Um EU-Sanktionen zu umgehenRussland legt sich offenbar „Schattenflotte“ aus alten Öltankern zu

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Öltanker im Meer (Symbolfoto). Russland hat laute einem Bericht über hundert Frachter gekauft.

Öltanker im Meer (Symbolfoto). Russland hat laute einem Bericht über hundert Frachter gekauft.

Die EU will gemeinsam mit internationalen Partnern eine Preisobergrenze für russisches Öl durchsetzen. Doch im Kreml hat man sich offenbar vorbereitet, um die Sanktionen zu umgehen.

Russland soll heimlich über 100 gebrauchte Tankschiffe gekauft haben, um andere Weltregionen mit Öl zu beliefern, berichtet die Zeitung „Financial Times“ unter Berufung auf den Schifffahrtsmakler Braemar und das Energieberatungsunternehmen Rystad. Mit dieser „Schattenflotte“ will Moskau offenbar westliche Ölsanktionen umgehen.

Ein Teil der Schiffe soll aus dem Iran sowie Venezuela stammen. Beide Länder stehen ebenfalls unter Sanktionen. Hintergrund der „Schattenflotte“ ist die Ölpreisbremse, die die EU nach Russlands Angriff auf die Ukraine angekündigt hatte. Nach langen Verhandlungen einigten sich die EU-Staaten am Freitag auf eine Preisbegrenzung von 60 US-Dollar pro Barrel.

G7 beschließen Preisdeckel für russisches Öl

Der Preis von umgerechnet etwa 57 Euro pro 159 Liter würde dann um bis zu 9 Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl der Sorte Urals liegen. Er soll den Plänen zufolge von Montag an gelten. Die G7 und Australien wollen sich anschließen. Russische Ölexporte sollen künftig nur noch dann ungestraft geleistet werden dürfen, wenn der Preis des exportierten Öls die Preisobergrenze nicht überschreitet. Ziel ist es, die Kriegskasse des Kreml auszutrocknen.

Die Preisobergrenze soll das bereits im Juni von der EU beschlossene Öl-Embargo gegen Russland ergänzen. Dieses sieht unter anderem vor, den Erwerb, die Einfuhr oder die Weiterleitung von Rohöl und bestimmten Erdölerzeugnissen aus Russland in die EU zu verbieten. Die Beschränkungen gelten ab dem 5. Dezember für Rohöl und ab dem 5. Februar 2023 für andere Erdölerzeugnisse.

Gekaufte Schiffe sollen Indien, China, Türkei weiter beliefern

Bei Ölexporten war Russland bislang stark von ausländischen Schiffen abhängig. Um weiter Länder wie Indien, China und die Türkei zu beliefern, baut der Kreml nun offenbar die eigene Flotte aus.

Laut Braemar ist die Zahl der anonym gekauften Frachter in diesem Jahr deutlich gestiegen. „Das sind Käufer, mit denen wir als langjährige Makler nicht vertraut sind“, sagte Anoop Singh, der bei dem Schifffahrtsmakler forscht. „Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit dieser Schiffe für Russland bestimmt ist.“

Die meisten Tanker sind demnach zwischen 12 und 15 Jahre alt. Sie müssten in den nächsten Jahren verschrottet werden, so Singh gegenüber der „Financial Times“.

Kreml äußert sich nicht

Der russische Ministerpräsident Alexander Novak hatte im März angekündigt, seine „Lieferketten“ für Öl auszubauen. Auf eine Anfrage der „Financial Times“ reagierte der Kreml den Angaben zufolge nicht. (rnd)

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