Die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung steigen immer weiter. Reformen müssen bei den ineffizienten Strukturen ansetzen.
GesundheitssystemWer Leistungskürzungen vorschlägt, hat keine Ahnung


Tür zu dem Wartebereich für Patienten und Patientinnen in einer Arztpraxis in Düsseldorf. (Symbolbild)
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Wem als Sparmaßnahme für die gesetzliche Krankenversicherung als erstes Leistungskürzungen einfallen, hat sich bisher nicht die Mühe gemacht, sich intensiver mit den Problemen im Gesundheitswesen zu beschäftigen.
Denn auf die Anschlussfrage, welche Leistungen konkret gestrichen werden sollten, folgen zumeist untaugliche Vorschläge.
Gesundheitssystem: Wo soll gekürzt werden?
Sportunfälle ausnehmen? Ja klar, warum sollte die Solidargemeinschaft für verletzte Paraglider oder Taucher aufkommen? Dumm nur, dass Sport als gesund gilt und die meisten Unfälle bei Volksaktivitäten wie dem Fußball passieren.
Oder das britische System übernehmen, wo Operationen für Ältere eingeschränkt sind, weil es eine strenge Kosten-Nutzen-Bewertung gibt? Abgesehen davon, dass das unmenschlich ist, wäre es in einem Land, dass nicht einmal Einschränkungen für greise Autofahrer kennt, politisch nicht durchsetzbar.
Das Gesundheitswesen ist ineffizient
Nein, der Grund für die hohen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen ist nicht der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Das deutsche Gesundheitssystem arbeitet schlicht ineffizient, wofür die Patientinnen und Patienten nichts können. Sie werden sich selbst überlassen und nicht durch das System dirigiert.
Wir leisten uns europaweit die höchste Krankenhaus- und Bettendichte, während aber jedes dritte Klinikbett leer steht. Wir bezahlen für die Gesundheitsleistungen Preise, die sich von der Einnahmeentwicklung völlig abgekoppelt haben. Das gilt nicht nur für die Honorare der Ärzte, sondern insbesondere für Arzneimittel. Bei diesen Fragen müssen Reformen ansetzen.
Nur in einem Punkt wären Einschnitte für die Versicherten akzeptabel: Wer sich nicht an das geplante Primärarztsystem halten, also weiterhin direkt zum Facharzt oder in die Notaufnahme gehen will, sollte spürbar mehr zahlen. Wer sich kostenbewusst verhält, muss hingegen keine Mehrbelastung fürchten. (red)

