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„Dramatischer Moment“Propaganda und Drohungen – Trumps Tomahawks zeigen Wirkung in Moskau

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Ein Archivbild zeigt einen Tomahawk-Marschflugkörper in der Luft. Im Hintergrund ist ein amerikanischer F-14-Kampfjet zu sehen.

Ein Archivbild zeigt einen Tomahawk-Marschflugkörper in der Luft. Im Hintergrund ist ein amerikanischer F-14-Kampfjet zu sehen. 

Nach Putin warnt nun auch Kremlsprecher Peskow vor einer Tomahawk-Lieferung. Im Staats-TV diskutiert man Angriffe auf Polen.

Dreimal hat Kremlchef Wladimir Putin sich bereits zu einer möglichen Lieferung von amerikanischen Tomahawk-Marschflugkörpern zu Wort gemeldet – und dabei vor einer „neuen Phase der Eskalation“ gewarnt. Auf die ungewöhnlich häufigen Wortmeldungen des Kremlchefs folgt nun die nächste Warnung an den Westen – diesmal von Dmitri Peskow.

„Die Tomahawk-Frage bereitet uns große Sorgen und Präsident Wladimir Putin hat sich bereits dazu geäußert“, erklärte der Kremlsprecher gegenüber dem russischen Reporter Pawel Sarubin am Sonntag (12. Oktober). Moskau nehme alle Aussagen zu dem Thema „sorgfältig“ zur Kenntnis, führte Peskow aus und bemühte dann eine aus der Vergangenheit bekannte russische Propaganda-Erzählung.

Tomahawk-Wirbel: Kremlsprecher raunt über „schmutzige Bombe“

„Erinnern Sie sich an die Berichte unserer Geheimdienste vor anderthalb, zwei Jahren, in denen es hieß, die Ukrainer könnten eine Art sogenannte schmutzige Bombe bauen?“, fragte der Pressesprecher den Reporter und verwies darauf, dass Tomahawk-Marschflugkörper grundsätzlich auch mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden können. „Wir wissen, dass sie nuklear bewaffnet sein könnten. Was sollte die Russische Föderation davon halten?“, raunte Peskow weiter.

Die amerikanischen Marschflugkörper seien „etwas Besonderes“, hieß es weiter. „Sie haben eine große Reichweite und sind ernstzunehmende Waffen“, fügte der Kremlsprecher hinzu. „Aber gleichzeitig können sie die Situation an der Front nicht ändern“, betonte Peskow jedoch. 

Donald Trump telefoniert mit Wolodymyr Selenskyj

Die erneute Wortmeldung aus Moskau folgte auf Berichte über ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bei dem rund 30-minütigen Telefonat am Samstag hätten die beiden Staatschef auch über die Möglichkeit einer Tomahawk-Lieferung gesprochen, berichtete das US-Medium „Axios“ unter Bezug auf amerikanische Regierungskreise.

Trump hatte zuvor erklärt, dass er die Entscheidung über die Marschflugkörper nahezu getroffen habe. Es müssten jedoch noch einige Fragen mit der Ukraine geklärt werden, hieß es vom US-Präsidenten, der damit für mitunter schrille Reaktionen von russischen Propagandamedien und Warnungen von Putin gesorgt hat. 

Tomahawks sorgen für Nervosität in Moskau

In Moskau scheint angesichts einer möglichen Tomahawk-Lieferung durchaus Nervosität zu herrschen, hieß es zuletzt auch vom amerikanischen Institut für Kriegsstudien. Der Kreml bemühe sich derzeit intensiv, eine mögliche Lieferung der Marschflugkörper „als gefährliche Eskalation darzustellen, um die USA von der Lieferung solcher Waffen an die Ukraine abzuhalten“, erklärten die Analysten des US-Thinktanks.

Dafür sprechen auch die zuletzt nahezu täglichen Äußerungen von Moskauer Propagandisten und Politikern im russischen Staatsfernsehen. So brachte der russische Abgeordnete Alexei Zhuravlev zuletzt Angriffe auf Militärstützpunkte in Polen als mögliche Vergeltung für ukrainische Angriffe mit Tomahawk-Marschflugkörpern ins Spiel und verwies dabei auf Irans Reaktion auf den amerikanischen Angriff auf Atomanlagen.

Russischer Politiker bringt Vergeltungsangriff auf Polen ins Spiel

„Sie haben eine amerikanische Militärbasis angegriffen“, betonte Zhuravlev. Moskau müsse nun ebenfalls zeigen, dass es zu einer harten Reaktion bereit sei, sollten Tomahawks in Russland einschlagen. Wenn der Westen eine „Eskalation will, dann ist das deren Problem, nicht unseres“, erklärte der Duma-Abgeordnete laut der Übersetzung des „Russian Media Monitor“.

„Wir sind zwar nicht im Krieg mit den Polen, aber mit ihrem Stützpunkt in Rzeszów“, führte Zhuravlev aus. „Wenn dort etwas hineinfliegt, fangen sie an nachzudenken“, fügte er hinzu. Rzeszów dient als polnisches Militärdrehkreuz und wichtiger Versorgungspunkt für die Unterstützung der ukrainischen Armee. 

Tomahawk: Propagandisten drohen mit „Zerstörung der Ukraine“

Im Westen sei seit Kriegsbeginn nie über Waffen gesprochen worden, die später nicht auch geliefert worden seien, warnte auch TV-Moderator Wladimir Solowjow, ein glühender Kriegsunterstützer, kürzlich in seiner Sendung und drohte mit der Zerstörung der Ukraine.

Russland könne die „gesamte Ukraine zerstören“, da es dem Westen offenbar „nicht wichtig“ sei, was mit dem Land „bei unserem Vergeltungsschlag passiert“, erklärte Solowjow mit Blick auf eine mögliche Lieferung der US-Marschflugkörper und eine möglicherweise darauf folgende russische Reaktion.

Außerdem sollte Russland im Fall von Tomahawk-Angriffen auf Russland „alles Mögliche“ an Venezuela, Nordkorea und den Iran liefern, erklärte Solowow und erwähnte dabei insbesondere die Mittelstreckenrakete Oreschnik, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden kann.