Bürger dürfen mitredenPlanung für Superstromtrasse durch den Niederrhein ist abgeschlossen

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Windräder stehen auf einer Wiese.

Strom, der in Windparks an der Nordsee erzeugt wird, soll durch eine 300 Kilometer lange Trasse in den Süden transportiert werden.

Schon lange ist die Superstromtrasse durch den Niederrhein ein Thema für die Region. Jetzt ist die Planung abgeschlossen.

Die Superstromtrasse, die durch den Niederrhein verlegt wird, bewegt derzeit eine ganze Region. Strom, der an der Nordsee in Windparks erzeugt wird, soll über diese Leitung in den Süden transportiert werden.

Das Besondere: zum ersten Mal wird eine längere Trasse als Erdkabel verlegt. Sie ist insgesamt 300 Kilometer lang und verläuft von Emden nach Osterath. Mehrere Möglichkeiten wurden geprüft, nun hat sich Netzbetreiber Amprion, der die Trasse verlegt, für eine Strecke entschieden.

Stadt Rees rechnet nicht damit, dass Veranstaltung „hochkocht“

Die Planung sei durch, das Genehmigungsverfahren eingeleitet und die Bürgerdiskussionen starten jetzt, heißt es von Amprion. Das Unternehmen möchte die Menschen mit ins Boot holen, sagt Projektsprecher Jonas Knoop. Los geht es in Rees.

Die Stadt sei selbst schon gespannt darauf, wie der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern laufen wird. „Wir gehen nicht davon aus, dass es hochkocht“, sagt Pressesprecher Jörn Franken auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Menschen in der Stadt beschäftigten sich schon lange mit dem Thema und viele hätten sich mittlerweile damit abgefunden, dass die Trasse kommen wird.

Einfluss auf die Verlegung der Superstromtrasse nehmen

Amprion erhofft sich großes Interesse an der Veranstaltung. „Das ist für die Menschen vor Ort eine Möglichkeit, Einfluss auf das Genehmigungsverfahren zu nehmen“, erklärt Knoop. Wer Bedenken oder Anregungen hat, kann ein Statement an die Bundesnetzagentur schicken. Diese leitet die wichtigen Punkte an Amprion weiter und die Firma bewertet anschließend, ob sie beim ursprünglichen Plan bleibt, oder die Hinweise berücksichtigt.

Von der Trasse seien hauptsächlich landwirtschaftliche Flächen von Privatpersonen betroffen. Amprion stehe mit den insgesamt etwa 5.000 Bauern im Austausch. Ungefähr 1.500 sind es am Niederrhein. Dafür, dass die Eigentümer dem Unternehmen dauerhaftes Nutzungsrecht an den benötigten Flächen gewährt, bekommen sie eine Ausgleichszahlung.

Betroffene Landwirte werden entschädigt

Dafür hat die Firma zusammen mit dem Landwirtschaftsverband eine Rahmenregelung ausgearbeitet, die die Grundlage für die individuellen Vereinbarungen mit den betroffenen Landwirten bildet. Bei den Ausgleichszahlungen dürfen maximal 35 Prozent des Bodenrichtwerts gezahlt werden. „Wenn ein Quadratmeter den Wert von zehn Euro hätte, würden wir als Entschädigung also 3,50 Euro zahlen“, erklärt Knoop.

Wenn die Landwirte das Nutzungsrecht für die Flächen übertragen, dürfen sie diese zwar landwirtschaftlich nutzen, dort aber keine Bauwerke errichten, damit Amprion immer an die Kabel kommt. Diese Regelung gilt, solange die Leitung besteht.

Amprion setzt auf Verhandlungsgeschick 

Jetzt, da die Planung abgeschlossen ist, geht die Firma in konkretere Verhandlungen mit den Landwirten. „Bisher lässt sich noch nicht absehen, dass sich jemand gegen die Verlegung der Trasse stellt“, berichtet der Projektsprecher. Amprion versuche mit Verhandlungsgeschick, die Betroffenen von der Leitung zu überzeugen. Das funktioniere auch meistens.

Drei Gespräche seien mit jedem Bauern geplant. Sollte sich trotzdem jemand weigern, das Nutzungsrecht abzutreten, das Genehmigungsverfahren aber durch ist, könne man mit einer „erzwungener Duldung“ darauf bestehen, die Leitung dennoch zu verlegen.

Ob die Route der Superstromtrasse wirklich so verlaufen wird, wie geplant, wird sich im Laufe des kommenden Jahres zeigen. Bis dahin werden die Hinweise und Bedenken der Bürgerinnen und Bürger geprüft und bei einem Erörterungstermin besprochen. 2025 könnte dann gebaut werden. Amprion rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren.

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