Nach einem Drohnenangriff ist in Nordwestrussland in einer der größten Raffinerien ein Brand ausgebrochen. Die Ukraine will auch die Benzinversorgung treffen.
Ukraine bestätigt AngriffRaffinerie in Nordrussland von Drohne getroffen – Großbrand bricht aus

Das vom „Kyiv Independent“ veröffentlichte Bild soll den Brand zeigen, der am 14. September in der Raffinerie Kirischi ausbrach.
Copyright: Screenshot "Kyiv Independent"
Die Ukraine hat erneut Ziele weit im russischen Hinterland angegriffen, um die Energieinfrastruktur zu schwächen und auch die Versorgung für die Bevölkerung zu treffen. In Nordwestrussland brach nach russischen Angaben in einer der größten Raffinerien des Landes ein Brand aus. In Kirischi, einer Stadt 110 Kilometer südöstlich von St. Petersburg, seien drei ukrainische Drohnen abgeschossen worden, bestätigte der Gouverneur des die Millionenstadt umgebenden Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko.
Die Trümmer einer Drohne hätten den Brand entfacht, schrieb er auf Telegram. Das Feuer wurde demnach inzwischen gelöscht, Tote und Verletzte habe es nicht gegeben.
Der russischen staatlichen Presseagentur Tass ist der Brand der Raffinerie nur eine kleine Meldung wert. Es seien drei ukrainische Drohnen zerstört und das Feuer schnell gelöscht worden.
Zudem berichtete Drosdenko, dass in der Region ein Güterzug und eine Lok entgleist seien. Der Verkehr auf den entsprechenden Strecken sei eingestellt worden, es bestehe der Verdacht auf Sabotage. Der Lokführer sei ums Leben gekommen. Dieser Vorfall ereignete sich in der Nähe des Bahnhofs von Semrino. Zuvor hatte der Regionalgouverneur bereits einen weiteren Vorfall gemeldet, demnach war weiter südlich ein Güterzug mit 15 leeren Tankwagen entgleist. „Die Ermittler prüfen eine mögliche Sabotage“, fügte Drosdenko hinzu.
Bilder von brennender Raffinerie in Russland
Vor der offiziellen Bestätigung des Angriffs auf die Raffinerie kursierten in sozialen Netzwerken bereits Bilder und Videos, die große Flammen über der Raffinerie zeigten. In Kirischi, 800 Kilometer nördlich der Ukraine, befindet sich die Raffinerie Kirischinefteorgsintes (Kinef) des kremlnahen Ölkonzerns Surgutnefetegas. Sie ist mit einer Verarbeitungskapazität von rund 20 Millionen Tonnen Öl pro Jahr eine der größten Ölanlagen in Russland.
Die Ukraine setzt in ihrer Verteidigung gegen die seit mehr als dreieinhalb Jahren dauernde russische Invasion stark auf den Beschuss von Ölanlagen. Damit will Kiew einerseits die Treibstoffversorgung des russischen Militärs unterbrechen, andererseits Moskau eine wichtige Einnahmequelle zur Kriegsfinanzierung nehmen. Diese Strategie besteht verstärkt bereits seit dem vergangenen Jahr. Wie russische Medien in den vergangenen Wochen berichteten, sei es bereits zu Engpässen bei der Treibstoff-Versorgung an den Tankstellen in einigen Regionen gekommen.
Die Ziele der Drohnen liegen teilweise über 1000 Kilometer von der ukrainischen Grenzregion entfernt. Bereits Ende August wurde eine Ölraffinerie unweit von St. Petersburg getroffen, und auch der russische Ostsee-Hafen Ust-Luga nahe der estnischen Grenze wurde von der Ukraine bereits mehrfach angegriffen. Hier wurde ein Brand an einem Terminal ausgelöst. Nach offiziellen russischen Angaben waren die Anlagen von Novatek, einem Öl- und Gasproduzenten, im August aber nicht betroffen.
Großbrand bricht in russischer Raffinerie aus
Der ehemalige ukrainische Regierungsberater Anton Geraschtschenko zeigt auf der Plattform X ebenfalls Videos der brennenden Raffinerie. Er betont, die Anlage gehöre zu den fünf größten in Russland. Durchgeführt habe die Operation das 14. Regiment für unbemannte Systeme der ukrainischen Streitkräfte.
Diese Einheit bestätigte den erfolgreichen Einsatz ebenfalls bei X. Der „Deep Strike“ habe 800 Kilometer von der ukrainischen Grenze stattgefunden. Infolge des Drohnenangriffs sei in der Anlage ein Großbrand ausgebrochen, wie die Satellitenüberwachungsdaten von NASA FIRMS zeigten. Die Schadensermittlung ist noch nicht abgeschlossen, hieß es bei den Streitkräften am Sonntagmorgen.
Wie die Zeitung „Kyiv Independent“ schreibt, habe der ukrainische Militärgeheimdienst bereits im März 2025 einen Angriff auf die Raffinerie Kirischi durchgeführt. Die jüngste Attacke auf die Raffinerie erfolgte kurz nach einem der größten Drohnenangriffe auf die Oblast Leningrad im gesamten Krieg, so die Zeitung weiter. Drohnen des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) hatten in der Nacht zum 12. September Primorsk angegriffen, Russlands größten Ölhafen an der Ostsee. (mit dpa)