Von Putin früher gelobt„Russlands Rambo“ empfindet „Hass“ für Landsleute – und würde für die Ukraine kämpfen

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Artur Smoljaninow bei einem Filmfestival im Jahr 2017. Der Schauspieler ist auch als „Russlands Rambo“ bekannt.

Artur Smolianinov bei einem Filmfestival im Jahr 2017. Der Schauspieler ist auch als „Russlands Rambo“ bekannt.

Einst erhielt Artur Smolianinov für seine Paraderolle das Lob Wladimir Putins. Nun stellt sich der Schauspieler auf die Seite der Ukraine.

Er war der Star in einem der Lieblingsfilme Wladimir Putins: Der russische Schauspieler Artur Smolianinov wurde nach Aussagen in einem Interview als „ausländischer Agent“ eingestuft und muss mit strafrechtlichen Ermittlungen rechnen. Er hatte zuvor den Krieg gegen die Ukraine mit scharfen Worten kritisiert – und erklärt, er würde für die Ukraine kämpfen.

Smolianinov hatte im russischen Film „Die 9. Kompanie“, der 2005 über die Leinwände lief, eine Hauptrolle gespielt. Der Film porträtiert eine Schlacht sowjetischer Truppen in Afghanistan, das von 1979 bis 1989 von der Sowjetunion besetzt war. Durch die Rolle bekam Smolianinov den Spitznamen als „Russlands Rambo“ verpasst – eine Anspielung auf die bekannten US-Actionfilme mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle.

Artur Smolianinov: „Würde ich ihn erschießen? Ohne jeden Zweifel!“

Seit dem Leinwanderfolg ist Smolianinov allerdings im Kreml in Ungnade gefallen. Der Schauspieler lebt mittlerweile im Exil. „Ich empfinde nichts als Hass für die Menschen auf der anderen Seite der Frontlinie“, erklärte Smolianinov gegenüber der Zeitung „Novaya Gazeta“ in der letzten Woche die Gründe dafür. Mit der Aussage war die russische Seite gemeint. „Wenn ich vor Ort wäre, gäbe es kein Erbarmen“, fügte der Schauspieler an.

Der 39-Jährige ging sogar noch weiter. Ein ehemaliger Kollege habe auf der russischen Seite gekämpft, erklärte Smolianinov. „Würde ich ihn erschießen? Ohne jeden Zweifel!“ Er halte sich „auf jeden Fall“ die Option offen, für die Ukraine zu kämpfen, sagte er weiter. „Wenn ich in diesen Krieg ziehen würde, würde ich nur für die Ukraine kämpfen“, das sei „der einzige Weg“, so Smolianinov.

„Russlands Rambo“ stellt sich gegen Wladimir Putin

Kurz nach dem Interview reagierte der Kreml auf die Aussagen – und stufte den Schauspieler als „ausländischen Agenten“ ein. Zudem wurde ein Strafverfahren gegen Smolianinov eingeleitet.

Das Interview ist nicht die einzige kritische Aussage des einstigen russischen Schauspiel-Stars. Zuvor hatte Smolianinov bereits ein bekanntes Lied aus Sowjetzeiten mit überarbeitetem Text neu aufgenommen, um gegen den Krieg zu demonstrieren.

Artur Smolianinov macht auch vor „Putins Koch“ Jewgeni Prigoschin nicht Halt

Dabei scheute sich der 39-Jährige nicht vor direkten Angriffen auf die russische Politik-Elite. So geht es in einer Textstelle um „einen Bunker, in dem sich ein Führer versteckt“. Ein „glatzköpfiger Koch“, würde den „Führer mit einem Löffel füttern“, heißt es weiter. Unter dem Spitznamen „Putins Koch“ ist der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, bekannt.

Bereits im Sommer 2022 hatte sich Smolianinov erstmals gegen den Krieg gegen die Ukraine ausgesprochen – und ihn als „Katastrophe“ bezeichnet. Im Oktober letzten Jahres wurde eine Geldstrafe gegen den Schauspieler über 30.000 Rubel (rund 400 Euro) verhängt.

Schauspieler über die Flucht nach Norwegen: „Schon stehen ganz andere Menschen vor einem“

Die Flucht aus Russland nach Norwegen habe er nach eigenen Angaben zu Fuß absolviert, erklärte Smolianinov im Gespräch mit der „Novaya Gazeta“ nun. Man müsse „nur 30 Meter gehen, und schon stehen ganz andere Menschen vor einem. Sie sind so weich. Sogar der Blick ist anders.“ Mittlerweile befindet sich Smolianinov dem US-Sender CNN zufolge in Lettland.

Als „Die 9. Kompanie“ herauskam, zeigte sich der Kreml zunächst angetan von dem Machwerk. Laut der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti hatte Staatschef Putin damals über den Film gesagt, er „ergreife die Seele“. Der Film sei „sehr stark“, erklärte Putin demnach. „Eine wirklich ernste Sache über den Krieg und Menschen, die sich in diesem Krieg unter extremen Bedingungen befanden und sich würdig zeigten“, sei der Film, so der Kremlchef.

Neben Smolianinov hat das russische Justizministerium in den letzten Tagen weitere Kulturschaffende auf die Liste „ausländischer Agenten“ gesetzt, darunter auch der Musikkritiker Artemy Troitsky und mehrere Journalisten. Am Wochenende wurde zudem zwei bekannten Theaterschauspielern gekündigt, nachdem sie zuvor den Krieg gegen die Ukraine kritisiert hatten. Ihnen werden nun „antirussische Äußerungen“ vorgeworfen.

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