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In Sachen LiebeMein Penis steht nicht mehr so aufrecht wie früher – Grund zur Sorge?

Lesezeit 3 Minuten
Eine Kaktuspflanze, die der Form,eines Penis ähnelt, zeigt leicht Richtung Boden

Das sah früher mal anders aus. Ist es ein Grund zur Sorge, wenn die Erektion im Laufe der Jahre ihre Richtung verändert?

Woran es liegen kann, wenn der Penis sich bei einer Erektion nicht so stark aufrichtet, erklärt Urologe Volker Wittkamp in unserer Kolumne.

Meine Erektion steht nicht mehr so wie früher. Damit meine ich nicht die Erektion an sich, sondern wie weit der Penis sich aufstellt. Kann ich dem abhelfen oder muss ich mir Sorgen machen? (Helmut, 53)

Dass es im Alter zu Erektionsproblemen kommen kann, ist wahrscheinlich weitläufig bekannt. In meiner Kolumne habe ich die sogenannte erektile Dysfunktion beschrieben und dabei körperliche von psychischen Ursachen unterschieden, aus denen der Penis nicht mehr steif wird oder steif bleibt. Bei den physiologischen Gründen spielen die üblichen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes häufig eine Rolle. Dem Testosteron-Spiegel, dessen Sinken im Alter ebenfalls zu schwächelnden Erektionen führen kann, kann man mit gesunder Ernährung, Sport und Abnehmen aufhelfen.

Volker Wittkamp

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Ihrer Schilderung entnehme ich aber, dass Sie kein Problem damit haben, dass ihr bestes Stück nicht mehr stünde. Vielmehr wundern Sie sich – wie viele Männer – darüber, dass „er“ nicht mehr so steht wie früher. Genauer gesagt, geht es um den Winkel, den der Penis im erigierten Zustand mit der Längsachse des Körpers bildet. In jungen Jahren ist es durchaus normal, dass der Penis bei der Erektion fast schon am Bauch anliegt. Im Laufe der Jahre wird dieser Winkel – vom erigierten Zustand her gedacht – immer größer. Aus dem spitzen Winkel wird zunächst ein rechter Winkel, das heißt, der Penis steht gerade nach vorne ab. In noch späteren Jahren kann er dann sogar nach unten zeigen. Und das bei gleich harter Erektion.

Schuld daran ist das liebe Bindegewebe. Dieses verliert in den Jahren an Elastizität, und der den Penis haltende Bandapparat leiert aus. Das ist so ähnlich wie mit dem Keilriemen oder den Stoßdämpfern beim Auto. Nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass man das zuständige Teil im Körper nicht einfach wegen Verschleiß austauschen und dafür womöglich noch eine Garantieleistung des Herstellers geltend machen kann.

Mehr Flexibilität kann auch Vorteile haben

Das muss man aber auch nicht, denn die Funktion des Penis wird durch den Winkel, in dem er bei der Erektion absteht, kein bisschen beeinträchtigt, im Gegenteil. Teilweise werden durch die zunehmende Flexibilität mehr Stellungen möglich. Zudem sorgt der besagte Verschleiß dafür, dass der Penis etwas weiter aus dem Körper hervortritt, also länger wird. Jedoch wird das in den meisten Fällen wegen des zunehmenden Bauchumfangs optisch nicht deutlich.

Übrigens: Der Bandapparat, von dem ich hier schreibe, ist jener, der bei einer Operation zur Penisverlängerung operativ durchtrennt wird, eben damit mehr Penis zum Vorschein kommt. Theoretisch könnte man im Umkehrschluss den Penis mittels einer Naht auch wieder weiter in Richtung des Schambeins befestigen, um den Erektionswinkel aus der Jugend wiederherzustellen. Schließlich werden mittlerweile ja selbst Hodenstraffungen angeboten.

Allerdings ist mir nicht bekannt, dass meine Kollegen einen Eingriff zur Verbesserung des Erektionswinkels im operativen Portfolio hätten. Meiner Meinung nach ist das auch nicht nötig. Es sei denn, es bestünde aufgrund dieses Phänomens ein enormer Leidensdruck. Ich wünsche Ihnen, dass es bei Ihnen dazu nicht kommt, sondern dass Sie Ihren Penis beim Sex auch im rechten oder stumpfen Winkel gut eingesetzt wissen.


Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung. Die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald sind versiert in der Beratung rund um Liebe, Beziehung und Partnerschaft. Der Urologe Volker Wittkamp kennt sich mit allem aus, was Liebe mit unserem Körper macht – und umgekehrt. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de.

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