Laut Angaben aus London war Sergei Gorjatschew zuletzt vermutlich Chef der 35. Armee. Seine Einheit war zuvor in Butscha im Einsatz.
Kommando über Täter von ButschaRussischer Armeechef „ziemlich sicher“ getötet – Putin schweigt

Keine Stellungnahme aus Moskau: Wladimir Putins Sprecher will Berichte über den Tod eines russischen Armeechefs nicht kommentieren. Auch von Verteidigugnsminister Sergei Schoigu (vorne) gibt es keine Stellungnahme zum mutmaßlichen Tod von Sergej Gorjatschew. (Archivbild)
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Bereits am Montag gab es erste Berichte von russischen Militärbloggern, nun ist sich auch der britische Geheimdienst „ziemlich sicher“: Bei einem ukrainischen Angriff auf einen russischen Kommandoposten ist demnach zu Wochenbeginn der russische Generalmajor Sergej Gorjatschew getötet worden.
London „ziemlich sicher“: Ukraine tötet russischen Generalmajor
Der Generalstabschef der 35. Armee sei der erste russische General, der im Ukraine-Krieg dieses Jahr ums Leben gekommen sei, teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag mit. Nach diesen Angaben waren Teile der 35. Armee vergangenes Jahr am Massaker in der Kiewer Vorstadt Butscha beteiligt.
In der ukrainischen Kleinstadt hatten russische Truppen Kriegsverbrechen begangen. Nach der Rückeroberung durch die ukrainische Armee führten die Bilder aus Butscha zu weltweitem Entsetzen. Ukrainischen Angaben zufolge sind bisher 458 Leichen in der Stadt entdeckt worden, 419 wiesen demnach Schusswunden auf.
Im Juni 2022 wurde die 35. Armee, die an den Gräueltaten in Butscha beteiligt war, schließlich nahe Isjum „nahezu ausgelöscht“, heißt es im Geheimdienstbericht. Generalmajor Gorjatschew gehörte damals offenbar nicht zu den Opfern und baute seine Stellung in der russischen Armee London zufolge in der Folge sogar noch aus.
Russischer Generalmajor kommandierte Täter von Butscha
So könnte Gorjatschew zum Zeitpunkt seines Todes zu Wochenbeginn amtierender Befehlshaber der 35. Armee gewesen sein, heißt es beim britischen Militärgeheimdienst. Dafür bestehe eine „realistische Möglichkeit“.
Russische Medien berichten unterdessen bisher kaum über den mutmaßlichen Tod des Generalmajors. „Sie müssen den Verteidigungsminister danach fragen“, entgegnete der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, einer Meldung der russischen staatsnahen Nachrichtenagentur RIA Novosti zufolge am Donnerstag auf Fragen nach dem Schicksal des Generalmajors.
Sprecher von Wladimir Putin will keine Auskunft geben: „Sie müssen den Verteidigungsminister danach fragen“
Eine weitere Stellungnahme gibt es seitdem nicht. Das Verteidigungsministerium in Moskau hat die Berichte über Gorjatschew auch am Freitag nicht kommentiert. Weitere Berichte über den mutmaßlichen Tod des Generalmajors finden sich bei RIA Novosti nicht.
Der wahrscheinliche Tod Gorjatschews dürfte in Kiew als weiterer Erfolg der derzeit laufenden Gegenoffensive sein. Offiziell bestätigt ist der großangelegte Angriff der ukrainischen Armee aus Kiew bisher nicht. In den letzten Tagen konnten die Ukraine jedoch nach Einschätzung ukrainischer Experten Geländegewinne verzeichnen.
„Anfangsphase“ der Gegenoffensive: Ukrainische Armee rückt nahe Bachmut und Donezk vor
Laut ukrainischen Angaben konnten ukrainische Truppen am Donnerstag rund um die monatelang umkämpfte Stadt Bachmut militärische Erfolge verzeichnen. Auch in der Region Donezk seien Streitkräfte weiter vorgerückt, hieß es aus Kiew. Der US-Thinktank „Institute for the Study of War“ sieht in den derzeitigen Angriffen jedoch noch nicht die eigentliche Gegenoffensive.
So erklärte der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag, die Gegenoffensive „als solche“ habe noch nicht begonnen, es würden aber „offensive Aktionen“ durchgeführt. Die US-Militärexperten sehen darin einen Hinweis, dass derzeit „Bedingungen für umfassendere Gegenoffensivziele“ geschaffen werden sollen. Somit befinde man sich in der „Anfangsphase“ der Gegenoffensive.