Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bittet derweil darum, auf Hamsterkäufe zu verzichten.
1,5 Millionen Patienten betroffen – pro TagKölner Apotheker warnt vor Engpass: „510 Medikamente sind nicht lieferbar“

Der Kölner Apotheker Thomas Preis ist Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. (Archivbild)
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Eltern können aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in diesem Winter auf eine stabilere Arzneiversorgung für ihre Kinder zählen – auch mit gegenseitiger Rücksichtnahme. „Wir sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag nach einem Gespräch mit Vertretern von Apotheken, Ärzten und Herstellern in Berlin.
Die Produktion etwa von Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika habe im Vergleich zum Winter 2022 deutlich gesteigert werden können. Wenn nun keine große Infektionswelle komme, werde man des Problems Herr werden können. Zugleich appellierte Lauterbach an die Eltern: „Bitte keine Hamsterkäufe.“
Zahl nicht-lieferbarer Medikamente um 150 Prozent gestiegen
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, warnt hingegen vor einem weiteren Medikamentenengpass im kommenden Winter. „Derzeit sind 510 Medikamente nicht lieferbar. Das sind 25 Prozent mehr als zum Jahreswechsel“, sagte Preis dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Vergleich zu vor fünf Jahren sei die Zahl der nicht-lieferbaren Medikamente sogar um 150 Prozent gestiegen.

Fiebersäfte für Kinder sind noch lieferbar.
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Deutschlandweit seien 1,5 Millionen Patienten täglich von den Engpässen betroffen. Bislang seien keine Versorgungsengpässe absehbar, aber „die Arzneimittelversorgung steht auf wackligem Fundament“, so Preis. „Fiebersäfte für Kinder beispielsweise seien grundsätzlich noch lieferbar, bei den Antibiotika-Säften sieht es aber ganz anders aus“, sagte Preis.
Sollte im ersten Corona-Winter ohne Hygienebestimmungen wie Maskenpflicht eine Dreifachwelle aus Grippe, Corona und RS-Virus auf NRW zurollen, „stoßen die Arzneimittelvorräte ganz schnell an ihre Grenzen“ warnte Preis.
Vorsorglich habe Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den pharmazeutischen Großhandel beauftragt, die Lagerbestände zu erhöhen. „Da viele Medikamente aber nicht lieferbar sind, ist das gar nicht möglich. Die Vorräte reichen dort höchstens zwei Wochen.“