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Wird sexueller Missbrauch angebahnt?LKA ermittelt in NRW gegen Dating-Plattform „MySugardaddy“

Lesezeit 2 Minuten
Eine junge Frau hält ein Smartphone in der Hand.

Eine junge Frau hält ein Smartphone in der Hand. (Symbolbild)

Ältere Männer nutzen die Plattform auch für sexuelle Kontakte zu Minderjährigen.

Die Dating-Plattform „MySugardaddy“ ist in NRW ins Visier des Landeskriminalamts (LKA) geraten. Das bestätigte eine LKA-Sprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Als „Sugardaddys“ werden meist ältere, eher wohlhabende Männer bezeichnet, die junge Frauen treffen wollen. „Uns liegen mehrere Fälle vor, in denen sogenannte Sugardaddys über die Plattform mit Minderjährigen in Kontakt gekommen sind und sie für sexuelle Dienstleistungen bezahlt haben“, so die Sprecherin.

22 Anzeigen mit dem Stichwort „Sugardaddy“

Eine Recherche nach Strafanzeigen mit dem Stichwort „Sugardaddy“ habe für den Zeitraum Januar 2020 bis heute 22 Treffer ergeben, hieß es. In neun Fällen konnte ein Zusammenhang mit der Dating-Plattform „MySugardaddy“ hergestellt werden. „Die Polizei NRW hat die Aufgabe, Straftaten zu erforschen. Liegt der Anfangsverdacht für eine Straftat vor, beginnt die Ermittlungsarbeit der Polizei. Dies gilt natürlich auch für den Bereich von sogenannten ,Sugar-Dating-Webseiten‘“, so die Sprecherin. „Generell bergen anonyme Dating-Portale, bei denen die Nutzer sich im Vorfeld nicht persönlich kennen, die Möglichkeit, dass sich unter den Nutzern auch Personen befinden, die keine lauteren Motive haben.“

Das Portal wird von älteren Männern gezielt genutzt, um sexuellen Kontakt zu Jugendlichen aufzubauen
Lisa Kristin Kapteinat, SPD-Landtagsabgeordnete

Die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Kristin Kapteinat ist bestürzt über die Anbahnung von sexuellem Missbrauch über die Dating-App. Sie fordert die Sicherheitsbehörden auf, kriminelle Machenschaften wirksam zu bekämpfen. „Das Portal wird von älteren Männern gezielt genutzt, um sexuellen Kontakt zu Jugendlichen aufzubauen“, sagte Kapteinat unserer Zeitung.

Bei der Registrierung finde keine wirksame Verifizierung statt, sodass Minderjährige leicht das Mindestalter von 18 Jahren mit Fake-Accounts umgehen könnten, so die Abgeordnete. „Es gibt offenbar bestätigte Fälle, in denen sogenannte Sugardaddys über die Plattform Minderjährige kennengelernt und für sexuelle Handlungen bezahlt haben“, erklärte Kapteinat.

Wie wird die Polizei in NRW ausgebildet?

Laut LKA ist die Anbahnung des sexuellen Missbrauchs über Dating-Seiten derzeit Bestandteil der polizeilichen Präventionsarbeit. „Zusammen mit Schulen werden u.a. gezielt Jugendliche über die Risiken im Netz aufgeklärt und für einen verantwortungsvollen Umgang mit Sozialen Medien sensibilisiert“, hieß es. Diese umfassten auch Informationen zu Täterstrategien und örtlichen Angeboten der Opferhilfe.

In einer Kleinen Anfrage, die unserer Zeitung vorliegt, will die SPD jetzt wissen, wie die Ermittlungsbehörden in NRW für den Kampf gegen dubiose Dating-Apps aufgestellt ist. Wie viele Fortbildungsseminare der Justizakademie des Landes werden zum Thema Cybercrime angeboten? Sind Informationen über Plattformen wie „MySugardaddy“ Bestandteil der Polizei-Ausbildung in NRW?

„Sexkauf von Minderjährigen ist nicht nur ekelhaft, sondern auch strafrechtlich relevant“, so Kapteinat. Durch die Apps werde dem sexuellen Missbrauch „Tür und Tor“ geöffnet. „So etwas können wir nicht achselzuckend zur Kenntnis nehmen.“