Stiftung WarentestJedes zweite Olivenöl ist mangelhaft

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Olivenöl ist das wohl am häufigsten manipulierte Agrarprodukt.

Olivenöl ist das wohl am häufigsten manipulierte Agrarprodukt.

Berlin – Jedes zweite Olivenöl mit der angegebenen Güteklasse „nativ extra“ hat laut der Stiftung Warentest Mängel. Die Tester prüften 26 Produkte, 13 von ihnen erhielten die Note mangelhaft („test“-Ausgabe 2/2016). 3 Olivenöle wurden mit ausreichend bewertet, 9 fielen befriedigend aus, und nur 1 bekam die Note gut. Die Tester monierten etwa, dass einige Produkte ranzig oder modrig schmeckten. Außerdem kritisierten sie zu hohe Schadstoffbelastungen und falsche Angaben auf dem Etikett.

So fanden die Tester in vier Ölen aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MOAH), die im Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu sein. Ein Produkt enthielt laut „test“ Mineralöl-Kohlenwasserstoffe vom Typ MOSH. Diese gelten als kritisch, weil sie sich im Körper anreichern können.

Häufigstes manipuliertes Agrarprodukt

„Nativ extra“ ist die höchste Güteklasse bei Olivenölen und soll für einen besonders guten Geschmack stehen. Laut „test“ hätten sieben der Produkte nicht mit dieser Kennzeichnung verkauft werden dürfen.

Olivenöl sei das wohl am häufigsten manipulierte Agrarprodukt, meint auch Silke Schwartau, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Für den Verbraucher sei es kaum zu erkennen, was wirklich in der Flasche steckt. „Olivenöl hat im Moment ein Imageproblem“, sagt sie. Das sei schade, denn es handle sich um ein eigentlich sehr gesundes und leckeres Lebensmittel. Auch die Experten von Stiftung Warentest finden: Ganz auf Olivenöl verzichten sollte niemand.

Alternative Rapsöl

Eine verbesserte Aufsicht und strengere Kontrollen würden helfen, sagt Schwartau. „Oft wird es auch viel zu günstig angeboten, vieles läuft bei der Ernte zum Beispiel händisch, das hat seinen Preis.“ Zwar kostet das mit der Note gut bewertete Produkt aus dem Test 40 Euro pro Liter - ein hoher Preis ist aber generell kein Qualitätsgarant. So kostete das schlechteste Produkt im Test ebenfalls 40 Euro pro Liter.

Zwar hat kein anderes Öl den typischen Geschmack eines Olivenöls, wer aber mal eine Alternative probieren möchte, dem empfiehlt Schwartau Rapsöl. Es ist relativ geschmacksneutral, eignet sich zum Braten, und es gibt regionale Produkte.

Stiftung Warentest zufolge sind folgende Olivenöle mit den potenziell krebserregenden und erbgutverändernden aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet:

  • Alnatura Italienisches Oliven Öl nativ extra D.O.P. Dauno Gargano g. U. (Bio)

  • Gaea Region Kalamata Peleponnes Natives Olivenöl extra - Herdade Paço do Conde Portugal Natives Olivenöl extra („hoch belastet“)

  • L'Estornell Arbequina-Picual Natives Olivenöl extra („hoch belastet“, verkauft u.a. via Amazon)

  • Livio Natives Olivenöl extra 100% griechische Koroneiki-Oliven („hoch belastet“)

  • Mani Bläuel Kalamata g. U. Olivenöl nativ extra (Bio, „hoch belastet“)

Alnatura Italienisches Oliven Öl nativ extra D.O.P. Dauno Gargano g. U. (Bio)

Gaea Region Kalamata Peleponnes Natives Olivenöl extra - Herdade Paço do Conde Portugal Natives Olivenöl extra („hoch belastet“)

L'Estornell Arbequina-Picual Natives Olivenöl extra („hoch belastet“, verkauft u.a. via Amazon)

Livio Natives Olivenöl extra 100% griechische Koroneiki-Oliven („hoch belastet“)

Alle 26 getesteten Olivenöle waren den Testern zufolge mit gesättigten Mineralölen (MOSH) kontaminiert die sich im Körper anreichern und Organe schädigen können. Zuletzt hatte die Marke „Lafer. Lecker. Leben“ im Januar wegen hoher MOAH-Werte den Verkauf einer Pfeffer-Spezialität („Malabar-Pfeffer schwarz“) gestoppt.

Ebenfalls im Januar kritisierte Ökotest Dr.-Oetker-Produkte aufgrund von MOSH-Belastungen. Im Dezember 2015 wurde aufgrund von Analysen des bayerischen Landesgesundheitsamtes bekannt, dass mehrere Schokoladen-Adventskalender mit MOSH und MOAH verunreinigt waren. Zuvor hatte foodwatch Ende Oktober die Ergebnisse eines umfangreichen Labortests mit 120 Produkten aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden veröffentlicht.

In Deutschland waren demnach 31 von 42 Produkten (74 Prozent) mit gesättigten Mineralölen (MOSH) verunreinigt. Jedes fünfte getestete Lebensmittel (9 von 42) war zudem mit den besonders kritischen aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet. (dpa/red)

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