Am Mittwoch haben Schülerinnen und Schüler in ganz NRW für eine Bildungsreform protestiert. Ihr Hauptanliegen: Mehr Gerechtigkeit.
SchulreformSchülervertreter fordern mehr Bildungsgerechtigkeit

Bildungsprotest der Landesschülerschaft NRW in Düsseldorf
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„Eine Schule für uns, eine Schule für alle!“, schallt es durch die Düsseldorfer Innenstadt. Am Mittwochmittag sind Schülerinnen und Schüler hier und in vier weiteren Städten NRWs für eine Bildungsreform auf die Straße gegangen. Zu dem von der Landesschülerinnen- und Schülervertretung (LSV) NRW organisierten Protest kamen nach Schätzungen der Demonstrationsleiterin etwa 150 bis 200 Protestierende.
Ihr Hauptanliegen: Ein gerechteres Schulsystem. „Wir wollen eine Schule schaffen, in der Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Vorgeschichte und Beeinträchtigung miteinander lernen können“, sagt Landesvorstandsmitglied Elias Bala. Das dreigliedrige Schulsystem bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium reproduziert in den Augen der LSV soziale Klassen und Ungleichheiten.
„Menschen, deren Eltern nicht auf dem Gymnasium waren, gehen auch weniger häufig selbst aufs Gymnasium, wodurch ihre Lebenswege bereits vorgezeichnet sind“, sagt Bala. „Das wollen wir mit einer inklusiven Ganztagsgesamtschule aufbrechen, in der alle miteinander lernen und von ihren jeweiligen Stärken profitieren können.“
Bildungsgewerkschaft begrüßt Protest
Auch Ayla Çelik, die Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in Nordrhein-Westfalen, begrüßt diese Forderung. „Wir leben in einer diversen Gesellschaft. Warum haben wir so eine große Angst davor, diese Diversität auch in unsere Schulklassen zu lassen?“ Ob eine Gesamtschule die richtige Lösung ist, will Çelik nicht beurteilen. „Aber es muss eine integrative Schule sein, die jedes Kind in seiner Einzigartigkeit sieht und fördert. Das erfordert Investitionen und Innovation.“
Doch Bildungsgerechtigkeit hängt für die Protestierenden nicht nur von der Schulform ab. Schüler Hamza Alkbah, der bei dem Protest die Begrüßungsrede gehalten hat, sagt: „Ungerechtigkeit in der Schule ist umfangreich“. Fehlende Inklusion zählt für ihn dazu, aber auch die Tatsache, dass manche Schultoiletten in einem inakzeptablen Zustand seien.
Investitionsstau soll aufgelöst werden
Deshalb fordert die LSV, dass der Investitionsstau von 55 Milliarden Euro an Deutschlands Schulen aufgelöst wird: Damit etwa in marode Gebäude und Klassenräume investiert werden könne und in Sport- und Sanitäranlagen – für ein Umfeld, in dem gutes Lernen möglich sei. Außerdem möchte die LSV Lerngruppen verkleinern, das Notensystem abschaffen und die Schülerinnen und Schüler stattdessen mehr individuell fördern.
Außerdem soll nach dem Willen der Demonstrierenden das Mensaessen kostenlos angeboten und der Unterricht auf bis maximal 16 Uhr verkürzt werden. Ihre letzte Forderung: Keine Abschiebungen von Mitschülern. „Menschen mit Migrationshintergrund haben es oft schwerer im Schulalltag“, ruft eine Demonstrantin. „Und dann werden sie auch noch gewaltsam aus einem Leben herausgerissen, das sie trotz aller Herausforderungen aufgebaut haben. Damit muss Schluss sein.“