Frau von Chefspion im KrankenhausTop-Agenten angeblich mit Arsen vergiftet – Kreml-Attentat auf Kiews Geheimdienst?

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Der ukrainische Generalstabschef Serhii Shaptala, Oberbefehlshaber Walerij Saluschnij und Geheimdienstchef Kyrylo Budanow bei einer Gedenkfeier am 25. November (v. l. n. r.).

Der ukrainische Generalstabschef Serhii Shaptala, Oberbefehlshaber Walerij Saluschnij und Geheimdienstchef Kyrylo Budanow bei einer Gedenkfeier am 25. November (v. l. n. r.).

Marianna Budanowa sei in eine Klinik eingeliefert worden, heißt es aus Kiew. Auch mit Russland befasste Geheimagenten sollen betroffen sein.

In der Ukraine wurde die Ehefrau von Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow vergiftet, das bestätigte nach vorherigen Medienberichten der Sprecher des Nachrichtendienstes (HUR), Andrij Jussow. Marianna Budanowa habe nach mehreren Tagen Übelkeit ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, hatten mehrere ukrainische Medien übereinstimmend am Dienstag zuvor unter Bezug auf Quellen in der ukrainischen Staatsverwaltung berichtet. 

Demnach sei Marianna Budanowa mit Schwermetallen vergiftet worden, die im Alltag unüblich seien. Ermittlungen wegen Mordversuchs seien aufgenommen worden. Offiziell gibt es noch keine Bestätigung der ukrainischen Regierung dazu.

Medienbericht: Auch Geheimdienstagenten von Vergiftung betroffen

Einem Bericht der Zeitung „New Voice“ zufolge sollen neben Budanowa auch Agenten und Abteilungsleiter des HUR über Vergiftungssymptome klagen. Die Zeitung beruft sich auf Angaben des ehemaligen Geheimdienstchefs Valery Kondratyuk, der zwischen 2020 und 2021 Leiter des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes war.

Demnach seien bei den Tests „Metalle wie Arsen und Quecksilber“ entdeckt worden. Zudem seien „mehrere“ Geheimdienstmitarbeiter von der Vergiftung betroffen, vor allem Abteilungsleiter, „die spezielle für Operationen in Bezug auf Russland verantwortlich sind“, erklärte Kondratyuk, der offensichtlich Moskau hinter den Vergiftungen vermutet. Eine offizielle Bestätigung der ukrainischen Regierung gibt es für die Angaben bisher nicht. 

Vergiftung mit Schwermetallen: Frau von ukrainischem Geheimdienstchef im Krankenhaus

Medienberichten zufolge soll sich der Gesundheitszustand von Budanowa unterdessen in den letzten Tagen „verschlechtert“ haben, woraufhin sie schließlich ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Dort sei dann die Vergiftung festgestellt worden.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts (HUR) Kyrylo Budanow soll bereits über ein Dutzend Mal Ziel von russischen Attentatsversuchen gewesen sein. (Archivbild)

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts (HUR) Kyrylo Budanow soll bereits über ein Dutzend Mal Ziel von russischen Attentatsversuchen gewesen sein. (Archivbild)

Budanowa sei „höchstwahrscheinlich durch Nahrungsmittel vergiftet“ worden, zitierte die Ukrainska Pravda eine Quelle. Den Medienberichten zufolge habe die Behandlung rechtzeitig begonnen, bleibende Schäden werden bei Budanowa demnach nicht erwartet.

Kyrylo Budanow und der HUR stecken hinter vielen erfolgreichen Angriffen auf Russland

Budanow zufolge leben seine Frau und er seit dem russischen Einmarsch vor über 21 Monaten aus Sicherheitsgründen rund um die Uhr zusammen. Der Budanow unterstehende Militärgeheimdienst (HUR) ist für eine Reihe von erfolgreichen Sabotageakten und Attentaten in den russisch besetzten Gebieten und Russland selbst verantwortlich.

Budanow selbst gilt dabei als Kopf hinter vielen erfolgreichen ukrainischen Angriffen. So sollen Budanow und der HUR auch bei dem erfolgreichen Schlag auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte beteiligt gewesen sein. 

Putins Doppelgänger: Budanow meldet sich regelmäßig zu Wort – und provoziert Moskau

Der Geheimdienstchef tritt regelmäßig öffentlich in Erscheinung. Zuletzt hatte Budanow erklärt, die „systemische Zerstörung“ Russlands werde im Jahr 2025 beginnen. Auch bei der Verbreitung von Doppelgänger-Gerüchten um den russischen Präsidenten Wladimir Putin spielt Budanow immer wieder eine Rolle. Es gebe mehrere Doppelgänger Putins, hatte der Geheimdienstchef mehrfach erklärt, auch dass Putin bereits tot sei, sei nicht ausgeschlossen, so Budanow. 

Budanow hat durch seine Aussagen und seine Beteiligung an erfolgreichen Angriffen immer wieder den Zorn Moskaus auf sich gezogen. So hatte Russland im Mai verbreitet, Budanow sei bei einem Angriff auf das HUR-Hauptquartier in Kiew getötet oder schwer verwundet worden.

Einig wurden sich die russischen Propagandisten damals allerdings nicht. Während die einen vom Tod Budanows sprachen, behaupteten andere, der Geheimdienstchef werde in Deutschland in einem Krankenhaus behandelt. Belege gab es für keine der Theorien. Wenig später meldete sich Budanow öffentlich mit einem Video zurück.

Laut Ukraine mehr als ein Dutzend russische Attentatsversuche auf Budanow

Die Aufnahme zeigte den Geheimdienstchef offensichtlich unversehrt in seinem Büro, Budanow schaut in die Kamera und schweigt. „Pläne lieben Stille“, kommentierte der HUR das Video damals. 

Ukrainischen Angaben zufolge hat es seit der russischen Besatzung der Krim-Halbinsel im Jahr 2014 mindestens ein Dutzend Attentatsversuche russischer Spezialeinheiten auf Budanow gegeben.

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