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Katholische GrundschuleKölner Eltern wollen nicht mehr, dass die Kirche die Regeln macht

Lesezeit 3 Minuten
An der Maternus-Grundschule stimmten eine überwältigende Mehrheit der Eltern dafür, die bislang katholische Schule zur Gemeinschafts-Grundschule umzuwandeln.

An der Maternus-Grundschule stimmten eine überwältigende Mehrheit der Eltern dafür, die bislang katholische Schule zur Gemeinschafts-Grundschule umzuwandeln.

Mit der Nippeser Maternusschule wurde binnen anderthalb Jahren die fünfte katholische Grundschule in Köln zur Gemeinschaftsgrundschule.

Das Votum der Eltern war eindeutig: Mit überwältigender Mehrheit stimmten die Eltern der Nippeser Katholischen Maternus-Grundschule für die Umwandlung der Schule. Nach den Sommerferien wird die einzige katholische Schule im Stadtteil Nippes damit eine Gemeinschaftsgrundschule. Bei 211 abgegebenen Stimmen gab es nur sechs Nein-Stimmen. Im Schulausschuss wurde das Votum der Eltern am Montag auch formal als Umwandlungsbeschluss bestätigt.

Damit ist die Nippeser Grundschule innerhalb der vergangenen anderthalb Jahre bereits die fünfte Kölner katholische Grundschule, die beschlossen hat, nicht länger katholisch zu sein. Neben der Michael-Ende-Grundschule in Ehrenfeld entschieden sich auch in Ossendorf die Peter-Lustig-Grundschule, die Grundschule Forststraße in Rath und die Grundschule Langemaß in Mülheim dafür.

„Alle Familien sollen sich willkommen fühlen“

Grundlage der Umwandlungen ist immer das Engagement der Eltern vor Ort, die das Votum in Form einer Wahl organisieren müssen. Hauptargument vieler Eltern ist, dass sie nicht mehr hinnehmen möchten, dass katholische Kinder bei der Aufnahme an der Schule bevorzugt werden. Gerade angesichts knapper Grundschulplätze in Köln finden immer mehr Eltern wichtig, dass die Kinder einen Platz bekommen, die wirklich in der Nähe wohnen. Sie wollten, „dass sich alle Familien weiterhin unabhängig von Konfession, Herkunft, sexueller Orientierung oder privater Lebensentwürfe an unserer Schule willkommen fühlen“, hieß es von Seiten der Nippeser Elterninitiative, die das Votum angestoßen hatte. Zudem seien nur noch ein Viertel der Kinder katholisch.

In Nordrhein-Westfalen ist derzeit noch jede dritte der 3000 Grundschulen eine konfessionelle Bekenntnisschule. In Köln sind es 43 von 151 Grundschulen. Dabei sind katholische Bekenntnisgrundschulen – anders als katholische Privatschulen wie etwa die Kölner erzbischöflichen Gymnasien – komplett in staatlicher Trägerschaft und werden zu 100 Prozent vom Staat finanziert.

Trotzdem gibt die Kirche die Aufnahmeregeln vor. Genommen werden müssen zunächst Kinder der jeweiligen Konfession. Bei einem Anmeldeüberhang haben Kinder anderer Konfession, konfessionsfreie Kinder oder Kinder mit anderer Religionszugehörigkeit das Nachsehen, auch wenn die angemeldeten katholischen Kinder deutlich weiter entfernt von der Schule wohnen.

Anmeldeüberhänge an vielen Grundschulen

Brisanz hat das Thema, weil es in Köln bei einem hohen Anteil der Grundschulen Anmeldeüberhänge gibt und vor allem Grundschulplätze in Köln knapp sind. Regelmäßig von Anmeldeüberhängen betroffene Schulleitungen berichten, dass nicht-katholische Eltern da, wo Plätze knapp sind, inzwischen Sorge haben, ihr Kind dort anzumelden aus Angst vor einer Absage.

Hinzu kommt, dass an einer katholischen Grundschule die Schulleitung zwingend katholisch sein muss. Gleichzeitig sind derzeit mehr als zehn Grundschulen ohne Leitung, weil Bewerberinnen und Bewerber rar sind. Katholische allemal. Die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule erhöht also die Chancen auf eine Stellenbesetzung in der bestehenden Mangellage, was vielerorts – gerade dort, wo eine Neubesetzung in nächster Zeit ansteht – ein Argument für Eltern ist.

Bekenntnisschulen sind in Nordrhein-Westfalen Teil der Landesverfassung. Es gibt sie allerdings außer in NRW nur noch in Niedersachsen. Dabei sind die Hürden im Umwandlungsprozess hoch: Grundschulen sind laut Schulgesetz NRW umzuwandeln, wenn sich mehr als 50 Prozent der Eltern in einer formalen Wahl dafür entscheiden. Die Sache hat allerdings einen Haken: Die Eltern, die nicht an der Wahl teilnehmen, werden als Neinstimmen gezählt.

Die NRW-weite Initiative „Kurze Beine – Kurze Wege“ setzt sich dafür ein, dass möglichst viele katholische Bekenntnisschulen zu Gemeinschaftsgrundschulen werden. Ihr Hauptargument: Wenn die Steuerzahler die Schulen finanzieren, dürfe es nicht sein, dass bei zu vielen Anmeldungen die Schüler eines Bekenntnisses bevorzugt werden. Daher berät und unterstützt sie Schulen auf dem Weg der Umwandlung. An den umgewandelten Schulen ändert sich abgesehen von dem neuen Status nichts: Es gibt weiter konfessionellen Religionsunterricht, der durch das Wahlfach Praktische Philosophie ergänzt wird. Auch Schulgottesdienste gibt es weiterhin, ebenso wie die Feier christlicher Feste.