Studium in NRWBachelor für Juristen – gegen hohe Durchfallquote bei Staatsexamen

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Studentinnen und Studenten sitzen während einer Vorlesung in einem Hörsaal.

Zu viele Studierende schaffen das erste Jura-Staatsexamen nicht - jetzt will die Landesregierung von NRW die akademische Ausbildung von Juristen neu aufstellen.

Viele Jura-Studenten stehen mit leeren Händen da, wenn sie nach jahrelangem Lernen durchs Staatsexamen fallen. NRW will den Frust jetzt lindern: Mit dem Bachelor wird ein Abschluss eingeführt, der leichter zu erreichen ist.

Die schwarz-grüne Landesregierung von NRW will die akademische Ausbildung von Juristen neu aufstellen. Ein Grund dafür ist die hohe Durchfallquote: Rund 25 Prozent der Studierenden schaffen das erste Staatsexamen nicht und stehen nach jahrelangem Lernen ohne Berufsabschluss da.

Ein Bachelorstudiengang soll jetzt einen breiteren Einstieg in die Berufswelt ermöglichen. „Mit einem Gesetzentwurf ist noch in diesem Jahr zu rechnen“, sagte ein Sprecher von NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Jura-Studium: NRW will Leistungen besser würdigen

Die Landesregierung wolle durch die Einführung eines integrierten Bachelors den akademischen Wert der universitären Studien- und Prüfungsleistungen „sichtbar und angemessen würdigen“. Dadurch solle sichergestellt sein, „dass die universitären Ausbildungsressourcen in weitaus größerem Umfang zielführend eingesetzt werden“ könnten, hieß es aus dem Ministerium.

Wer Anwalt, Staatsanwalt oder Richter werden will, muss weiterhin das klassische Studium absolvieren und das 2. Staatsexamen bestehen. Für diejenigen, die andere Berufe – zum Beispiel in der Wirtschaft oder in der öffentlichen Verwaltung  – anstreben, soll der „Bachelor of Laws“ ein berufsqualifizierender Abschluss werden und somit einen alternativen Weg ins Berufsleben eröffnen.  

Die FDP im Düsseldorfer Landtag erklärte, die Landesregierung habe sich erst unter dem politischen Druck der Liberalen zu diesem Schritt entschieden. Monatelang habe man „leere Worte und politischen Stillstand“ in der Frage erlebt, sagte der FDP-Rechtspolitiker Werner Pfeil. „Gerade angesichts der schwierigen Personalsituation in nahezu allen Justizberufen können wir es uns aktuell nicht leisten, potenziellen Nachwuchs für die Justiz zu verlieren, weil ihnen ein erforderlicher Abschluss fehlt“, sagte der Landtagsabgeordnete unserer Zeitung.

Jedes vierte Jura-Studium wird abgebrochen

Es sei nicht einzusehen, warum Studierende der Rechtswissenschaften im Vergleich zu anderen Studienfächern schlechter gestellt werden sollen, wenn sie bei nicht bestandener Staatsprüfung kein Zertifikat in Händen halten könnten, sagte Pfeil. Ein Bachelor könne nun auch „einen Quereinstieg in andere Justizberufe wie die Rechtspflegerlaufbahn ermöglichen, für die dringend Nachwuchs gesucht wird“, so der FDP-Experte.

An den Hochschulen von NRW haben sich im Studienjahr 2022 laut Statistik 4210 Studierende für Jura eingeschrieben. Etwa jeder vierte Jurastudierende bricht das Studium erst nach dem 10. Semester ab. Der „Bachelor of Law“ wird international anerkannt, man kann sich damit also auch im Ausland um einen Job bewerben.