Jugendarmut. Vor allem aber verwies sie auf bereits erbrachte Leistungen: Da nahezu ein Viertel der unter 18-Jährigen in NRW von einem Armutsrisiko betroffen sei, habe das Land aus dem Sondervermögen zur Bewältigung der Folgen des Ukraine-Krieges 150 Millionen Euro für die Bekämpfung der sozialen Not bereitgestellt. Mit den Mitteln könnten Kommunen auch Schul- und Kitaessen fördern. Ein großes Problem sieht die Ministerin im Bürokratie-Dschungel: Viele Familien kapitulierten vor der komplizierten Antragstellung. Es müsse dafür gesorgt werden, dass bestehende Hilfen bei den Bedürftigen tatsächlich ankämen, so Paul. Dafür sei es gar nicht notwendig, ständig „nach neuen Leistungen zu rufen.“


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