SPD-Politiker nach Prügelattacke operiertMatthias Ecke meldet sich aus Krankenhaus – Verdächtiger kommt aus rechtem Spektrum

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Der SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke hat sich mit einem Dank aus dem Krankenhaus gemeldet.

Der SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke hat sich mit einem Dank aus dem Krankenhaus gemeldet.

Das LKA Sachsen hat neue Informationen zu mindestens einem der Beschuldigten veröffentlicht. Ecke selbst zeigt sich erstmals nach der Tat.

Das Landeskriminalamt Sachsen rechnet zumindest einen der Tatverdächtigen des Angriffs auf den SPD-Europapolitiker Matthias Ecke dem rechten Spektrum zu. Man gehe davon aus, dass er der „Kategorie politisch-motiviert rechts“ zuzuordnen sei, teilte eine Sprecherin des LKA am Montag mit. Zuvor hatte „Zeit Online“ berichtet.

Nach der Prügelattacke auf Matthias Ecke und einen Wahlhelfer der Grünen in Dresden sind der Polizei inzwischen alle vier Tatverdächtigen bekannt. Nachdem sich bereits am Sonntag ein 17-Jähriger bei der Polizei gemeldet hatte, seien inzwischen auch die drei anderen Verdächtigen ermittelt, teilten das Landeskriminalamt Sachsen und die Staatsanwaltschaft Dresden am Montag mit.

Matthias Ecke selbst meldete sich am Montagnachmittag in den sozialen Medien. Er sei von der Anteilnahme überwältigt, so Ecke, der sich noch im Krankenhaus befindet, auf X. Es gehe aber nicht nur um ihn, „sondern um alle, die sich aus Leidenschaft politisch engagieren. Niemand soll in einer Demokratie fürchten müssen seine Meinung zu sagen!“

Der Beitrag erhielt innerhalb weniger Stunden tausende Likes. Innenministerin Nancy Faeser, die das Verbrechen auf Schärfste verurteilt und Aufklärung angekündigt hatte, kommentierte den Beitrag. „Gute Besserung, lieber Matthias“, so Faeser samt eines Herz-Emojis. 

SPD-Politiker Matthias Ecke erlitt schwere Verletzungen im Gesicht

Ecke, der Spitzenkandidat der sächsischen SPD für die Europawahl ist, befindet sich weiter im Krankenhaus. Er war am Sonntag operiert worden. Der 41-Jährige habe einen Bruch des Jochbeins und der Augenhöhle sowie Hämatome im Gesicht erlitten, sagte Sachsens SPD-Chef Henning Homann. Zu den Festnahmen der mutmaßlichen Täter äußerte sich Matthias Ecke in den sozialen Medien zunächst nicht.

Angriff auf Matthias Ecke: Verdächtige sind 17 und 18 Jahre alt

Bei Wohnungsdurchsuchungen wurden den Angaben zufolge Beweismittel sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden. Die vier männlichen Verdächtigen sind 17 beziehungsweise 18 Jahre alt. Die Hintergründe der Attacke, die bundesweit für Entsetzen gesorgt hat, sind bisher unklar. Das Motiv sei Gegenstand der Ermittlungen, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Alle vier Beschuldigten seien auf freiem Fuß.

Kurz vor dem Angriff auf Ecke hat laut Polizei mutmaßlich dieselbe Gruppe in der Nähe einen Wahlkampfhelfer der Grünen ebenfalls verletzt.

Polizei hofft nach Attacke in Essen auf Hinweise von Zeugen

Wer am vergangenen Donnerstag an einer Attacke auf zwei Grünen-Politiker in Essen beteiligt war, ist noch nicht bekannt. „Wir haben bislang keine Tatverdächtigen ermitteln können“, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag. Die Ermittler hoffen nun, durch weitere Hinweise von Zeugen auf die Spur der Täter zu kommen. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen und prüft, ob es sich um eine politisch motivierte Tat handelt.

Der Bundestagsabgeordnete Kai Gehring und der dritte Bürgermeister der Stadt Essen, Rolf Fliß (beide Grüne), waren nach eigenen Angaben nach einer Parteiveranstaltung attackiert worden. Nach einem zunächst freundlichen Gespräch sei es zum Streit und zu Beleidigungen gekommen. Dann sei Fliß ins Gesicht geschlagen und dabei leicht verletzt worden.

Fliß sagte im ARD-„Morgenmagazin“: „Es war ein Schock, denn ich bin noch nie angegriffen worden.“ Er forderte ein hartes Durchgreifen gegen die Täter. Wenn diese davonkämen, „wäre das ja quasi ein Freibrief, für andere dem nachzueifern“. Er habe nach dem Vorfall mehr als 1200 solidarische Nachrichten und Mails erhalten. „Das ist Motivation fürs Weitermachen, ich lasse mich nicht unterkriegen.“

Innenminister von Bund und Ländern beraten sich nach Gewalttat

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte, die Antwort auf den Angriff auf Ecke könne nicht allein die Frage sein, wie Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer jetzt durch Sicherheitskräfte in „Manndeckung“ genommen werden könnten. „Sondern die Frage muss sein, wie wir ein Sicherheitsumfeld mit einer wehrhaften Demokratie schaffen können, in dem es nicht mehr akzeptiert ist, dass Jagd gemacht wird auf Menschen, die ihr parteiliches Engagement auf die Straße tragen.“

Die Innenminister von Bund und Ländern wollen am Dienstag über mögliche Konsequenzen aus der Gewalt gegen Wahlkämpfer beraten. Laut vorläufigen Zahlen der Bundesregierung waren Politikerinnen und Politiker der AfD im vergangenen Jahr in 86 Fällen Ziel von Gewaltdelikten. In 62 Fällen waren Mitglieder der Grünen betroffen. 35 Gewaltdelikte richteten sich demnach gegen SPD-Politiker. In 20 Fällen betraf es Politiker der Linken, in 10 Fällen waren die Opfer FDP-Mitglieder. Gegen CDU-Politiker richteten sich den Angaben zufolge 19 Gewaltdelikte. In zwei Fällen wurden 2023 Angehörige der CSU attackiert. (pst mit dpa)

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