„Hart aber fair“ zu Trump„Amerikaner wählen keinen Verrückten zum Präsidenten“

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Plasberg Köppel

Roger Köppel, Chefredakteur der „Weltwoche“

  • "Die Methode Trump – erobern Krawallmacher und Populisten die Macht?", fragte Frank Plasberg.
  • Gäste waren ARD-Korrespondent Ingo Zamperoni, Kabarettist Serdar Somuncu, Norbert Röttgen (CDU), Dirk Schümer („Die Welt“) und Roger Köppel, rechtskonservativer Chefredakteur der „Weltwoche“.

Moderator Frank Plasberg machte es schon in seinen einleitenden Worten zu "Hart aber fair" deutlich, was er von Donald Trump hält. Der Republikaner und Milliardär mache gerade vor, wie hemmungsloser Populismus zum Erfolg führe, sagte er zum Auftakt der Sendung.  "Die Methode Trump – erobern Krawallmacher und Populisten die Macht?" – so lautete das Thema von Plasbergs Runde.  Konkreter Anlass der Sendung: An diesem Dienstag finden die letzten großen Vorwahlen in den USA statt. 

Die Rollenverteilung

Rasch entwickelte sich eine hitzige Debatte mit einer klaren Rollenverteilung,  Zamperoni übernahm die Rolle des USA- und Trump-Erklärers. Er blieb in aller Kürze sachlich. Das eigentliche System Trump ist eben schnell erklärt – „Methode Brechstange“, urteilte Zamperoni. Klar auf der Seite derjenigen, die vor einem Präsidenten Trump warnten: Röttgen als engagierter Mahner.  Und Somuncu, der unermüdlich auf andere europäische Populisten verwies. 

Plasberg Zamperoni

Ingo Zamperoni, ARD-Korrespondent in Washington

Roger Köppel, der keinen Grund sieht, Angst vor Trump haben zu müssen. Köppel wiederholte gebetsmühlenartig: Immer mehr Leute hätten die Nase voll von der Politik der Eliten. Der Zulauf im Trump-Lager sei Ausdruck gewaltigen Unbehagens. Er habe zudem großes Vertrauen in die Amerikaner, dass sie keinen Verrückten zum Präsidenten wählen. Ob er damit meint, Trump sei nicht verrückt, oder dass ein verrückter Trump letztlich keine Mehrheit bekommen werde, ließ er offen.  

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Röttgen ist erregt

Röttgen hingegen machte deutlich klar, was er von Trump hält: nichts.  Trump sei maßlos, respektlos, er erreiche Wähler nur durch das Schüren von Hass und Angst. Und Röttgen legte im weiteren Verlauf der Debatte noch nach. Trump frage sich nur, welches Tabu er noch brechen, wie er provozieren könne, aber nicht damit, wie er als Präsident sein wolle. Das alles ist "angsterregend", sagte Röttgen. Die Empörung nahm man ihm ab. 

Trumps Frisur ist nicht „ernstzunehmen“

Plasberg Somuncu

Serdar Somuncu

Nachdem Kabarettist Somuncu das Äußere von Trump aufs Korn genommen hatte („Frisur nicht ernstzunehmen“), gab er zu Bedenken, dass sich Trump ja noch zum Besseren entwickeln könne. Man müsse beachten, dass die Amerikaner sich nach einer klaren Linie sehnten, die er bei Obama außenpolitisch vermisse. Allerdings, an einen großen Präsidenten Trump glaubt er nicht.  Dass Trump vor allem diejenigen anspreche, die Amerika als Verlierer sehen, die von den Eliten und den Folgen der Globalisierung gefrustet seien,  fand Ingo Zamperoni. 

Trump als Staubsauger-Vertreter

Schümer mahnte wie Köppel zu mehr Entspanntheit in der Trump-Debatte. Und Schümer hatte ein besonderes Lob parat: Wie Berlusconi sei Trump ein geborener Verkäufer. Beide würden sogar Staubsauger an der Haustüre verkaufen können. 

Röttgen warf Trump vor, gar keine Sachvorschläge zu machen. Und wenn, seien diese Vorschläge purer Populismus. So rechne kein Mensch damit, dass Trump wirklich eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen lassen werde. Aber die Idee fache die Wut der Menschen an, und ganz viele fänden diese Wut gut. Trump beleidige die Menschen, so Röttgen, und: „Wir werden wahrscheinlich den schmutzigsten Wahlkampf der Geschichte erleben.“

Wortwechsel des Abends

Dieser fand zwischen Plasberg (assistiert von Röttgen) und Köppel, der übrigens schon mehrfach bei „Hart aber fair“ eingeladen war. In einem Einspieler wurde eine Rede Trumps gezeigt, in der er behauptete, er könne auf offener Straße einen Menschen erschießen, und trotzdem würde er keinen einzigen Wähler verlieren. Und es wurde erklärt, welche Macht der US-Präsident als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und somit Herr des Atomwaffenarsenals hat. „Herr Köppel, macht Ihnen das keine Angst?", fragte Plasberg anschließend.

Plasberg Runde

Die Runde bei Frank Plasberg

Der Schweizer kommentierte daraufhin lieber den Einspielfilm: „Das könnte Hillary-Clinton-TV sein“. Der Film erwecke den Eindruck, es säße bald ein Verrückter am Atomknopf. Röttgen erwiderte, es müsse doch die Frage erlaubt sein zu, ob die Kontroll- und  Hemmungslosigkeit des Kandidaten Trump auch von einem Präsidenten Trump zu erwarten sei. 

Flop des Abends

In einem weiteren Einspieler wurde eine Trumpwählerin gezeigt. Ja, so wie sich viele eben die Trumpwelt eben vorstellt. Die Wählerin darf ein bisschen über ihr gesellschaftliches Abgehängtsein reden und hat sich für die Filmaufnahmen mit ihrem Zwergpony verabredet. Wir wissen zwar nicht, wie eine Durchschnittswählerin von Trump aussehen könnte – aber in diesem Einspieler kollidierte die Wirklichkeit doch arg mit Klischeevorstellungen. Schade.

Aufreger des Abends

Kurz vor Toresschluss. Hat es der Schweizer Köppel tatsächlich gerade so gesagt? Dass Regierungen es schuld sein können, wenn Asylbewerberheime brennen? Röttgen erwidert: Das ist Legitimierung von Gewalt! Absolut inakzeptabel! 

Fazit

Gut, dass Pause ist. Dann können sich die Gemüter etwas abkühlen. „Hart aber fair“ kehrt erst am 15. August  aus der Sommerpause zurück. Danach bleiben noch ein paar Wochen, erst im November steht fest, wer in das Weiße Haus einziehen wird.

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