Festnahme nach „satanischer“ FeierFrivole Nacktparty russischer Promis erzürnt Putins Gefolge

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Die Schauspielerin Anastasia Iwlejewa (M.) hatte die Party im Moskauer Club Mutabor ausgerichtet. Zahlreiche russische Prominente nahmen teil. (Archivbild)

Die Schauspielerin Anastasia Iwlejewa (M.) hatte die Party im Moskauer Club Mutabor ausgerichtet. Zahlreiche russische Prominente nahmen teil. (Archivbild)

Die Reaktionen auf die Party in Moskau sind drastisch. Ein Teilnehmer wurde inhaftiert.

In Russland sorgt eine Party mit äußerst knapp bekleideten Gästen aus der High Society für Aufruhr. In Online-Netzwerken veröffentlichte Bilder der Feier von knapp bekleideten Schauspielern und Künstlern im berühmten Moskauer Club Mutabor lösten vor dem Hintergrund immer strengerer Moralvorstellungen in der russischen Gesellschaft empörte Reaktionen aus. Insbesondere die kremlnahen russischen Medien berichten bereits seit Tagen intensiv über die Party. 

Mehr als 20 russische Bürger reichten zudem eine Klage gegen die Organisatorin der Party ein, die Schauspielerin Anastasia Iwlejewa. Streitwert sind eine Milliarde Rubel (umgerechnet rund zehn Millionen Euro). Diese soll Iwlejewa nach dem Willen der Kläger einer Organisation spenden, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt.

Russische Promis treffen nach Nacktparty auf „Hass des Volkes“

Wladimir Solowjow, bekannter Fernsehmoderator und Unterstützer von Kremlchef Wladimir Putin, nannte die Party-Teilnehmer „Bestien“ und „Abschaum“. Diese hätten „keine Vorstellung davon, wie sehr das Volk euch hasst“.

„Russland macht aus der Party eine so große Sache, weil sie in krassem Gegensatz zum falschen Bild eines anständigen Landes steht, das angeblich einen ‚heiligen Krieg‘ führt“, erklärte die Medienanalystin Julia Davis unterdessen im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter). Im staatlichen Fernsehen werde die „negative“ Wirkung der Party auf die Truppen in der Ukraine breit diskutiert, führte Davis aus.  

Schauspielerin Iwlejewa veröffentlichte angesichts der Kritik ein Video, in dem sie unter Tränen um Entschuldigung fleht. Sie bitte um eine „zweite Chance“, sagt Iwlejewa darin an das russische Volk gerichtet – und ergänzt: „Wenn die Antwort ‚Nein‘ ist, bin ich bereit für meine öffentliche Hinrichtung.“ Viele weitere Teilnehmer der Feier veröffentlichten bis Donnerstag mehrere Entschuldigungsvideos zu der Party, von der Aufnahmen Anfang der Woche im Internet aufgetaucht waren.

Nacktparty erzürnt Russland: „Putins Patentochter“ feiert mit

Auch die in russischen Medien oftmals als „Putins Patentochter“ bezeichnete Xenia Sobtschak nahm an der Party teil und entschuldigte sich in der Folge dafür. Den russischen Angriffskrieg hatte Sobtschak 2022 kritisiert und daraufhin kurzzeitig das Land verlassen.

Xenia Sobtschak bei der Trauerfeier für ihren Vater Anatoli Sobtschak im Jahr 2012 neben Kremlchef Wladimir Putin. Sobtschak gilt als Mentor des amtierenden russischen Präsidenten.

Xenia Sobtschak bei der Trauerfeier für ihren Vater Anatoli Sobtschak im Jahr 2012 neben Kremlchef Wladimir Putin. Sobtschak gilt als Mentor des amtierenden russischen Präsidenten.

Die Journalistin ist die Tochter von Anatoli Sobtschak, der in den 1990er Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor von Kremlchef Putin war. Lange genoss sie daher in Russland mehr Freiheiten als andere Oppositionelle.

Russischer Rapper wegen freizügigen Partyfotos zu 15 Tagen Haft verurteilt

Der Rapper Vacio wurde seinerseits festgenommen und umgehend zu 15 Tagen Haft verurteilt. Dem Musiker, der auf Fotos von der Feier nur mit einer Socke über den Genitalien zu sehen war, wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass „homosexuelle Propaganda“ und „Rowdytum“ vorgeworfen.

Somit fällt sein Fall unter ein Gesetz zum Verbot von „LGBTQ-Propaganda“, das durch das Ende November vom Obersten Gerichtshof ausgesprochene Verbot der internationalen LGBTQI-Bewegung weiter verschärft wurde.

Wladimir Putin forciert den Kampf gegen die Freiheit in Russland

In Russland verschärft sich das Klima gegen als nicht traditionell angesehene Lebensformen seit Jahren. Seit dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 sind die Freiräume weiter geschrumpft. Nach dem Verbot der LGBTQI-Bewegung in Russland war es prompt zu Razzien in Homosexuellen-Clubs in Moskau gekommen. 

Der Kreml kommentierte die Bilder von der Party nicht. Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums, sagte im staatlichen Radiosender Sputnik, das Leben lehre „schmerzhafte Lektionen“. Die Teilnehmer der Feier müssten „die Schwere des Problems verstehen und sich bessern“. 

„Putins Bluthund“: Ramsan Kadyrow will Promis zur Militärausbildung schicken

Einer der loyalsten Vertrauten des russischen Präsidenten, der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow, bezeichnete die Party unterdessen als „satanisch“, wie die kremlnahe Zeitung „Moskovskij Komsomolets“ berichtete. Wörtliche Entschuldigungen seien nicht ausreichend, um die Teilnehmer zu „rehabilitieren“, führte Kadyrow aus. „Aufrichtigkeit liegt in echten Taten“, so der Tschetschene.

Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow wird auch als „Putins Bluthund“ bezeichnet. (Archivbild)

Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow wird auch als „Putins Bluthund“ bezeichnet. (Archivbild)

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Party müssten nun ihr „Engagement für den Nordmilitärbezirk und seine Helden durch eine konkrete Aktion beweisen“, erklärte Kadyrow und schlug vor, die Prominenten könnten einen beschleunigten Ausbildungskurs der russischen Streitkräfte absolvieren. Russlands nördlicher Militärbezirk ist im Krieg gegen die Ukraine involviert. (mit afp)

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