Propaganda-EigentorRussische Botschaft veröffentlicht Ukraine-Karte mit tatsächlichen Grenzen

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Wladimir Putin zeigt mit dem Finger auf eine Landkarte.

Wladimir Putin zieht Grenzen gerne selbst. Die russische Botschaft in Schweden hielt sich nun allerdings nicht an die Vorgaben des Kremls - und erntete Spott. (Archivbild)

Die russische Botschaft in Schweden wollte offenbar auf günstige Benzinpreise in Russland hinweisen – nun erntet sie Spott und Häme. 

Der Kreml setzt seit Kriegsbeginn auf Propaganda – ob durch kühne Behauptungen, falsche Berichte oder von niemand außer Russland akzeptierten Volksabstimmungen. Nun leistete sich die russische Botschaft in Schweden jedoch einen groben Fehler in der eigenen Propagandamaschine – und veröffentlichte eine Europa-Karte, auf der die Ukraine mit ihren ursprünglichen Grenzen abgebildet ist. Auch die Krim ist auf der Karte als ukrainisches Hoheitsgebiet dargestellt.

Dabei zieht Russland im Ukrainekrieg gerne selbst die Grenzen. Mit der Annexion der Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja, Cherson und natürlich der Krim änderte der Kreml stets auch die staatlichen Karten. Die Gebiete werden dort als russisches Staatsgebiet dargestellt. Den Westen fordert Moskau seitdem auf, die „territorialen Realitäten“ anzuerkennen.

Zur Botschaft in Schweden scheint das allerdings noch nicht vorgedrungen zu sein. Am Dienstag veröffentlichte die Botschaft auf Twitter ein Bild, das eine Übersicht über die Benzinpreise in Europa gibt. Vermutlich wollten die Russen damit auf die günstigen Preise in Russland hinweisen – doch die Propaganda-Aktion ging nach hinten los. Die Darstellung der Ukraine in ihren ursprünglichen Landesgrenzen fiel nämlich vielen Beobachtern prompt auf.

Spott für russische Botschaft: „Ich freue mich, dass Sie die Krim und den Donbass als vollständig ukrainisch anerkennen“

„Ich freue mich, dass Sie die Krim und den Donbass als vollständig ukrainisch anerkennen“, kommentierte ein Nutzer bei Twitter. „Diese korrekte Karte der international anerkannten Grenzen der Ukraine bringt Ihnen fünfzehn Jahre Gefängnis ein, falls Sie jemals nach Putinland zurückkehren sollten“, schrieb ein anderer. „Okay. Jetzt zieht eure verdammten Soldaten von der ukrainischen Krim ab“, forderte der nächste. „Ist das ein offizielles Statement?“, fragte ein weiterer Nutzer.

Die Kommentare beziehen sich zum Teil auf eine in Russland geplante Gesetzesänderung. Landkarten, die nicht die „neue Realität“ abbilden, sollen fortan als extremistisch gelten und unter Strafe gestellt werden, das berichtete die staatlichen Nachrichtenagentur Tass Anfang Januar. So will der Kreml in Zukunft noch härter gegen Kritiker vorgehen können – unter anderem auch gegen Journalisten.

„Es ist zu beachten, dass nicht alle westlichen Quellen die Karte Russlands korrekt wiedergeben“

Gelöscht hat die Botschaft den Tweet trotz Häme und Spott bisher nicht. Stattdessen erklärten die Russen in einem weiteren Tweet, dass sie die Karte von einer ungarischen Instagramseite übernommen hätten. Schließlich probierte die Botschaft noch eine Klarstellung. „Es ist zu beachten, dass nicht alle westlichen Quellen die Karte Russlands korrekt wiedergeben“, schrieb die Botschaft bei Twitter – und stellte eine Karte dazu, auf der auch die völkerrechtswidrig annektierten Gebiete als russisch ausgewiesen werden.

Erfolgreich war die Botschaft damit allerdings nicht: Unter dem Tweet posteten viele Twitter-Nutzer prompt wieder die am Vortrag verwendete Karte – und einige Clown-Emojis. (das)

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