Absurde Karten und schrille AussagenPutins Propagandisten benennen Kölner Brücke als Angriffsziel

Lesezeit 4 Minuten
Klare Bildsprache und Mao-Gedächtnisanzug: Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew lässt keine Zweifel an den Zielen des Kreml aufkommen.

Klare Bildsprache und Mao-Gedächtnisanzug: Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew lässt keine Zweifel an den Zielen des Kreml aufkommen.

Nach dem Taurus-Leak bei der Bundeswehr wird Russlands anti-deutsche Propaganda immer schriller. Nun rückt auch Köln in den Fokus.

Nach dem Bundeswehr-Leak überschlägt sich die russische Propaganda-Maschinerie mit schrillen Behauptungen und skurrilen Auftritten. Das abgehörte Gespräch mehrerer deutscher Luftwaffenoffiziere wurde am vergangenen Freitag veröffentlicht – seitdem kommen nahezu täglich neue Drohungen und wilde Behauptungen aus Moskau.

Nachdem Dmitri Medwedew, Vizechef des russischen Sicherheitsrats und Ex-Präsident, am Sonntag bereits behauptet hatte, Deutschland bereite sich auf einen Krieg mit Russland vor und dabei auch von „Faschisten“ in Deutschland gesprochen hatte, meldet sich nun auch das russische Außenministerium zu Wort.

Moskau sieht nach Taurus-Leak „Unvollständigkeit der Entnazifizierung Deutschlands“

Das Leak bei der Bundeswehr belege die „Unvollständigkeit der Entnazifizierung Deutschlands“, erklärte Sprecherin Maria Sacharowa laut der Staatsagentur Ria passend zu Medwedews Aussagen am Montag. „Wenn nichts getan“ werde, führe das zu „schrecklichen Konsequenzen für Deutschland selbst“, polterte Sacharowa weiter, ließ jedoch offen, was genau „getan“ werden müsse.

Das war allerdings noch nicht die skurrilste Volte der russischen Propaganda in den letzten Tagen. Noch absurder wurde es mal wieder in den TV-Studios der staatlichen Medien. Mit Dmitri Kisseljow war dort zuletzt eine der zentralen Figuren der Propaganda-Maschinerie des Kremls in einer Talkshow zu Gast – und sprach offen von Vergeltungsschlägen auf deutsche Brücken.

Putins schrille Propaganda: „Lasst uns die Aufmerksamkeit auf die Hohenzollernbrücke in Köln richten“

„Natürlich gibt es in diesem eher engen Land keine Brücken, die so lang sind wie die Krimbrücke“, erklärte Kisseljow beim Staatssender Rossiya-1. Dennoch gebe es in Deutschland etwas durch das „Raketensichtgerät zu entdecken“. Dann zählte der Propagandist gleich vier deutsche Brücken auf, die als Ziele für russische Angriffe infrage kommen könnten – und die zusammengerechnet ungefähr die Länge der Krimbrücke hätten.

Neben der Fehmarnsundbrücke, der Rügenbrücke und dem Wasserstraßenkreuz in Magdeburg komme auch die Hohenzollernbrücke in Köln als Angriffsziel infrage, orakelte Kisseljow. „Lasst uns die Aufmerksamkeit auf die Hohenzollern-Eisenbahnbrücke, die in Köln über den Rhein führt, richten“, erklärte der Direktor der russischen Nachrichtenagentur „Rossija Sewodnja“. Über die Kölner Brücke würden täglich rund 1200 Züge fahren, behauptet Kisseljow – und fügte an: „Was für ein Verkehrschaos das geben wird!“

Putin-Vertrauter präsentiert absurde Karte: „Die Ukraine ist natürlich Russland“

Einen nicht weniger schrillen Auftritt legte unterdessen erneut Medwedew am Montag hin. Der enge Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin präsentierte bei einer Veranstaltung in Sirius eine Karte von Osteuropa – und bestätigte so aufs Neue, dass Russland nicht plant, sich mit den bisherigen besetzten Gebieten der Ukraine zufriedenzugeben.

Auf Medwedews Karte besteht das angegriffene Land lediglich noch aus einigen Quadratkilometern rund um die Hauptstadt Kiew. Andere Teile der Ukraine sollen demnach Rumänien und Polen zufallen, während Russland den überwiegenden Teil der Karte zufolge für sich beansprucht.

Medwedew lässt keine Zweifel an Moskaus Motiven

An Moskaus Motiven ließ Medwedew auch verbal dabei keine Zweifel aufkommen. „Die Ukraine ist natürlich Russland“, behauptete der Ex-Präsident, der sich in einem Gewand präsentierte, das an Mao und den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un erinnerte. „Alternative Konzepte“ zur Ukraine müssten „für immer verschwinden“, hieß es weiter von Putins Scharfmacher, der seit Kriegsbeginn immer wieder schrille Statements abgegeben hat.

Der Putin-Vertraute Dmitri Medwedew präsentiert am Montag eine Karte – von der Ukraine ist dort nicht mehr viel übrig.

Der Putin-Vertraute Dmitri Medwedew präsentiert am Montag eine Karte – von der Ukraine ist dort nicht mehr viel übrig.

„Wir werden die militärische Sonderoperation auf jeden Fall zu ihrem logischen Abschluss bringen“, drohte Medwedew weiter. Russland habe „strategische Grenzen, die weit über die geografischen Grenzen hinausgehen“, führte der 58-Jährige aus. Der Putin-Vertraute hat seit Kriegsbeginn bereits mehrfach mit lautstarken Drohungen von sich Reden gemacht. Regelmäßig droht Medwedew dabei auch mit Atomschlägen gegen den Westen.

Nancy Faeser: „All das wird Putin nicht gelingen“

„Putins Propaganda-Apparat will unseren Staat diskreditieren, die Meinungsbildung manipulieren und unsere Gesellschaft spalten“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Dienstag mit Blick auf den Wirbel rund um das von Russland abgehörte Gespräch einiger deutscher Luftwaffenoffiziere, bei dem auch diskutiert worden war, wie die Ukraine die Krimbrücke mit Taurus-Marschflugkörpern angreifen könne. „All das wird Putin nicht gelingen“, versicherte Faeser.

Der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger hatte unterdessen bereits in der Vergangenheit im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt, was Medwedew und Co. mit Drohungen bezwecken, die allermeist im Kontext weiterer westlicher Waffenlieferungen geäußert werden. So nun auch erneut im Rahmen der Debatte um eine mögliche Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper. 

Russland nutze seine Atomwaffen immer wieder zur „politischen Drohung“, mit der Hoffnung, dass im Westen „eine Form von Selbstabschreckung“ stattfinde, erklärte Jäger. Derartige Propaganda falle insbesondere „in Deutschland auf den fruchtbarsten Boden“, kritisierte der Politikwissenschaftler weiter mit Blick auf die Übernahme russischer Narrative in Reihen der AfD, des BSW und innerhalb von „Friedensbewegungen“. 

KStA abonnieren