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Putins „Racheschlag“Kreml nennt Aktion von Kölner Neonazi als Grund für heftige Raketenangriffe

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Dennis Kapustin, alias Dennis Nikitin (links) in Ljubetschanje

Denis Kapustin alias Denis Nikitin (links) in Ljubetschanje.

Der Kreml bezeichnet Denis Kapustin und sein „Russisches Freiwilligenkorps“ als Grund für die nächtlichen Raketenangriffe auf die Ukraine. Der Neonazi lebte mehrere Jahre in Köln.

Der Kreml hat die massiven Raketenangriffe auf die Ukraine in der Nacht auf Donnerstag als Reaktion auf Aktionen des Kölner Neonazis Denis Kapustin und des „Russischen Freiwilligenkorps“ gerechtfertigt. „Als Antwort auf die am 2. März vom Kiewer Regime organisierten Terrorakte im Gebiet Brjansk haben die russischen Streitkräfte einen massiven Racheschlag geführt“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag in Moskau.

Die Ukraine dementierte in der Vorwoche eine direkte Verbindung zum „Freiwilligenkorps“, sie hat den Zusammenschluss von russischen Staatsbürgern, die gegen Wladimir Putin kämpfen, nie als Teil ihrer Streitkräfte anerkannt.

Kölner Neonazi: Russland macht Denis Kapustin für Gefechte in Brjansk verantwortlich

Am 2. März war Kapustin, der auch als Denis Nikitin bekannt ist, mit dem von ihm gegründeten „Russischen Freiwilligenkorps“ ins russische Grenzgebiet vorgedrungen – dort kam es zu Gefechten. Laut dem Kreml wurden dabei zwei Menschen getötet. Der Neonazi, der mehrere Jahre in Köln gelebt und erste Gewalterfahrungen in der hiesigen Hooliganszene gesammelt hat, hatte sich in der Folge dazu bekannt, die Grenze übertreten zu haben. Von Verletzten oder Toten wisse er jedoch nichts, sagte er der „Financial Times“.

In der Nacht hatte Russland die Ukraine landesweit mit Raketen- und Drohnenangriffen überzogen. Angaben aus Kiew zufolge wurden insgesamt 81 Raketen abgefeuert, darunter auch sechs Hyperschallraketen vom Typ „Kinschal“ (Dolch). Konaschenkow bestätigte den Einsatz der „Kinschal“-Raketen. Die Attacke habe auf die militärische Infrastruktur, Unternehmen der Rüstungsindustrie und Energieanlagen gezielt, die die Betriebe mit Strom versorgen.

Russischer Neonazi: Denis Kapustin lebte mehrere Jahre in Köln-Chorweiler

Die Ukraine hingegen vermeldete zunächst keine Treffer in militärisch wichtigen Anlagen. Stattdessen habe es mehrere Einschläge in Energieanlagen gegeben, aber auch in Wohnvierteln. Dabei seien in Lwiw und Cherson auch Zivilisten getötet worden.

Am 2. März hatten die russischen Behörden behauptet, eine „ukrainische Sabotagegruppe“ sei auf russisches Gebiet eingedrungen und habe dort zwei Zivilisten getötet. Präsident Wladimir Putin sprach von einem „Terroranschlag“ und wies seinen Sicherheitsrat an, die Grenzen besser zu sichern. Wenig später benannte Moskau Kapustin dann namentlich als Verantwortlichen für die Aktion in Brjansk.

Russland wirft Denis Kapustin auch Attentatsversuch auf Vertrauten von Wladimir Putin vor

Zu Wochenbeginn erklärte der russische Inlandsgeheimdienst FSB zudem, der Kölner Neonazi, der seit 2019 nicht mehr in den Schengenraum einreisen darf und zuletzt in Kiew gelebt hat, sei außerdem für die Planung eines Mordanschlags auf Konstantin Malofejew verantwortlich.

Malofejew ist ein russischer Oligarch und Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die russischen Behörden veröffentlichten zudem ein Video, das zeigen soll, wie eine Bombe unter Malofejews Auto platziert – und später entschärft wird. Kapustin äußerte sich zu den neusten Vorwürfen des Kreml bisher nicht. (mit dpa)

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