BelgorodRussischer Kampfjet bombardiert versehentlich eigenes Territorium – schwere Explosion

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Dieses am 20. April 2023 auf dem offiziellen Telegramm-Account von Wjatscheslaw Gladkow, Gouverneur der Region Belgorod, gepostete Bild zeigt die Schäden nach einer Explosion in der Stadt. - Die russischen Behörden meldeten am 20. April 2023 eine Explosion in der Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine, die einen großen Krater im Stadtzentrum hinterließ.

Dieses am 20. April 2023 auf dem offiziellen Telegramm-Account von Wjatscheslaw Gladkow, Gouverneur der Region Belgorod, gepostete Bild zeigt die Schäden nach einer Explosion in der Stadt.

Russland spricht von einem „ungeplanten Abschuss von Bordmunition“, das Verteidigungsministerium ist in Erklärungsnot.

Die russische Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze ist am Donnerstagabend von einer gewaltigen Explosion erschüttert worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau hatte ein Suchoi-34-Kampfjet der russischen Luftwaffe beim Flug über Belgorod Flugmunition verloren.

„Ein anormaler Abgang von Luftwaffenmunition ist passiert“, hieß es. Seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 kreuzen russische Militärflugzeuge regelmäßig über Belgorod. Die Explosion riss nach Angaben örtlicher Behördenvertreter einen riesigen Krater von etwa 20 Meter Durchmesser in das Stadtzentrum und verletzte zwei Frauen. Eine der Frauen sei wegen einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht, die andere vor Ort behandelt worden.

Russischer Kampfjet beschädigt mit Bombe russische Stadt Belgorod – zwei Menschen verletzt

Bilder in den sozialen Netzwerken sollen das Ausmaß der Detonation und die Zerstörung einer Straße in Belgorod zeigen. Zur Ursache der Explosion äußerten sich die Behörden der Stadt und Region nicht. „Am 20. April 2023 gegen 22:15 Moskauer Zeit (21:15 Uhr MESZ) ist es beim Flug eines Su-34-Flugzeugs der Luftwaffe über der Stadt Belgorod zu einem ungeplanten Abschuss von Bordmunition gekommen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

Wohnhäuser und Autos in Belgorod wurden beschädigt.

Wohnhäuser und Autos in Belgorod wurden beschädigt.

Ermittler seien vor Ort, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Die von der Detonation ausgelöste Schockwelle beschädigte nach seinen Angaben vier Wohnungen sowie vier Autos und ließ neun Strommasten umstürzen.

Russisches Flugzeug könnte auf dem Weg nach Charkiw gewesen sein

Laut der Professorin Annette Werberger, hätten die russische Luftwaffe die 1,5 Tonnen schwere gelenkte Freifallbombe eigentlich in Charkiw abwerfen sollen. „Z-Blogger meldeten begeistert den bevorstehenden Angriff in ihren Kanälen & versuchten nach dem Abwurf über Belgorod die Posts zu löschen“, schreibt sie auf Twitter und bezieht sich auf dabei auf interne Chatnachrichten. Gesichert sind diese Informationen nicht.

Gladkow und Bürgermeister Valentin Demidow veröffentlichten Bilder der Schäden. Darauf waren unter anderem das Innere verwüsteter Wohnungen zu sehen. Nach Angaben Demidows sollten die Bewohner der zerstörten Wohnungen vorübergehend in Hotels untergebracht werden.

Erst vergangene Woche hatte die russische Flugabwehr nach Angaben von Behörden im Grenzraum zur Ukraine über der Stadt Belgorod drei Raketen abgeschossen. Für Spekulationen sorgte die Tatsache, dass Gouverneur Gladkow nicht die Herkunft der Raketen nannte.

Ukraine-Krieg: Belgorod immer wieder im Fokus

In sozialen Netzwerken kursierten anschließend mehrere Videos, die Raketenstarts in Belgorod zeigen sollen. Auf den Videos ist erkennbar, wie ein Geschoss zunächst abgefeuert wird, dann aber nach nur kurzer Flugzeit offenbar eine Fehlfunktion hat – und in der russischen Stadt einschlägt. Sie warfen in den sozialen Medien die Frage auf, ob Russland sich in Belgorod versehentlich selbst mit Raketen beschossen haben könnte.

Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine ist die Stadt Belgorod wiederholt beschossen worden. Im Januar hatte Gouverneur Gladkow mitgeteilt, dass in der gleichnamigen Region seit dem Februar 2022 insgesamt 25 Menschen getötet und mehr als 90 weitere verletzt worden seien. Im August 2022 ging nach Angaben der örtlichen Behörden zufolge ein Munitionsdepot in Flammen aufgegangen, im April brannte ein Öllager

Im Oktober war eine russische Suchoi-34-Maschine in der Stadt Jejsk am Asowschen Meer nahe der Ukraine in eine Wohnanlage abgestürzt. Dabei starben 16 Menschen, unter ihnen mehrere Kinder. (pst/dpa/afp)

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