Frage an den UrologenBekommt man eine Blasenentzündung, wenn man zu dünn angezogen ist?

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Junge Frau trägt bauchfrei

Wer bei niedrigen Temperaturen zu dünn angezogen ist, fängt sich eine Blasenentzündung ein – oder ist das Quatsch?

Nahezu jede Frau hatte schon einmal eine Blasenentzündung. Schnell heißt es dann: zu dünn angezogen. Aber stimmt das wirklich? Wir haben nachgefragt.

Meine Mutter sagt immer, ich soll keine bauchfreien Tops anziehen, weil ich davon eine Blasenentzündung bekäme. Stimmt das überhaupt? Mia, 17

Nahezu jede Frau kennt die Symptome einer Blasenentzündung: ständiger Harndrang, kombiniert mit starkem Brennen beim Wasserlassen, manchmal kommen noch Unterleibsschmerzen und Krämpfe dazu und gelegentlich sogar blutiger Urin und Fieber. Ausgelöst wird so eine Blasenentzündung durch Bakterien. Und in mehr als 80 Prozent der Fälle sind es Bakterien aus unserem eigenen Darm, die auf den klangvollen Namen Escherichia coli, kurz E.coli, hören.

Bis zu drei Blasenentzündungen pro Jahr sind nicht ungewöhnlich

Bis zu drei Blasenentzündungen pro Jahr sind dabei für Frauen nichts Ungewöhnliches. Kommt es häufiger dazu, sollte man dies ärztlich abklären lassen. Aufpassen sollte man auch, wenn ergänzend hohes Fieber oder Flankenschmerzen auftreten, denn dann könnte sich eine Nierenbeckenentzündung anbahnen.

Portrait des Urologen Volker Wittkamp

Der Urologe Volker Wittkamp

Aber wie kann man das Ganze jetzt verhindern? Zunächst hilft es, viel zu trinken. Das schwemmt potenzielle Krankheitserreger aus der Blase und beugt Entzündungen vor. Klingt logisch. Und warm anziehen? Tatsächlich kann die richtige Unterwäsche helfen. Umgekehrt kann die falsche Unterwäsche Blasenentzündungen aber auch erst hervorrufen. So können schlecht sitzende Tangas die Escherichia-coli Bakterien aus dem Afterbereich in die Harnröhre reiben. Ist man anfällig für Blasenentzündungen, sollte man also auf Tangas verzichten.

Kälte kann das Auftreten von Blasenentzündungen steigern

Studien haben überdies gezeigt, dass Kälte das Auftreten von Blasenentzündungen bei anfälligen Frauen steigern kann. Das Sitzen auf kaltem Stein, die nasse Schwimmkleidung oder eben das bauchfreie Top sind hier tatsächlich begünstigende Faktoren. Bei der heutigen Mode mit hochsitzenden Jeans ist das Risiko allerdings weniger hoch. Aber warum ist die Sache mit der Kälte überhaupt gefährlich? Bei Kälte wird der Unterleib weniger durchblutet, was zu einer verminderten lokalen Immunabwehr führt, und – Schwupps – schon gewinnen die Bakterien.

Zum Glück wird man die in der Regel aber schnell wieder los. Nicht immer muss dafür ein Antibiotikum geschluckt werden. Schon Ibuprofen und ausreichend Flüssigkeit können die Blasenentzündung wirksam vertreiben, ebenso wie verschiedene pflanzliche Produkte. Diese wirken teilweise auch vorbeugend. Gleiches gilt für einen Stoff namens D-Mannose. Dieser Zucker wird nicht vom Körper aufgenommen, sondern über die Nieren ausgeschieden. Bakterien in der Blase lieben das Zeug. Statt an der Blasenschleimhaut nagen sie sich quasi daran fest und werden dann samt Zucker aus dem Körper gespült.

Hilft dies auch nicht gegen regelmäßige Entzündungen der Blase, kann man sich dagegen sogar impfen lassen. Und die allerbeste Nachricht kommt ganz am Schluss: Haben Sie nie oder nur ganz selten eine Blasenentzündung, gilt all das vorhin Gesagte nicht. Dann ist bauchfrei auch aus urologischer Sicht völlig okay!

Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung. Die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald sind versiert in der Beratung rund um Liebe, Beziehung und Partnerschaft. Der Urologe Volker Wittkamp kennt sich mit allem aus, was Liebe mit unserem Körper macht – und umgekehrt. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de.

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