Harte Kritik an „Weltwoche“-ChefRoger Köppel interviewt in Moskau mutmaßliche Kriegsverbrecherin

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Roger Köppel fällt immer wieder durch Russland-freundliche Aussagen und Intervews auf.

Roger Köppel fällt immer wieder durch Russland-freundliche Aussagen und Intervews auf.

Der Journalist hat Marija Lwow-Belowa getroffen. Gegen die russische Kommissarin für Kinderrechte gibt es einen Haftbefehl aus Den Haag.

Roger Köppel ist Journalist und Herausgeber der „Weltwoche“, zudem engagiert sich der 58-Jährige in der Politik. Seit 2019 sitzt er für die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) im Nationalrat. Beim umstrittenen österreichischen Nachrichtensender „Servus TV“ hat der Schweizer eine eigene Sendung, er moderiert seit 2021 die Talk-Sendung „Der Pragmaticus“.

Aus seiner konservativen, von Kritikern als rechtspopulistisch eingestuften Haltung macht Köppel keinen Hehl. In der Vergangenheit war er auch häufig Gast in deutschen TV-Talkshows und löste dort immer wieder Kontroversen aus, beispielsweise beim Thema Trump oder Flüchtlinge. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine fällt Köppel vor allem durch seine Russland-freundliche Haltung auf. So ließ er verlauten, Putin sei durch die Nato in den Krieg hineingedrängt worden.

Roger Köppel trifft Putin-Propagandisten in Moskau

Nun provoziert Köppel mit einer Reise nach Russland, in deren Rahmen er mehrere Politiker interviewte. Für die „Weltwoche“ führte der Schweizer ein Gespräch mit Marija Lwowa-Belowa. Diese bekleidet das Amt der Präsidialkommissarin für Kinderrechte in der Russischen Föderation. Lwowa-Belowa wird von ukrainischen und britischen Beamten beschuldigt, gewaltsame Abschiebungen und Adoptionen von Kindern aus der Ukraine durchgeführt zu haben. Im März erließ der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen die Politikerin wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen.

Im Interview für die „Weltwoche“ sagt Lwowa-Belowa, Wladimir Putin sei für sie wie ein „echter Vater Russlands“, der versuchen würde, alle Kinder zu retten – egal, ob sie russisch, syrisch oder ukrainisch seien. 

Köppel interviewte ebenfalls den russischen Publizisten und Putin-Freund Wladimir Solowjow. Dessen im Sender Rossija 1 ausgestrahlte Talkshow „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ gilt als eine der wichtigsten innerrussischen Propagandasendungen, in der regelmäßig Lügen über den Krieg gegen die Ukraine verbreitet werden.

Auf Kritik anderer Medien an dem Interview antwortete Köppel auf seine Weise und schrieb zu einem Selfie mit Solowjow: „Es ist ein Skandal, dass russische Journalisten und Schriftsteller bei uns mit Sanktionen belegt werden, nur weil sie Dinge sagen, die unsere Regierungen nicht hören wollen.“

Später legte er nach: „Ein Journalist muss vor allem mit denen reden, mit denen niemand mehr redet“, schreibt Köppel bei Twitter. Ein Journalist, der jemanden interviewt, sei nicht dessen Sprachrohr.

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