Nach dem Tod von Regisseur Rob Reiner und seiner Frau tritt Trump verbal nach. Für die Entgleisung gibt es keine Entschuldigung.
Tod von Rob ReinerTrumps Kommentare sind erbärmlich, aber nicht überraschend

US-Präsident Donald Trump am 15. Dezember 2025.
Copyright: Alex Brandon
Natürlich muss die Frage erlaubt sein, ob es etwas bringt, wirklich jede Entgleisung dieses US-Präsidenten thematisch aufzubereiten und zu kommentieren. So wie jetzt nach dem Gewaltverbrechen an „Harry und Sally“-Regisseur Rob Reiner und seiner Frau Michele, die vermutlich Opfer einer Familientragödie geworden sind.
Die Antwort ist simpel: Ja, weil Trump der mächtigste Mann der Welt ist und seit fast zehn Jahren global die Agenda des Sagbaren wirkmächtig umgestaltet.
Zur Erinnerung: Statt einer Würdigung Reiners ließ sich Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social zu einem beschämenden Nachtreten herab. Er attestierte dem verstorbenen Regisseur eine „geistige Behinderung namens Trump-Verwirrungs-Syndrom“. Originalton Trump: „Er war bekannt dafür, dass er die Menschen verrückt gemacht hat mit seiner rasenden Besessenheit mit Präsident Donald J. Trump.“
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Keine Carte blanche für Pöbelei gewähren
Das erinnert an ähnliche Äußerungen des Präsidenten politische Mitbewerber betreffend und wird bei vielen den Reflex hervorrufen, „na ja, so ist er eben“.
Doch man kann nur davor warnen, dem US-Präsidenten eine Art „Pöbel-Carte-blanche“ mit Verweis auf eine mögliche narzisstische Persönlichkeitsstörung zu gewähren, während sich der „politische Trump“ ja recht ehrenwert um Frieden in Nahost und der Ukraine bemühe.
Weil politisches Handeln und charakterliche Defizite bei Trump ein untrennbares Ganzes bilden – wie bei kaum einem zweiten Politiker mit vergleichbarer Machtfülle. Wenn Trump den Staatsmann gibt, hat der Pöbler nur selten Pause, ebenso wenig wie der Entertainer, der Dealmaker, der auf persönliche Rache sinnende, der Chef des Trump-Clans etc. Wer die Außen-, Wirtschafts-, Zollpolitik des US-Präsidenten verstehen will, muss den ganzen Trump im Auge behalten.
Entsetzen in den USA
Zudem scheint es in seinem Umfeld niemanden mehr zu geben, der Trumps impulsives Mitteilungsbedürfnis einzuhegen vermag, ihm die Hand auf die Schulter legt und zuflüstert: „Donald, hau das mal lieber nicht raus …“
In Amerika hat Trumps Pöbelei gegen das Opfer Reiner für Entsetzen gesorgt, auch unter Anhängern. Viele werden sich noch daran erinnern, wie der Präsident einst über jene herzog, die sich verächtlich äußerten, als der ultrarechte Aktivist Charlie Kirk ermordet wurde.
Trump ist sein Gerede von damals offenbar egal, Parteifreunden mit Charakter wohl eher nicht. Mit derartigen Äußerungen verliert der Präsident in einem Land, in dem freundlicher Umgang etwas zählt, zunehmend an Zustimmung. Zumal auch die Bilanz nach elf Monaten MAGA eher mager ausfällt; Preise steigen, Lieferketten brechen weg, die Industrie verliert an Kraft, es herrscht ein Klima der Angst, mit Venezuela droht Krieg.
Auch für Deutschland ist das aufschlussreich: Schließlich ist die in Umfragen stärkste Partei gerade dabei, ihre Allianz zu Trumps MAGA-Bewegung zu festigen – nach Jahren taktischer Zurückhaltung. Und man fragt sich: Ist das, was uns aus den USA derzeit erreicht, die Blaupause für das, was die AfD mit Deutschland vorhat?

