„Totaler Unsinn“Putin spricht über Nord-Stream-Berichte – und sieht Deutschland von den USA „besetzt“

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Wladimir Putin versucht sich bei seinem Besuch im Hubschrauberwerk in Ulan-Ude in einem Simulator. Der russische Präsident äußerte sich auch zu den Nord-Stream-Explosionen.

Wladimir Putin versucht sich bei seinem Besuch im Hubschrauberwerk in Ulan-Ude in einem Simulator. Der russische Präsident äußerte sich auch zu den Nord-Stream-Explosionen.

Wladimir Putin kommentiert die jüngsten Berichte zur Nord-Stream-Sprengung – und verbreitet Propaganda über Deutschland.

Der russische Präsident Wladimir Putin hält Berichte über eine Beteiligung ukrainischer Aktivisten an den Explosionen an den Nord-Stream-Erdgas-Pipelines in der Ostsee für „totalen Unsinn“. Eine derartige Aktion in dieser Tiefe und in dieser Größenordnung könnten „lediglich Spezialisten“ durchführen, sagte Putin am Dienstag in einem Fernsehinterview. „Dazu gehört auch noch die Unterstützung eines Staates, der über die entsprechende Technologie verfügt.“

An der deutschen Reaktion auf die Nord-Stream-Explosionen könne man zudem sehen, dass das Land immer noch von den USA „besetzt“ sei, erklärte Putin im Gespräch mit dem TV-Sender Rossija-1. Die Sowjetunion habe irgendwann ihre Truppen abgezogen. „Aber das war bekanntlich nicht der Fall bei den Amerikanern. Sie besetzen Deutschland weiterhin“, zitierten russische Nachrichtenagenturen den Kremlchef.

Wladimir Putin zu Nord-Stream-Explosionen: „Auf staatlicher Ebene begangen“

Was die Nord-Stream-Pipelines angeht, wollte Putin sich unterdessen nicht konkret zur Urheberschaft der Explosionen äußern. Doch man müsse immer hinterfragen, wer daran ein Interesse haben könnte. „Und wer ist interessiert? Theoretisch könnten die USA ein Interesse daran haben, die russischen Energieträger auf dem europäischen Markt zu verhindern“, sagte der Kremlchef.

„Es ist kein Geheimnis, dass dies ein Terroranschlag war“, führte Putin aus. „Außerdem war es eindeutig ein terroristischer Akt, der auf staatlicher Ebene begangen wurde, denn Amateure können solche Taten nicht begehen“, erklärte Putin.

Nach Putins Worten habe ein Schiff von Gazprom zudem Hinweise auf das Vorhandensein eines weiteren Sprengsatzes an der Gaspipeline entdeckt. Dieser sei in etwa 30 Kilometern Entfernung von einer der Explosionsstellen angebracht.

Wladimir Putin will Reparatur von Nord-Stream-Pipelines nicht ausschließen

Bei der Rohr-Verbindungsstelle sei etwas erkannt worden, von dem Experten glaubten, „dass es sich um eine Antenne handeln könnte, um ein Signal zum Zünden eines Sprengsatzes zu empfangen“.

Auch eine Wiederinbetriebnahme der Pipelines wollte der Kreml-Chef nicht ausschließen – vorausgesetzt, die „europäischen Partner“ würden ihre „nationalen Interessen“ wiederbeleben, so Putin. „In der Welt gibt es kein Beispiel für die Reparatur solcher Systeme nach solchen Unfällen, aber theoretisch ist alles möglich“, führte der Kremlchef aus. „Es braucht nur Zeit, Geld und neue Technologien.“

An drei von vier Strängen der beiden auf dem Grund der Ostsee liegenden Nord-Stream-Erdgasleitungen gab es im vergangenen September Explosionen. Deutschland, Schweden und Dänemark haben Ermittlungen aufgenommen.

Wladimir Putin nennt Sicherung des „Überleben des russischen Staats“ als Grund für Krieg gegen Ukraine

Vor wenigen Tagen hatten Medien in Deutschland, den USA und Großbritannien Hinweise auf den möglichen Tathergang veröffentlicht. Demnach soll eine sechsköpfige Gruppe mit gefälschten Pässen eine Jacht gemietet und unbemerkt die Sprengsätze in gut 80 Meter Wassertiefe gelegt haben. Die Medien hatten über eine mutmaßliche Beteiligung einer pro-ukrainischen Gruppe spekuliert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Beteiligung der Ukraine als „lächerlich“ zurückgewiesen.

Putin äußerte sich am Dienstag nicht nur zu den Nord-Stream-Pipelines, sondern auch grundsätzlich zum Krieg gegen die Ukraine. Für Russland gehe es dabei um das „Überleben des russischen Staats“, erklärt der Kremlchef bei einem Besuch eines Hubschrauberwerks in Ulan-Ude. Trotz „gewisser Kosten“ sei das letzte Jahr für Russland „nur vorteilhaft“ gewesen, erklärte Putin außerdem der staatsnahen Nachrichtenagentur Ria Novosti zufolge.

Der russische Präsident warf dem Westen in seinem Interview erneut vor, ihn „betrogen“ zu haben und die derzeitige Situation so herbeigeführt zu haben. Anton Gerashchenko, ehemaliger stellvertretender Innenminister der Ukraine, teilte den Ausschnitt mit Übersetzung ins Englische auf Twitter. (mit dpa)

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