Schützt Biontech jahrelang vor Corona?„Die neuen Ergebnisse sind vielversprechend“

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Eine Ampulle des mRNA-Impfstoffes von Biontech.

St. Louis/Köln – Der Biontech-Impfstoff löst offenbar eine relativ langanhaltende starke Immunreaktion aus. US-Mediziner wiesen bei Geimpften noch drei Monate nach der zweiten Dosis sogenannte B-Gedächtniszellen des Immunsystems nach, wie sie im Fachblatt „Nature“ berichten. Selbiges gilt demnach für den mRNA-Impfstoff von Moderna. „Das belegt eine wirklich robuste Immunreaktion“, betont Co-Studienleiterin Rachel Presti von der Washington University School of Medicine in St. Louis.

„Die Untersuchung ist wichtig, die Ergebnisse sind erfreulich und stimmen positiv“, sagt der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer. Außerdem zeige die Studie, dass man „Antikörper-Tests nicht überbewerten und sie derzeit nicht in der Routine einsetzen sollte.“

Zellen reagieren zuverlässig auf Biontech-Impfung

Eine Impfung sei „keineswegs sinnlos, nur weil nach einer gewissen Zeit wenig oder keine Antikörper gefunden werden“. Die Zellantwort, die sich „eben nicht unmittelbar nachweisen lässt“, sei als zweiter Teil des Immunsystems von ebenso großer Bedeutung.

Forscher gehen von einem langfristigen Schutz durch die zugelassenen mRNA-Impfstoffe aus, der über Jahre anhalten könnte – sofern sich das Virus nicht grundlegend verändert. Die neue Studie lasse „erahnen, wie zuverlässig der zelluläre Schutz nach einer vollständigen Impfung tatsächlich ist“, so Fätkenheuer. Trotzdem bleibe „abzuwarten, inwiefern sich die Laborergebnisse auf die Realität übertragen lassen“. 

Auch Antikörper wirksam – gegen drei Corona-Varianten

Um zu klären, wie lange der Impfstoff vor dem Virus schützt, untersuchten die Wissenschaftler gesunde Menschen nach den beiden im Abstand von drei Wochen verabreichten Impfdosen. Das Präparat wird in den Oberarm injiziert. In den Wochen nach den Impfungen entnahmen die Forscher Menschen mehrmals Proben aus Lymphknoten der benachbarten Achselhöhle. Diese untersuchten sie auf sogenannte Keimzentren: Sie bilden die B-Gedächtniszellen der Körperabwehr und bauen im Fall einer Infektion rasch eine gezielte Abwehrreaktion auf.

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Zusätzlich analysierten die Forscher mehrfach Blutproben von 41 Geimpften, von denen acht zuvor bereits eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. Die Antikörper waren gegen sämtliche drei untersuchten Corona-Varianten wirksam: einen ursprünglichen Typ, die in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante und die in Südafrika nachgewiesene Beta-Variante. Die Delta-Variante spielte in der Studie keine Rolle.

Kölner Infektiologe: Drittimpfungen noch keine Priorität

„Die Krankheit wird immer gefährlicher, gerade für die Jüngeren“, sagt Fätkenheuer mit Blick auf die Mutationen. Aber: „Die doppelte Impfung schützt aber sehr gut – vor Infektionen und erst recht vor schweren Erkrankungen.“

Erst- und Zweitimpfungen haben für Fätkenheuer auch mit Blick auf die neuen Daten „absolute Priorität“. Für alles weitere würden derzeit gesicherte Erkenntnisse fehlen. „Die Priorität wird sich natürlich ändern, wenn wir überall ausreichend Impfdosen haben“, so Fätkenheuer weiter: „Für mich ist Stand heute allerdings völlig unklar, in welchen Intervallen und wie häufig insgesamt Nachimpfungen nötig sein werden. Hier müssen wir weitere Daten abwarten.“ (mit dpa)

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