Kölner Neonazi ist AnführerAnti-Putin-Milizen greifen an – Russen fliehen offenbar aus Grenzgebiet

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Eine vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Aufnahme soll einen zerstörten Panzer der Anti-Putin-Milizen in der Region Belgorod zeigen.

Eine vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Aufnahme soll einen zerstörten Panzer der Anti-Putin-Milizen in der Region Belgorod zeigen.

Russische Freiwilligeneinheiten attackieren die Grenzregion Belgorod. Viele Russen verlassen die Ortschaften nun offenbar.

Russland hat am Donnerstag erneut Kämpfe im Grenzgebiet zur Ukraine gemeldet. Ukrainische Soldaten hätten versucht, in die russische Region Belgorod einzudringen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Angriff sei allerdings abgewehrt und „bis zu 195 Soldaten“ seien getötet worden, hieß es weiter. Auch fünf Panzer und vier gepanzerte Fahrzeuge seien dabei angeblich zerstört worden.

Unabhängig überprüfen ließ sich das allerdings nicht. Auch russische Militärblogger berichteten von Kämpfen – demnach nicht nur in Belgorod, sondern auch im Nachbargebiet Kursk

Kämpfe in russischem Grenzgebiet: Anti-Putin-Milizen rücken vor

Unabhängige russische Medien verwiesen unterdessen auf Mitteilungen der paramilitärischen Organisationen „Russisches Freiwilligenkorps“ sowie „Legion Freiheit Russlands“, die am Donnerstagmorgen in sozialen Medien Angriffe auf die Gebiete Belgorod, Kursk und Brjansk ankündigten. Beide Vereinigungen kämpfen zwar aufseiten der Ukrainer, bestehen aber aus russischen Nationalisten. Die Gruppen meldeten auch am Abend noch weiter andauernde Gefechte in der russischen Grenzregion. 

„Die Befreiung der russischen Regionen von Putins Terrorregime ist in diesem Moment im Gange. Putins Truppen in den Oblasten Belgorod und Kursk werden in großem Umfang angegriffen“, hatten die Milizen zuvor am Donnerstagmorgen erklärt. „Wir fordern die Bevollmächtigten dieser Oblaste auf, unverzüglich die Evakuierung der Zivilisten anzuordnen.“ 

„Legion Freiheit Russlands“ meldet Zerstörung von Munitionslagern

Am Mittag vermeldeten die Anti-Putin-Milizen schließlich erste Erfolge bei ihrem Angriff auf das russische Grenzgebiet. „Während Putins Soldaten damit beschäftigt sind, die Häuser der Zivilbevölkerung zu zerstören, haben die Artilleristen der Legion meisterhaft zwei Munitionslager der Putin-Truppen in Tjotkino zerstört. Sie brennen wunderschön“, teilte die Legion Freiheit Russlands mit und veröffentlichte ein Video, das die Angaben stützen soll.

Am späten Nachmittag folgten schließlich erste Meldungen über die Evakuierung von einigen Bewohnern der Region Belgorod durch russische Behörden. Zudem seien die Einkaufszentren in der Region geschlossen worden.

Russen fliehen offenbar aus Grenzregion Belgorod

Die ukrainische Zeitung „Ukrainska Prawda“ berichtete unter Bezug auf durch den ukrainischen Geheimdienst abgehörte Gespräche von Russen, in denen über die angeordnete Evakuierung gesprochen worden sein soll. In den sozialen Netzwerken kursierten zudem mehrere Videos, auf denen die Flucht russischer Bewohner aus der Ortschaft Grayvoron zu sehen sein soll. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. 

Im vergangenen Sommer hatten die Anti-Putin-Milizen bereits für Aufsehen gesorgt, als sie – ebenfalls von der Ukraine aus – teils kilometerweit in russisches Staatsgebiet einrückten und sich Kämpfe mit der russischen Armee lieferten. Anfang dieser Woche dann gelang ihnen wieder ein Durchbruch, der aber offiziellen russischen Angaben zufolge recht schnell niedergeschlagen wurde.

Nach Angriff von Anti-Putin-Milizen: Anwohner melden Explosionen in Belgorod

Kurz nach den jüngsten Mitteilungen der bewaffneten Gruppierungen meldeten Anwohner von Belgorod am Donnerstagvormittag Explosionen. Das Verteidigungsministerium sowie der Belgoroder Gouverneur, Wjatscheslaw Gladkow, sprachen von angeblich abgewehrten Drohnen- und Raketenangriffen. Zugleich war von einer toten Frau und mehreren Verletzten die Rede.

Das Russische Freiwilligenkorps gilt als rechtsextrem geprägt. Anführer Denis Kapustin, der auch als Nikitin bekannt ist, verbreitet immer wieder rechtsextreme und rassistische Inhalte in seinen Kanälen und lebte einst für mehrere Jahre in Köln. Offizieller Teil der ukrainischen Armee sind die Milizen nicht. Die Gruppen hatten erklärt, mit ihren aktuellen Angriffen auf die russische Grenzregion die „Wahlen“, die in Russland am Freitag beginnen, stören zu wollen. (das/dpa)

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