Makeiev nennt Redakteure namentlich„Radio Moskau“ – Ukrainischer Botschafter mit Frontalangriff auf „Berliner Zeitung“

Lesezeit 3 Minuten
Oleksii Makeiev, Botschafter der Ukraine in Deutschland, hat die „Berliner Zeitung“ im sozialen Netzwerk X hart attackiert. Das Blatt wehrt sich. (Archivbild)

Oleksii Makeiev, Botschafter der Ukraine in Deutschland, hat die „Berliner Zeitung“ im sozialen Netzwerk X hart attackiert. Das Blatt wehrt sich. (Archivbild)

Oleksii Makeiev hat die „Berliner Zeitung“ attackiert – und die Stasi-Vergangenheit des Herausgebers zur Sprache gebracht. 

Chefredaktion und Herausgeber der „Berliner Zeitung“ haben in scharfer Form gegen Kritik des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev an Journalisten des Blattes protestiert. Dieser hatte Redakteure der Zeitung am Dienstag in einem Posting auf X (vormals Twitter) persönlich angegriffen und unter anderem die Frage gestellt, ob die „Berliner Zeitung“ nun auf dem Weg sei, „Radio Moskau“ zu werden.

Chefredaktion und Herausgeber erklärten dazu am Abend, man verwahre sich entschieden gegen die persönliche Diffamierung einzelner Kollegen. „Wir sehen die völlig unbegründeten Attacken gegen namentlich genannte Redakteure und Autoren als versuchte Einschüchterung und mithin als Eingriff in die Pressefreiheit“, heißt es in der Erklärung.

Ukrainscher Botschafter mit Frontalattacke auf „Berliner Zeitung“

„Wir sind verwundert über die Ausfälle, weil es bis zu diesem Post auf X keine einzige direkte Beschwerde des Botschafters an die Redaktion der Berliner Zeitung gegeben hat. Wir erwarten, dass der ukrainische Botschafter die Pressefreiheit in einer europäischen Demokratie respektiert.“

Makeiev hatte in dem Posting unter anderem kritisiert, die „Berliner Zeitung“ sei nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine zu einem Arbeitgeber für ehemalige Mitarbeiter russischer Staatsmedien geworden. Makeiev zählte dabei einige Mitarbeiter namentlich auf – und brachte auch die Stasi-Vergangenheit von Herausgeber Holger Friedrich und Besuche der Herausgeber und Verleger der Zeitung in der russischen Botschaft nach Kriegsbeginn zur Sprache.

Oleksii Makeiev spricht über Stasi-Vergangenheit von Holger Friedrich: „Einfach nicht lesen“

„Die ‚Berliner Zeitung‘, einst ‚Organ des Kommandos der Roten Armee‘, gehört seit 2019 dem Ehepaar Holger und Silke Friedrich. Die Stasi-Vergangenheit von Herrn Friedrich (‚Inoffizieller Mitarbeiter‘) wurde erst später bekannt“, schrieb Makeiev bei X. „Ich habe einmal der ‚Berliner Zeitung‘ ein Interview gegeben. Ich werde diesen Fehler nicht wiederholen“, erklärte der Ukrainer zudem und empfahl, die Zeitung „einfach nicht zu lesen“ und ihr „kein Interview zu geben“. 

Das Blatt markiere ihn zudem in Posts regelmäßig mit Artikeln, die selbst die russische Botschaft gerne teile, so sehr würden dort Realität und Wahrheit über den russischen Angriffskrieg verdreht, erklärte Makeiev weiter. Dazu zeigte er ein digitales Logo mit dem Titel „Berliner Volksrepublik Zeitung“. Tatsächlich nimmt die „Berliner Zeitung“ derartige Markierung regelmäßig vor. 

„Die ‚Berliner Zeitung‘ verbreitet regelmäßig prorussische Propaganda-Mythen“

Während das Berliner Blatt am Dienstag scharf gegen die Worte des ukrainischen Botschafters protestierte, bekam Makeiev Unterstützung von Osteuropa-Experten. „Die ‚Berliner Zeitung‘ verbreitet regelmäßig prorussische Propaganda-Mythen“, schrieb die Historikerin Franziska Davies auf X – und erklärte, dass sie der Zeitung ebenfalls keine Interviews mehr gebe.

„In der BLZ tummeln sich nun die Querfrontler und Querdenker“, schrieb unterdessen der Historiker Bert Hoppe in dem sozialen Netzwerk. „Schade um diese Zeitung, für die ich selbst lange geschrieben habe.“ (mit dpa)

KStA abonnieren