GeflügelpestWieso sich die Vogelgrippe besonders am Niederrhein ausbreitet

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schwarm Gänse fliegt hoch in die Luft und über die Kamera des Fotografen hinweg.

Die Vogelgrippe wird unter anderm über Wildgänse verbreitet.

In NRW verbreitet sich – mal wieder – die Vogelgrippe. Für einige Tierhalter hat das verheerende Folgen.

35 Fälle von aviärer Influenza, der Vogelgrippe, wurden seit dem 1. Oktober in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Die betroffenen Tierarten variieren: Legehennen im Rheinisch-Bergischen Kreis, eine Pute in Gütersloh, kranke Gänse und Wildenten in Kleve, Hühner in Siegen-Wittgenstein, Wildgänse in Aachen und Anfang Januar auch Graureiher in Herford -  die Lage in NRW ist ernst, für Geflügelhalter bedeutet ein krankes Tier eine Katastrophe.

„Besonders betroffen ist aktuell der Niederrhein“, sagt Sylvia Heesen, Referatsleiterin für Tierschutz und Tierseuchenbekämpfung im NRW-Landwirtschaftsministerium. Um die Ausbreitung der hochansteckenden Krankheit einzudämmen, mussten seit Oktober in 31 Betrieben circa 100.000 Tiere getötet werden.

Die Vogelgrippe wird zu einem großen Teil von Wildvögel übertragen. Die Ausbreitung zu verhindern ist schwer: „Wenn im Freien gehaltene Enten oder Gänse auch draußen gefüttert werden, gesellen sich gerne Wildvögel dazu“, sagt Heesen. Doch auch Vögel, die in Ställen leben, sind nicht vollständig vor dem Virus geschützt. „Denn das Virus kann letztendlich auch über den Kot von Wildvögeln in Stallungen eingetragen werden. Da reicht ein zuvor durch Kot einer Wildgans verschmutzter Reifen eines Einstreufahrzeuges, um die Influenzaviren in den Stall zu bringen.“

Art der Vogelgrippe gilt als besonders ansteckend

Seit Herbst 2020 breitet sich die Vogelgrippe wieder europaweit aus. Davon ist Nordrhein-Westfalen besonders stark betroffen, weil viele Wildvögel am Rhein überwintern: Gänse, die aus Zentralasien und Sibirien nach Deutschland kommen, bringen häufig Krankheiten wie die Vogelgrippe mit. Der Subtyp, der sich derzeit ausbreitet, gilt als besonders ansteckend.

Früher war die Vogelgrippe eine saisonale Tierseuche, sagt Heesen. Sie trat vor allem im Winter auf, mit der Ankunft der Zugvögel. Dafür blieb es im Sommer meist ruhig. „Aktuell scheint das Bild anders zu sein“, so Heesen. Die derzeit grassierende Form der Vogelgrippe ist endemisch, sie verschwindet zu keiner Jahreszeit mehr. Das Landwirtschaftsministerium rechnet nicht damit, das Virus in nächster Zeit ausrotten zu können. Seit Oktober verbreitet sich das Virus besonders stark; Betroffen sind sowohl Nutztier- als auch Hobbyhaltung.

Bei einer Infektion muss der gesamte Bestand getötet werden

Für Tiere und auch ihre Halter bedeutet die Ausbreitung der Krankheit viel Leid. Als Schutz vor dem Virus wirkt vor allem die Aufstallpflicht: In einigen Kreisen dürfen Geflügel derzeit nicht im Freien gehalten werden.

Sobald Tierhalter bei ihren Vögeln Symptome einer Vogelgrippe bemerken, sind sie verpflichtet, sofort das Veterinäramt zu informieren. Ein Amtstierarzt untersucht die Tiere daraufhin und nimmt Proben, die im Labor auf die Vogelgrippe untersucht werden. Ist das Ergebnis positiv, gibt es für die Tiere keine Hoffnung mehr: Das Veterinäramt ordnet eine „tierschutzkonforme Tötung des Gesamtbestandes an, um eine Weiterverbreitung der hochansteckenden Tierseuche zu verhindern“, so das Landwirtschaftsministerium. Allein im letzten Jahr musste deshalb eine sechsstellige Anzahl an Vögeln in NRW getötet werden.

Die Halter können eine finanzielle Entschädigung bei der Tierseuchenkasse beantragen. „Die wirtschaftlichen Folgeschäden, auch für Betriebe, die aufgrund eines Ausbruches in den Restriktionszonen liegen, können jedoch nicht vom Land übernommen werden“, so Heesen. „Dies ist nicht nur ein großer finanzieller Verlust für Tierhalterinnen und Tierhalter, sondern auch eine enorme emotionale Belastung.“

KStA abonnieren